Mittelmeertraeume mit einem Prinzen
erkannte Alex kaum wieder, weil er auch lässig gekleidet war. In dem weißen Poloshirt, den Jeans und Sneakers war er noch attraktiver. Schnell wandte sie den Blick ab. An diesem Morgen war Zoes Vater mehr Mann als Prinz und weckte Sehnsüchte in ihr, die sie seit Jahren nicht mehr verspürt hatte.
Er hatte einige Termine gestrichen, um regelmäßig an ihrem Unterricht teilnehmen und abends mit Zoe essen zu können. Dottie war gerührt von seiner Liebe und Besorgnis um seine Tochter, machte sich allerdings auch Gedanken um ihn. Vielleicht erwartete er zu viel in zu kurzer Zeit. In der letzten Nacht hatte sie kaum geschlafen und sich den Kopf zerbrochen, weil sie sich der Herausforderung stellen wollte.
Das war jedoch nicht der einzige Grund. Sie hatte Alex gegenüber behauptet, sie wäre es gewohnt, von einigen kleinen Patienten, die ihre Mutter verloren hatten, als solche betrachtet zu werden. Das stimmte nicht ganz, denn es hatte erst ein Kind gegeben, einen kleinen Jungen, der eine ebenso schwierige wie unglückliche Mutter hatte. So war Zoe einzigartig, genau wie die ganze Situation.
Normalerweise kamen ihre kleinen Patienten ins Institut. Mit einem Kind unter einem Dach zu leben stellte eine ganz andere Voraussetzung dar und bedeutete, dass das Verhältnis zwangsläufig enger war. Zoe war ein hochintelligentes Kind und hätte ihr Verhalten inzwischen ändern müssen, aber sie nannte sie immer noch Mama. Und das machte es Dottie nicht leichter, weil sie sie ohnehin schon ins Herz geschlossen hatte.
Zu allem Überfluss wurde sie von Schuldgefühlen geplagt, weil ihr klar geworden war, dass sie sich von Alex Anerkennung wünschte. Die musste sie sich allerdings erst verdienen.
Sehnte sie sich danach, weil er ein Prinz war? Sie hoffte nicht, denn sonst würde sie zu den Menschen zählen, für die die gesellschaftliche Stellung anderer wichtig war. Ihre Tante hatte solche Menschen immer verachtet, und das tat sie auch.
„GGGRRRRRR“, sagte sie zu Zoe, die sie zuerst überrascht ansah und dann genauso antwortete. Alex umarmte seine Tochter, bevor sie sich an den Tisch setzten.
„Prima, Zoe!“ Dottie blickte ihn an. „Guten Morgen, Königliche Hoheit.“ Der Duft seines Duschgels stieg ihr in die Nase. Er war wundervoll und erinnerte sie an die Morgen, als ihr Mann …
Doch sie blickte nicht in blaue, sondern in dunkle Augen.
„Wollen Sie nicht GGGRRRRRR zu mir sagen? Ich fühle mich übergangen.“
Ihr Puls raste. „Das wollen wir nicht, stimmt’s, Zoe?“
Die Kleine schüttelte so energisch den Kopf, dass ihre hellbraunen Locken wippten.
Dottie schrieb das Wort Biene auf ihre kleine Tafel. „Sprechen Sie das Wort bitte für uns aus, Königliche Hoheit.“ Nachdem Alex es getan hatte, wandte sie sich wieder an Zoe. „Zoe? Hast du Biene gehört?“
„Ja.“
„Gut. Jetzt sagen wir es alle zusammen. Eins, zwei, drei. Biene .“ Zoe konnte es natürlich nicht aussprechen. Dottie beugte sich zu ihr hinüber. „Stell dir vor, du wärst ein Goldfisch auf Nahrungssuche.“ Sie presste die Lippen zusammen. „Berühre meinen Mund mit dem Zeigefinger.“ Ihr Vater half Zoe dabei. Als er mit dem Finger ihre Lippen streifte, stockte Dottie der Atem.
„Jetzt spüre, wie es klingt, wenn ich es ausspreche.“ Dottie sagte das Wort ein Dutzend Mal an Zoes Finger. Das Mädchen kicherte. „Das hat gekitzelt, stimmt’s? Jetzt sag du es an meinem Finger.“ Sie legte Zoe den Finger auf die Lippen. Nach fünf Versuchen schaffte sie es, den Buchstaben auszusprechen.
„Fantastisch! Jetzt halte die Lippen gegen den Finger deines Vaters und sprich den Buchstaben immer wieder aus.“
Während die Kleine ihre Anweisung befolgte, sah Alex Dottie an. Der dankbare Ausdruck in seinen Augen ließ ihr Herz so heftig pochen, dass sie fürchtete, er könnte es hören.
„Du bist eine hervorragende Schülerin, Zoe. Heute werden wir uns auf das B konzentrieren.“
„Es ist interessant, dass Sie die Biene als Beispiel genommen haben“, bemerkte Alex.
„Sie machen Honig“, sagte Zoe.
„Das stimmt, Zoe. Wusstest du, dass ich mich erst gestern mit einem der Minister getroffen habe und wir beschlossen haben, auf jeder Insel in Hellenica Imkereien zu gründen?“
„Warum?“
„Dann können wir hier mehr Honig verkaufen und auch welchen exportieren. Es ist ein Wirtschaftszweig, den ich gern ausbauen würde, zumal es hier sehr viele blühende Pflanzen gibt. So können wir Arbeitsplätze schaffen. Weißt du, woher
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