Mittelalter, 100 Bilder - 100 Fakten
völlig vom Kampf gegen den Stauferkaiser in Anspruch genommen. Erst unter Innozenz IV. nahm die Kirche sich des Mongolenproblems gründlicher an. Auf dem Konzil von Lyon (1245) wurde beschlossen, Gesandtschaften loszuschicken, die die Mongolen zur Einstellung aller Angriffe und zur Annahme der Taufe bewegen sollten. Die Emissäre brachten wertvolle Nachrichten zurück, mit denen der bisher in Europa grassierenden Ahnungslosigkeit bezüglich der Völker Asiens ein wenig abgeholfen werden konnte, aber zu einem befriedigenden Austausch kam es nicht, da die Mongolen vom Papst Unterwerfung und Anerkennung ihrer Weltherrschaft forderten, die Kirche dagegen den Übertritt zum Christentum als erste Bedingung einer künftigen Allianz stellte.
Mongolen und Kreuzfahrer
Während die Mongolen im Abendland nur als Wiedergänger der Hunnen aus der Zeit der Völkerwanderung galten, sah die Sache für die Christen im Heiligen Land anders aus: Die Mongolen schickten sich an, die islamischen Reiche zu zertrümmern. Auf Christen hatten sie es nicht abgesehen, sie waren sogar zum Teil selbst welche. Gerade unter den Mongolen, die im Orient vormarschierten, befanden sich viele sogenannte Nestorianer, Anhänger einer in Persien beheimateten christlichen Sekte. 1258 fiel Bagdad, 1259 erschienen die Mongolen in Syrien. Gegen sie rückte die Streitmacht der ägyptischen Mamelucken heran. Die christlichen Ritter in Palästina konnten sich auf keine klare Parteinahme einigen, schließlich entschieden sie sich dafür abzuwarten, wie der Kampf zwischen Muslimen und Mongolen ausgehen würde. In der Entscheidungsschlacht von Ain-Dschalud im September 1260 siegten die Muslime. Die Mongolen zogen sich aus dem Vorderen Orient zurück
.
Die nächsten Invasionen der Mongolen galten dann nicht mehr dem Abendland, sondern dem Orient.
Die Mongolen an den Grenzen des Abendlandes: In der Schlacht von Liegnitz in Schlesien besiegten sie 1241 ein polnisch-deutsches Ritterheer. Die Abbildung „Große Niederlage der Christen, so sie von den Tataren erlitten“ stammt von Matthäus Merian d.Ä., 1630. Mongolen und Tataren wurden damals in eins gesetzt
.
(c) akg, Berlin
Aufstieg des „armen kleinen Grafen“
Rudolf von Habsburg beendet das Interregnum (1273)
Im Mai 1254 starb in Italien Konrad IV., der Sohn Kaiser Friedrichs II. Die Zeit vom Tod des letzten Staufers, der die deutsche Königskrone trug, bis zum Beginn der Regierung Rudolfs I. von Habsburg (1273) wird als Interregnum, Zwischenherrschaft, bezeichnet. Das ist nicht ganz korrekt, der deutsche Thron war durchaus besetzt, manchmal sogar mit zwei Herrschern gleichzeitig: Nach dem Tod des 1247 gegen Konrad aufgestellten Wilhelm von Holland wurden 1257 Richard von Cornwall († 1272) und Alfons X. von Kastilien († 1284) in zwiespältiger Wahl zu Königen erhoben. Allerdings ließ sich Richard nur einige Male in Deutschland sehen, und Alfons überhaupt nicht.
Fürsten profitieren
Das Fehlen einer starken Königsgewalt während des Interregnums kam den deutschen Fürsten zugute, die Reichsgut und politische Rechte an sich zogen und ihre Landesherrschaften ausbauten. Es nützte auch den Städten, die erste Zusammenschlüsse organisierten, um den Landfrieden zu erhalten und sich gegen Zollforderungen zu sichern.
Der Mann, den die deutschen Fürsten 1273 zum König wählten, war schon äußerlich ein Kind der neuen bürgerlichen Zeit. Im grauen Wams trat er auf. Derbheit, Tüchtigkeit und Sparsamkeit zeichneten ihn aus. Von der Gloriole des Rittertums wusste er nichts mehr, Minnesänger fanden an seinem Hof kein Gehör, er bevorzugte lieber die bürgerlichen Meister.
Rudolf I. von Habsburg besaß Ländereien im Aar- und Zürichgau sowie im Elsass und im Breisgau. An der Aare, bei Brugg, stand auch der Stammsitz seines Geschlechtes, die Habsburg. Im deutschen Südwesten galt er als der vermögendste Territorialherr. Dennoch konnte er sich kaum mit der Macht Ottokars II. von Böhmen, seines mächtigsten Widersachers messen, der sich über den „armen kleinen Grafen“ lustig machte und sich weigerte ihm zu huldigen. Indem Rudolf jedoch seinem Gegner den unrechtmäßigen Besitz von Reichslehen nachwies, gelang es ihm Ottokar politisch zu Fall zu bringen. In der Schlacht auf dem Marchfeld bei Dürnkrut 1278 besiegte er ihn auch militärisch.
Konradins Tod
In der Zeit des Interregnums ereignete sich in Italien die Tragödie des letzten Staufers: Konradin, Enkel des Kaisers Friedrich II., zog 1267
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