Mittelmeertraeume mit einem Prinzen
wir beide keine Mitglieder irgendwelcher Königshäuser waren, hat unserem Glück nichts im Weg gestanden.“
Als Alex ihr zärtlich über den Rücken strich, erschauerte sie. „Wie hast du es geschafft, nach dem Tod der beiden weiterzumachen?“
„Mithilfe meiner Tante. Sie hat mir vor Augen geführt, dass nicht alle so viel Glück hatten wie ich. Ihr Freund war bei der Armee und ist im Ausland gefallen, und so hat sie nie geheiratet. Auf ihre unnachahmliche Art hat sie mir begreiflich gemacht, dass ich aufhören soll, mich selbst zu bemitleiden, und etwas aus meinem Leben machen muss. Auf ihren Rat hin habe ich eine Ausbildung zur Logopädin gemacht. Nach dem Abschluss habe ich sofort eine Anstellung am Stillman Institut bekommen. Meine Arbeit mit Cory war also die beste Vorbereitung auf den Beruf.“
„Lebt deine Tante noch?“
„Nein. Sie ist vor vierzehn Monaten gestorben.“
„Das tut mir leid. Ich wünschte, sie würde noch leben, dann könnte ich mich bei ihr bedanken. Du hast Zoe ihre Lebensfreude zurückgegeben.“ Alex zog sie enger an sich. „Und was ist mit deinen Eltern?“
„Sie sind bei einem Autounfall ums Leben gekommen, als ich noch klein war.“ „Dass du schon so viele Verluste verkraften musstest, macht mich traurig.“
„Früher oder später müssen wir das alle erleben. Für meine Tante bedeutete es das Ende einer langen Leidenszeit. Sie war lungenkrank, und nach jedem Infekt ging es ihr schlechter.“
„Mit meiner Mutter hat es sich ähnlich verhalten. Sie war so krank, dass Stasio und ich ihren Tod schließlich als Erlösung betrachteten.“
„Und was ist mit deinem Vater?“
„Er hatte Schilddrüsenkrebs, eine besonders bösartige Form. Nach seinem Tod hat meine Großmutter uns großgezogen, damit wir nach ihren Moralvorstellungen aufwachsen. Unser Großvater war der König, aber sie war die starke Frau im Hintergrund.“
„Sie hat ihre Sache sehr gut gemacht. Das werde ich ihr sagen, wenn ich das Land verlasse.“ Nachdem Dottie ebenfalls tief durchgeatmet hatte, lehnte sie sich zurück. „Wenn sie wüsste, dass ich hier mit Prinz Alexius Constantinides im Wagen sitze und wir uns küssen! Wie konntest du deiner Tochter eigentlich so einen unmöglichen Nachnamen geben? Neun Mitlaute. Und gleich zwei Ts!“ Nun musste sie schluchzen, und Tränen rannen ihr über die Wangen.
Nachdem Alex diese zärtlich mit dem Finger weggewischt hatte, küsste er sie. „Zum Glück sind es neun! Ich lasse dich erst gehen, wenn Zoe unseren Nachnamen perfekt aussprechen kann. Und das wird eine Weile dauern.“
„Bis dahin geben sich wahrscheinlich ein halbes Dutzend Logopädinnen die Klinke in die Hand.“
„Schon möglich, aber du wirst auch für sie da sein, bis sie dich nicht mehr braucht.“
„Das haben wir doch schon alles besprochen.“
„Wir haben noch nicht einmal richtig angefangen“, erklärte Alex in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete. „Wollen wir aussteigen? Wir stehen jetzt schon seit zehn Minuten vor dem Palast. Mein Chauffeur möchte bestimmt zu Bett gehen. Und das sollten wir auch tun.“
Vermutlich meinte er es nicht so, wie es sich anhörte, doch bei Alex konnte man sich nie sicher sein. Dottie spürte, wie ihr das Blut ins Gesicht stieg. Schnell riss sie die Tür auf, sprang aus dem Wagen und eilte in den Palast.
Mit dem Tod ihres Mannes hatte ein Märchen geendet, und ein Prinz gehörte in die Welt der Märchen. Auf keinen Fall wollte sie in seinem Leben eine Statistenrolle spielen. Es war Zeit, das Buch für immer zu schließen.
6. KAPITEL
Am nächsten Vormittag fuhr Alex um Viertel vor zwölf spontan zur Vorschule, um Zoe und Dottie selbst abzuholen. Da er sich in der Öffentlichkeit zeigte, hatte er sich für einen hellgrauen Anzug und ein weißes Hemd entschieden. Dazu trug er eine anthrazitfarbene Krawatte mit dem königlichen Wappen, denn für die Frau, die sein Leben auf den Kopf gestellt hatte, wollte er so attraktiv wie möglich sein.
Die Schulleiterin begleitete ihn zum Klassenzimmer, wo er seine Tochter in der ersten und Dottie in der letzten Reihe sitzen sah. Als sie die Ankunft von Prinz Alexius Constantinides ankündigte, blickte Dottie ihn schockiert an.
Die „Ohs“ und „Ahs“ der Kinder überraschten ihn nicht, denn er war derartige Reaktionen gewohnt. Und die Begegnungen mit Kindern machten ihm immer Spaß. Auch das hier war so eine Situation. Und er wusste, dass Dottie sich genauso über sein Erscheinen freute.
Die
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