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Mittelalter, 100 Bilder - 100 Fakten

Mittelalter, 100 Bilder - 100 Fakten

Titel: Mittelalter, 100 Bilder - 100 Fakten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Barth
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1860
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    (c) dpa/Picture Alliance, Frankfurt am Main

Ende der christlichen Herrschaft in Palästina
Der Fall von Akkon (1291)
    Ende des 13. Jahrhunderts war das Königreich Jerusalem infolge der muslimischen Offensiven auf einige Hafenstädte an der Mittelmeerküste geschrumpft. Die bedeutendste unter ihnen war Akkon. Im April 1291 erschien eine riesige Streitmacht der Mamelucken aus Ägypten vor der Stadt, es sollen 60 000 Berittene und 160 000 Mann Fußvolk gewesen sein. An die hundert Belagerungsmaschinen gingen in Stellung, darunter zwei Katapulte namens „der Siegreiche“ und „der Wütende“ und leichte Steinschleudern von besonderer Wirksamkeit, genannt „die schwarzen Ochsen“. Tag für Tag flogen Steine sowie Spreng- und Brandsätze aller Art gegen die Mauern, dazu Wolken von Pfeilen, und unter der Erde schoben sich zahllose Minengänge an die Fundamente der Befestigungen heran.
Ordensritter vergessen Rivalitäten
    Die Christen waren zahlenmäßig weit unterlegen, die Zivilbevölkerung mochte 30 000 bis 40 000 Menschen betragen, dazu kamen nicht mehr als 800 Ritter und 14 000 Fußsoldaten. In seinem letzten Kampf auf palästinensischem Boden aber wuchs das abendländische Kriegertum noch einmal über sich selbst hinaus. Templer, Johanniter und Deutscher Orden, die sich in Akkon zuvor häufiger in die Haare geraten waren, kämpften Seite an Seite, als hätte es zwischen ihnen nie Konkurrenz gegeben. In der ersten Maihälfte zeigte die Wühlarbeit der muslimischen Pioniere Wirkung, mehrere Türme stürzten ein. Am Freitag, dem 18. Mai, bei Tagesanbruch, begann der allgemeine Sturm. Unter Trompetengeschmetter und den dröhnenden Schlägen von dreihundert kamelberittenen Trommlern drangen die Angreifer gegen die Befestigungen vor. Um einzelne Abschnitte wurde stundenlang gerungen, schließlich gewannen die Muslime durch das St.-Nikolaus-Tor Zugang zur Stadt. Der Kampf setzte sich in den Straßen fort.
    Kinder unterwegs
    In der an Bizarrerien nicht armen Geschichte der Kreuzzüge sticht ein Ereignis besonders heraus: der Kinderkreuzzug von 1212. Legenden ranken sich darum, Dichter haben sich an dem Stoff versucht, obwohl – oder vielleicht gerade weil – die zeitgenössischen Quellen fast gar nichts dazu sagen. Ein Jugendlicher, Nikolaus aus Köln, wird als Anführer genannt. Er sammelte zu Ostern oder Pfingsten 1212 seine Scharen, und im August kam der Zug in Genua an. Geld für einen Schiffstransport hatte keiner, das Meer würde sich ja vor ihnen öffnen, so glaubten sie. Wo die Tausende dann abblieben, als das Meer sich nicht öffnete, ist ungewiss. In die Heimat kehrten nur wenige zurück. Nikolaus war nicht darunter. Ein Teil gelangte zum Heiligen Vater nach Rom. Innozenz III. soll gesagt haben: „Diese Knaben beschämen uns. Sie ziehen aus, um das Heilige Land zu erobern, und wir schlafen.“
Ungeduld des Sultans
    Der letzte Akt spielte sich im Ordenshaus der Templer ab. Hierhin hatten sich die überlebenden Tempelritter und eine Anzahl von Bürgern geflüchtet. Wieder traten des Sultans Pioniere in Aktion, sie untergruben eine ganze Seite des Gebäudes. Als die Mauern zu wanken begannen, trieb der ungeduldige Sultan zweitausend Mann zum Angriff hinein. Unter ihrem Gewicht brach das Bauwerk völlig zusammen und begrub dabei Freund und Feind unter sich. Das geschah am 28. Mai 1291.
    Akkon wurde von den Muslimen planmäßig entvölkert und verwüstet. Als ein deutscher Pilger vierzig Jahre später den Ort aufsuchte, fand er vom Glanz und Reichtum der letzten Hauptstadt Outremers nichts mehr vor. Zwischen den Trümmern der alten Paläste weideten die Schafe und Ziegen einiger armer Bauern und Hirten.

Der Vogelschauplan (Holzstich von 1859) rekonstruiert das Erscheinungsbild des Kreuzfahrerstützpunktes Akkon. Am Nordende der Bucht von Haifa gelegen, bot der Hafen als einziger an der Küste Palästinas der Schifffahrt Schutz bei jedem Wetter
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    (c) akg, Berlin

Von Palästina nach Preußen
Der Deutsche Orden
    Im Heiligen Land bildeten sich während der Kreuzzüge religiös-militärische Gemeinschaften, die Ritterorden. Sie sahen ihre Aufgabe in der Pflege der Kranken und Schwachen, im Schutz der Pilger und im Kampf gegen die Glaubensfeinde. Den Anfang machten 1120/29 die Templer. Ihnen folgten die Johanniter (nach 1135). Als letzter wurde Ende des 12. Jahrhunderts der Deutsche Orden gegründet.
Statuten vom Papst bestätigt
    Er entstand aus einer Hospitalbruderschaft, die sich während der Belagerung

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