Mitten im Gefühl: Roman (German Edition)
verletzt?«
»Die verdammte Flasche ist zerbrochen.« Sie schaute wütend auf ihre Tüte, aus der sich blutroter Valpolicella in den Schnee ergoss. Hinter ihr hörte sie das leise Geräusch eines Autos, das die Straße entlangrollte.
»Kommen Sie«, sagte Barney, »hoch mit Ihnen.« Aber der vergossene Wein machte den Schnee noch rutschiger, und sein erster Versuch, Maggie auf die Beine zu helfen, erwies sich als erfolglos. Als sie es erneut probierte, dieses Mal in dem ultraeleganten Ansatz, sich erst auf alle viere zu erheben, näherte sich ihnen ein auf Hochglanz polierter Land Rover Discovery. Durch die grünliche Windschutzscheibe sah Maggie Hector hinter dem Steuer und Paula Penhaligon auf dem Beifahrersitz.
Hector bremste und ließ die Scheibe aufgleiten. »Sind Sie verletzt?«
»Nein, alles in Ordnung.« Maggie umklammerte Barneys ausgestreckten Arm mit beiden Händen und hievte sich hoch.
»Ist das Blut ?« Hector wirkte geschockt.
»Rotwein. Es geht mir gut.« Sie wischte sich den blutroten Schnee vom Anorak. Maggie fiel auf, dass Paula einen weißen Pelzmantel und einen passenden Hut trug und aussah, als sei sie Doktor Schiwago entsprungen. Ihre teuer wirkende Sonnenbrille hatte allerdings gar nichts von Doktor Schiwago .
»Schatz, wir wollen doch nicht zu spät kommen«, mahnte Paula.
»Es geht mir gut. Bin nur im Schnee ausgerutscht.« Mit aller Macht versuchte Maggie, Hector mental zur Weiterfahrt zu bewegen.
Bevor die Scheibe auf der Fahrerseite endgültig geschlossen war, hörte sie noch deutlich Paulas Stimme. »Meine Güte, ist die Frau betrunken ?«
Barney half Maggie ins Cottage, dann eilte er wieder hinaus, um ihre Tüte zu holen.
»Das hätten Sie nicht tun müssen«, protestierte Maggie, als er mit der Tüte zurückkehrte. »Ich bin keine Invalide.«
Aber die Geste rührte sie. Barney war wirklich ein lieber Junge. Sie sah, wie er die Schokolade herausfischte, und dachte bei sich, wie schade es doch war, dass er schon eine Freundin hatte. Er wäre perfekt für Tara.
»Ich weiß, dass Sie keine Invalide sind. Aber es ist nicht schön, wenn man auf der Straße hinfällt.« Vorsichtig rollte er die Tüte mit der klatschnassen Zeitung und den Flaschenscherben ein und warf sie in Maggies Mülleimer in der Küche. »Es war sehr nett, dass Hector stehen geblieben ist, nicht wahr?«
»Mm.« Maggie wäre es lieber gewesen, wenn er einfach weitergefahren wäre. Als sie sich aus dem schweren Anorak schälte, sah sie, dass der Wein die Stelle über ihrem Po eingefärbt hatte. Fabelhaft, noch etwas Unhandliches, das sie jetzt von Hand waschen und dann mühsam trocken kriegen konnte.
»Er ist großartig«, fuhr Barney begeistert fort. »Ihm gehört zwar das Hotel, aber er besteht darauf, dass ich ihn Hector nenne. Es ist einfach toll, an so einem Ort zu arbeiten!«
Maggie gesellte sich zu ihm in die Küche, wickelte die Schokolade aus ihrem nassen Papier und hielt sie unter den Wasserhahn. Dann bot sie Barney ein Stück an.
»Danke. Ich mag Trauben-Nuss. Und sie ist auch bezaubernd«, fügte Barney hinzu. »Paula Penhaligon. Sie hat mir gestern ein Foto mit Widmung für meine Mum gegeben. Das war richtig nett von ihr. Die beiden sind ein großartiges Paar, nicht?«
Wahrscheinlich meinte er jetzt nicht Paula und seine Mum. Maggie versuchte ihr Bestes, den schmerzhaften Stich in ihrer Brust zu ignorieren. Na gut, kein Schmerz. Eifersucht. »O ja, ein großartiges Paar.«
»Man sieht sofort, dass er ganz verrückt nach ihr ist. Sie sind beide verrückt nacheinander. Stellen Sie sich vor, sie würden sogar heiraten, wäre das nicht phantastisch ?«
Mittlerweile kämpfte Maggie gegen den Drang an, Barney mit der übergroßen Schokoladentafel eins über den Schädel zu ziehen. Sie lächelte ausdruckslos. »Ja, sicher.«
Schließlich zog Barney los, um seine Fußleisten zu streichen, und Maggie machte sich daran, die Füllung für Madge vorzubereiten. Gerupft hatte Madge vier Pfund gewogen, was bedeutete, dass sie – auf dem Rücken liegend, mit den Beinen in der Luft und von Gemüse umgeben – nach einer Stunde vierzig Minuten zur Vollkommenheit gegart sein würde.
Maggie nahm sie gegen Mittag aus dem Ofen und merkte, dass ihr der Appetit vergangen war. Madge sah köstlich aus – sie glänzte golden und war verlockend fleischig –, aber Maggie brachte es nicht über sich, sie zu essen. Tara würde die Ehre haben, sobald sie dienstfrei hatte.
So edel es auch wäre, so zu tun, als ob sie
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