Mittelalterliche Klöster: Deutschland - Österreich - Schweiz
Wärmeraum, mit Ausnahme der Küche der einzige Raum mit offenem Feuer, dürfte auch wegen des milden Klimas in Mittelitalien kaum vonnöten gewesen sein. Von Bedeutung ist jedoch die Entstehung des Kreuzganges.
Mit dem Sankt Galler Klosterplan (um 816 – 837) ist zwar ein erstes bildliches Zeugnis für einen zentralen Kreuzgang mit jeweils seitlich an den Kreuzgangflügeln anschließenden Klausurgebäuden überliefert, doch sind die bauarchäologischen Zeugnisse vor dem
|32| 12. Jahrhundert eher marginal. Ob sich der Bautypus von den römischen Villen, die im Inneren ein Atrium besaßen, herleitet (u. a. W. Jacobsen) oder sich auf Vorläufer in karolingischer Zeit zurückführen lässt (R. Legler), bleibt umstritten. Beat Brenk konnte zeigen, dass der Typus des mittelalterlichen Kreuzganges keineswegs ein Ergebnis zielgerichteter Entwicklung war. Aus seiner Sicht wurden Architekturtypologie und Ordensbaukunst oft unreflektiert zusammengedacht. Die regelhafte innere Klausur blieb bis ins 12. Jahrhundert hinein, so Matthias Untermann, eher die Ausnahme. Das mit einer regelmäßigen Klausur verbundene benediktinische Klosterschema, dessen Zentrum ein vierflügliger Kreuzgang bildet, war weder eine an die Regula Benedicti gekoppelte Bauform noch galt sie bis ins frühe 12. Jahrhundert als erstrebenswertes Ideal der Bauherren.
17 ▲ Stein am Rhein (Kt. Schaffhausen), Benediktinerkloster St. Georgen, Ansicht der Klosteranlage von Süden. Das Kloster liegt direkt am Rheinufer und verfügt noch über einen beachtlichen Bestand an mittelalterlichen bzw. spätmittelalterlichen Klostergebäuden.
Trotz der großen Anzahl benediktinischer Klöster mit einem umfangreichen Baubestand sind mittelalterliche Klosteranlagen eher rar. Der erneute Aufschwung in der Zeit des Barock führte zu großartigen Umbauten und zeitgenössischen Ausstattungen. Mit dem Kloster Sankt Georgen in Stein am Rhein (Kt. Schaffhausen) ist noch ein, wenn auch im Spätmittelalter renoviertes Kloster erhalten, das nicht nur über die hochmittelalterlich typischen Klausurgebäude verfügt, sondern auch über einen Großteil der alten Wirtschaftsgebäude und Nebengelasse ( Abb. 17 ).
Das Kloster, welches einst Herzog Burkhart II. von Schwaben und seine Gemahlin Hadwig um 970 nahe ihrer Burg gründeten, wurde auf Bitten der Mönche mit Zustimmung Kaiser Heinrichs II. (1002 – 1024) zwischen 1002 und 1007 von Hohentwiel an den heutigen Ort, unmittelbar an das Rheinufer verlegt. Am 1. November 1007 unterstellte der Kaiser das gemäß seiner Anordnung errichtete und geleitete Kloster ( nostra dispositione constructum et moderatum ) dem neu gegründeten Bistum Bamberg. Die Vogteirechte lagen ursprünglich bei Vorfahren der Zähringer, die sich ab 1146 von den Freiherren zu Klingen vertreten ließen und denen die Vogteirechte ab 1218 ganz zufielen. Die im Spätmittelalter verarmten Verwalter verkauften ihre Rechte, die schließlich 1457 in den Besitz der Stadt Stein übergingen. Am 5. Juli 1525 wurde das Kloster, welches wohl über die Jahrhunderte im Durchschnitt kaum mehr als ein Dutzend Mönche beherbergte, aufgehoben. Während die Klosterkirche noch große Teile des romanischen Baubestandes aus dem 12. Jahrhundert enthält, dokumentieren die Konventsgebäude in wesentlichen Teilen den Baubestand aus der Zeit der Säkularisierung.
Hochmittelalterliche Baunachrichten fehlen. Sieht man von zwei Urkunden (1005 und 1007) ab, setzt die schriftliche Überlieferung zur Baugeschichte erst 1335 ein. Als der Konvent nach Stein am Rhein |33| umzog, so die Vermutung, müssen die wichtigsten Klausurgebäude bereits errichtet worden sein. Ob diese ersten Bauten als Provisorien anzusehen sind, sei dahingestellt. Die heute noch in Teilen erhaltene querhauslose, flach gedeckte romanische Säulenbasilika wird in das frühe 12. Jahrhundert datiert ( Abb. 18 ). Sie besitzt ein dreischiffiges Langhaus, an dessen östlichem Ende sich ursprünglich der um einige Stufen erhöhte Chorraum befand, dem wiederum östlich, nochmals um Stufen erhöht, ein rechteckiger Altarraum folgte. An das Sanktuarium schlossen sich nördlich und südlich vom Chorraum durch eine Mauer abgetrennte Seitenkapellen an. Inwieweit die Nebenkapellen über einen ebenfalls geraden Schluss verfügten, ist offen. Das Langhaus ( Abb. 19 ) besaß ursprünglich nur die vier westlichen Säulen, der östlich sich anschließende Teil gehörte zum Chorraum, in dem einst das Chorgestühl stand. Im Westen des
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