Mittelalter, 100 Bilder - 100 Fakten
als Sechzehnjähriger mit einer Schar deutscher Ritter nach Süden, um das sizilische Königreich wieder zu erobern, das inzwischen an den vom Papst unterstützten französischen Grafen Karl von Anjou gefallen war. Das deutsche Heer traf am 23. August 1268 bei Tagliacozzo auf die französischen Truppen und unterlag. Konradin floh mit wenigen Getreuen. Bei Astura an der Küste südlich von Anzio wurde er Anfang September gefangengenommen und an Karl von Anjou ausgeliefert, der ihn in Neapel als „Räuber, Empörer, Aufwiegler und Verräter“ zum Tod verurteilen ließ. Zusammen mit seinem Freund Friedrich von Österreich und einigen anderen Gefährten musste Konradin das Blutgerüst besteigen. Nach dem Bericht eines Chronisten waren seine letzten Worte ein Gedenken an seine Mutter Elisabeth von Wittelsbach: „O Mutter, welches Leiden bereite ich dir!“
Hausmacht im Südosten
Danach wurden die territorialen Verhältnisse neu geregelt: Der Sohn des im Kampf gefallenen Ottokar, Wenzel, durfte Böhmen und Mähren behalten. Österreich und Steiermark gingen an die beiden Söhne Rudolfs I., Albrecht I. und Rudolf. Das legte den Grund für die habsburgische Hausmacht im Südosten des Reiches, die bis 1918 dauern sollte.
Rudolf von Habsburg setzt den Landfrieden ein und verurteilt die Raubritter. Gemäldeentwurf von Julius Schnorr von Carolsfeld für die Fresken in der Münchener Residenz, um 1838
.
(c) dpa/Picture Alliance, Frankfurt am Main
Von der Selbstversorgung zur Produktion für den Markt
Das Handwerk
Auf dem Land – und dort lebten im Mittelalter die meisten Menschen – stand die Selbstversorgung im Vordergrund. Das galt nicht nur für Ernährung, Unterbringung, Wärme und Licht. Auch was der Mensch an Werkzeug, Arbeitsgerät, Haushaltwaren und Kleidung brauchte, stellte er sich zumeist selbst her. Diese Form des Handwerks als bäuerliche Nebentätigkeit wird in Zinsregistern sichtbar, etwa wenn abhängigen Bauern auferlegt wurde, fertige Backwaren, gesägte Bretter oder gewebte Leintücher abzugeben.
Dort aber, wo Menschen in größerer Zahl zusammenlebten, in den Klöstern, den großen Gutshöfen und in den Städten, kam es zur Ausbildung von differenzierten Handwerken. Spezialisten, die von der täglichen Nahrungsmittelbeschaffung befreit waren, widmeten sich der Herstellung oder Bearbeitung bestimmter Güter, die am Ort Verwendung fanden oder auf Märkten in der Nachbarschaft verkauft bzw. vom Handel weitervertrieben wurden.
Der Klosterplan von St. Gallen aus dem Jahr 820 (siehe S. 13) – zwar ein Idealgrundriss, aber wahrscheinlich nicht weit entfernt von der Wirklichkeit der damaligen Welt – zählt die verschiedenen Handwerke auf, die zu einem ökonomischen Zentrum gehören konnten: Schuster, Sattler, Schwertfeger, Schildmacher, Drechsler, Gerber, Goldschmiede, Eisenschmiede und Walker sind mit ihren Werkstätten in einem großen Gebäude versammelt, das nur einen einzigen Eingang besitzt, offenbar, um die Auslieferung fertiger Waren kontrollieren zu können. Abseits davon befinden sich noch Werkstätten für weitere Drechsler sowie für Böttcher und Küfer, die vermutlich für die Klosterbrauerei arbeiten. Eine andere Quelle nennt als Beschäftigte auf den Reichshöfen Grob-, Gold und Silberschmiede, Schuster, Drechsler, Stellmacher, Schildmacher, Fischer, Falkner, Seifensieder, Brauer, Bäcker, Netzmacher „und sonstige Dienstleute, deren Aufzählung zu umständlich wäre“.
Zünfte
Handwerkergenossenschaften in den Städten nannte man im Mittelalter Zünfte. Zugrunde lag solchen Zusammenschlüssen stets ein Eid, den sich die Genossen untereinander schworen. Kennzeichen der Zünfte war die Selbstverwaltung. Die Qualitätskontrolle der hergestellten Waren war Sache der Zunft; wer sie auf dem Markt verkaufen wollte, musste Mitglied einer Zunft sein und sich die Aufsicht durch die Zunftmeister gefallen lassen. Dafür konnte er sicher sein, in jeder Hinsicht unterstützt zu werden. Wo etwa die familiäre Alterssicherung nicht ausreichte, sprangen die Zunftkassen ein. Bei kirchlichen Feiern traten die Zünfte geschlossen auf, sie sorgten für ein würdiges Begräbnis verstorbener Mitglieder und ließen Messen für sie lesen. Der religiöse Aspekt darf nicht unterschätzt werden, für den mittelalterlichen Menschen war es ungemein wichtig, in einer Glaubensgemeinschaft aufgehoben zu sein. Am Ursprung vieler Zünfte steht dann auch die Gründung einer religiösen Bruderschaft
.
Regionale
Weitere Kostenlose Bücher