Mittelalter, 100 Bilder - 100 Fakten
sind die vier antiken Bronzerosse an der Westfassade des Markusdoms in Venedig; die standen vorher in der Stadt am Bosporus.
Im Schutze eines gewaltigen Mauerrings konnte sich Konstantinopel über Jahrhunderte seine Stellung als Handels- und Kulturzentrum erhalten. Noch heute sind Teile der Stadtbefestigung erhalten, die Kaiser Theodosius 413–439 anlegen ließ
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Gottgewollte Ordnungen
Ständegesellschaft
Den Menschen des Mittelalters schienen die gesellschaftlichen Strukturen dem Willen der Schöpfung zu entsprechen. Zahlreiche lateinische und volkssprachliche Werke, verfasst zumeist von Geistlichen, suchten die Gesetzmäßigkeiten zu benennen, die das harmonische Zusammenwirken der einzelnen Teile regelten. Dabei gingen diese Ständelehren, -predigten und -spiegel gewöhnlich von einem Idealbild aus, beschrieben die Gesellschaft nicht wie sie war, sondern wie sie sein sollte.
Klassenzugehörigkeit per Geburt
In der noch weitgehend agrarisch bestimmten Gesellschaft des hohen Mittelalters war die Unterscheidung zwischen „potentes“ und „pauperes“ üblich. Potentes waren die, welche die Macht hatten, Herrschaft ausübten und Schutz zu gewähren vermochten. Pauperes dagegen die, welche keine Macht hatten und an der Herrschaftsausübung nicht teilnahmen. Arm, wie „pauper“ im Wortsinn meint, mussten sie nicht unbedingt sein, nur eben leibeigen und an die Scholle gebunden. Man wurde als „potens“ oder als „pauper“ geboren und daran änderte sich nichts, eine Vermischung durch Heirat kam nicht in Frage.
Des Todes Tanz
Die im Spätmittelalter beliebten Totentänze, sowohl gemalte wie gedichtete, in denen der Tod ohne Erbarmen an alle herantritt, seien sie Kaiser oder Bettelmann, enthalten immer die Mahnung: Denkt an das Ende, der Tod macht alle gleich. Dies vorausgeschickt, liefern sie aber auch ein genaues Abbild der gesellschaftlichen Gliederung. So erscheinen z.B. in dem 1489 in Lübeck gedruckten Totentanz als Dialogpartner des Knochenmannes nacheinander Papst, Kaiser, Kaiserin, Kardinal, Bischof, Herzog, Abt, Ordensritter, Mönch, Ritter, Domherr, Bürgermeister, Arzt, Junker, Klausner, Bürger, Student, Kaufmann, Klosternonne, Zunfthandwerker, Werkmeister, Bauer, Begine (in einer klosterähnlichen Gemeinschaft lebende Frau), Kriegsknecht, Jungfrau, Handwerksgeselle, Amme mit Kind
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Getrennt von den beiden Gruppen stand die Geistlichkeit, in der die Zugehörigkeit nicht durch Geburt geregelt wurde, sondern durch Eintritt. Ein Leibeigener, der Priester wurde, musste von seinem Herrn freigelassen werden. Der Zölibat, das Gebot der Ehelosigkeit, sicherte der Geistlichkeit ihre Exklusivität. Man spricht daher heute auch von einer Priesterkaste, während „Stand“ am besten auf die Herrenschicht der Potentes und „Klasse“ auf die leibeigenen Pauperes passt. Gesellschaftliche Mobilität gab es durchaus, man denke etwa an die sogenannten Ministerialen, ehemals Unfreie, die es als Reichsbeamte in die Kreise des Adels schafften.
Luxus- und Kleiderordnungen
Im Spätmittelalter ergaben sich durch die Entwicklung in den Städten neue Schichtenmodelle. Ungeheurer Reichtum wurde hier angehäuft, an dem die Menschen ungleich teilhatten. Das soziale Spektrum reichte von den Tagelöhnern über Handwerker und Kaufleute bis zum Patriziat. Sorgfältig versuchte man, Grenzen zwischen den einzelnen Gruppen der Stadtbevölkerung zu ziehen. Luxus- und Kleiderordnungen schrieben haarklein vor, wie viel Aufwand jeder treiben durfte, ohne die Vorrechte der jeweils nächsthöheren Schicht zu verletzen. „Stände“ nannte man seit dem Spätmittelalter auch die politischen Repräsentationsorgane, die in den europäischen Staaten dem Königtum gegenübertraten. Es wiederholte sich die bekannte Dreiteilung. Der Adel bildete den ersten, die Geistlichkeit den zweiten, das Bürgertum den dritten Stand, wobei die ersten beiden Stände sich den Löwenanteil an der Macht sicherten.
Unter dem Initial C sind die drei Stände Klerus, Adel, hier präsentiert durch einen Ritter, und Bauer zu sehen. Französische Buchmalerei der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts
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Luxusgüter und Massenware
Der Fernhandel
Im Frankenreich hatte sich der wirtschaftliche Schwerpunkt seit dem 7. Jahrhundert vom Südwesten und der mittelmeerischen Küstenregion nach Nordwesten ins Gebiet von Rhein, Maas und Schelde verlagert. Nord- und Ostsee kamen in den Blick des Abendlandes. Der
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