Mittelalter, 100 Bilder - 100 Fakten
Truppenführern und Legaten, einheimischen Baronen und sizilischen Sarazenen, es erlebte Intrigen, Brutalitäten und litt zeitweilig wohl auch materielle Not. Misstrauen, Härte und Verschlagenheit, die später seinen Charakter kennzeichnen sollten, dürften in dieser bitteren Jugendzeit ausgebildet worden sein.
Mit 14 Jahren wurde er aus der päpstlichen Vormundschaft entlassen. Es gelang ihm, Adelsaufstände in Sizilien niederzuwerfen und sich in seinen Ländern zu etablieren. Sein Leben lang blieb das Reich in Unteritalien, das er zu einem leistungsfähigen, straff geführten Beamtenstaat umbaute, die eigentliche Basis seiner Herrschaft. Spärlich dagegen seine Anwesenheiten in Deutschland. Immerhin sicherte Friedrich sich 1212 die deutsche Königskrone und setzte auch 1220 die Wahl seines minderjährigen Sohnes Heinrich (VII.) durch.
Im Kirchenbann
Friedrichs bisher gutes Verhältnis zu den Päpsten trübte sich Mitte der 1220er Jahre. Das lag daran, dass er die alten kaiserlichen Rechte in Oberitalien wieder in Kraft setzten wollte und mit den lombardischen Städten, den alten Verbündeten des Papsttums, aneinander geriet, hauptsächlich aber daran, dass er den lange versprochenen Kreuzzug schuldig blieb. Als er ihn endlich 1228 antrat, lastete schon der Kirchenbann auf ihm. Zwar wurde das Unternehmen ein Erfolg, dank geschickter Diplomatie konnte Friedrich in Jerusalem einziehen, aber zurückgekehrt, musste er sogleich gegen päpstliche Truppen ziehen, die in Apulien eingefallen waren. Mit dem Bann, den Papst Gregor IX. im März 1239 über Friedrich aussprach, setzte ein Propagandakrieg von bisher unbekannten Dimensionen ein.
Auf dem Konzil von Lyon (Juli 1245) verkündete Papst Innozenz IV. die Absetzung des Kaisers. In Deutschland wählte die päpstliche Partei den Landgrafen Heinrich Raspe zum Gegenkönig, und als dieser 1247 starb, den Grafen Wilhelm von Holland. Im Begriff, zur Generalabrechnung mit seinen Widersachern im Norden aufzubrechen, verstarb er am 13. Dezember 1250 in Fiorentino bei Lucera (Apulien) an einer ruhrähnlichen Krankheit.
Förderer von Kunst und Wissenschaft
An Friedrichs II. Hof gingen Gelehrte aller Fachgebiete ihren Forschungen nach. Der Kaiser beschäftigte sich mit antiker und arabischer Philosophie und Naturlehre und verfasste ein Buch über die Falkenjagd. Er soll neun Sprachen gesprochen und sieben schriftlich beherrscht haben. Die Dichtkunst blühte, der Staufer steuerte auch selbst Canzonen in der Landessprache bei, auf ihn wird die Entstehung der italienischen Dichtungssprache zurückgeführt. Mit Bauten wie dem Jagdschloss Castel del Monte schrieb er sich in die Kunstgeschichte ein
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Friedrich II. und sein Falkenmeister. Das Widmungsbild schmückt die Handschrift von Friedrichs Werk über die Kunst mit Vögeln zu jagen. Der Stauferkaiser zeigt sich darin als kundiger Naturbeobachter
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(c) dpa/Picture Alliance, Frankfurt am Main
Kaufmannschaft als führendes Element
Kampf der Städte um die Selbständigkeit (11./12. Jh.)
Noch um das Jahr 1000 wurde in Europa weitgehend Naturalwirtschaft betrieben: Man tauschte Ware gegen Ware, Geld gab es nicht. Aber ausgehend vom wirtschaftlich fortgeschrittenen Oberitalien änderten sich die Verhältnisse: Das Geld hielt seinen Einzug in Mitteleuropa. Die Städte machten auch hierbei den Vorreiter. In ihnen sammelte sich der Reichtum der neuen Zeit.
Aus kleinen Orten, die sich nur zu Marktzeiten oder „Messen“ (so genannt wegen des Zusammenhanges mit Heiligenfesten) gefüllt hatten, waren Städte mit einer dauernd sesshaften Bewohnerschaft geworden. Die Städte erhielten Zuzug von Landbewohnern, die es leid waren, für ihre Grundherren zu ackern und auch noch alle möglichen Dienste für sie zu leisten.
Bürger schieben Stadtherren beiseite
In den Städten gab es zwar ursprünglich auch überall Stadtherren, die die Bewohner als ihre Hörigen betrachteten, aber die Entwicklung des Handwerks und des Handels machte die Menschen selbständiger. Die Stadtherren, meistens Bischöfe, förderten dies in der Regel auch, denn auch sie profitierten von den höheren Einkünften. Schließlich aber schoben die Bürger ihre Stadtherrn beiseite und nahmen ihre Sache selbst in die Hand. Das war im 11. und 12. Jahrhundert an vielen Orten der Fall. Die Bürger bildeten eine Verteidigungsgemeinschaft, jeder hatte die Pflicht, sich mit der Waffe in der Hand für das Gemeinwesen einzusetzen. Die Städte verwalteten sich selbst, zumeist führte
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