Mitten im Gefühl: Roman (German Edition)
letzten Mal gefallen. Man hätte sie eingeschläfert.«
»Ist ja gut, Sie können jetzt mit der emotionalen Erpressung aufhören. Ich werde meine Meinung nicht ändern und sie in die Todeszelle zurückschicken.« Dev hielt inne. »Außerdem glaube ich nicht, dass sie die Tiere wirklich töten.«
Daisy glaubte es auch nicht, aber es klang gut. »Lassen Sie uns das Thema wechseln.« Daisy langte nach der marinierten Olive. »Erzählen Sie mir von Ihren Geschäften. Wie sind Sie zum Management Development gekommen?«
Der erste Gang traf ein und Dev erzählte ihr, wie er seine Firma gegründet hatte. Vor kurzem hatte er auch noch damit begonnen, Trainingsvideos für Manager zu produzieren. Dieser Geschäftszweig war noch jung, entwickelte sich aber gut, was nicht zuletzt an seinem Bekanntheitsgrad als Rugbystar lag, der seine Mannschaft sowohl im Sechs Nationen Cup als auch im World Cup zum Sieg geführt hatte.
»Aber ich musste ziemlich hart arbeiten, um die Firma aufzubauen«, fügte Dev hinzu. »Das geschah nicht alles von allein.«
»Und dann arbeiten Sie ja auch noch als Model«, warf Daisy schelmisch ein. Sie konnte nicht anders. Dev Tyzack warb für ein ganzes Sortiment an Sportbekleidung. Sie stellte sich vor, wie er bei einem Fotoshooting einen Wutanfall bekam, weil der Stylist seine Frisur nicht richtig hinbekommen hatte, oder wie er Köpfe rollen ließ, weil sein Caffé latte die falsche Temperatur besaß.
»Reiten Sie bloß darauf nicht herum.« Dev spürte ihre Belustigung. »Durch die Unterschrift unter diesen Model-Vertrag konnte ich mich überhaupt erst selbständig machen. Wenn diese Leute bereit sind, mir Unsummen zu zahlen, nur um meinen Namen auf ihre Klamotten zu drucken, dann soll mir das recht sein. Hier, probieren Sie eine von diesen Miesmuscheln.«
Wenige Augenblicke später entdeckte Daisy ihr Spiegelbild in einem der vielen goldgerahmten Spiegel an den Wänden des Restaurants. Sie zuckte zusammen, als sie sich so sah, die Ellbogen auf dem Tisch, lachend und den Kopf in den Nacken geworfen, während Dev Tyzack geschickt die Muschel aus der Schale löste und in ihren Mund verfrachtete.
Jeder, der uns hier sieht, muss uns für ein Paar halten. Meine Güte, wir könnten glatt als Flitterwöchner durchgehen!
Erschüttert schluckte Daisy hastig die Muschel hinunter, lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und nahm einen großen Schluck Wein.
»Und wie sind Ihre Kammmuscheln?«, erkundigte sich Dev grinsend.
Um Himmels willen, was ging hier vor sich? Sollte sie ihn jetzt etwa mit ihren Muscheln füttern?
Nun, das würde sie auf gar keinen Fall tun. Es war auch nur noch eine einzige Muschel auf ihrem Teller übrig. Daisy spießte sie auf ihre Gabel und stopfte sie sich in den Mund. Sie kaute, schluckte, leckte sich anerkennend die Lippen und sagte: »Großartig.«
Wenn er unbedingt überbackene Kammmuscheln probieren wollte, sollte er sich doch selbst welche bestellen.
Innerlich schaudernd erlebte Daisy eine unwillkommene Rückblende. Bei ihr zu Hause, irgendwo in den Tiefen ihres Kleiderschranks, lag ein Album mit Hochzeitsfotos. Darunter auch ein Schnappschuss von ihr und Steven auf dem Hochzeitsempfang. Ihr Kopf war in den Nacken geworfen und sie lachte, während Steven versuchte, sie mit der Languste von seinem Teller zu füttern. Es war der glücklichste Tag ihres Lebens gewesen. Sie hatte Steven geliebt und geglaubt, auch von ihm geliebt zu werden. Wo er sich doch höchstwahrscheinlich nur insgeheim dazu gratuliert hatte, sich in ihre Familie eingeschlichen zu haben.
Nur nicht daran denken.
»Schon etwas von den glücklichen Frischvermählten gehört?«, fragte Daisy abrupt.
»Dominic und Annabel? Ich habe gestern eine Postkarte von ihnen bekommen. Sie haben sich prächtig amüsiert und fliegen an diesem Wochenende wieder nach Hause. Ihr Hotel lag direkt am Strand, und der Service war offenbar exzellent.«
»Willige Zimmermädchen auf allen Etagen, meinen Sie?« Daisy zwirbelte eine Ecke des blauweißen Tischtuches zwischen ihren Fingern. »Ihnen ist doch wohl klar, dass Ihr Freund sich falsch verhalten hat? Er hat damals bei Tara die Initiative ergriffen. Sie trägt keine Schuld an den Ereignissen vor der Hochzeit.«
Dev blieb entspannt, sein Lächeln spielerisch. »Da haben Sie vermutlich Recht.«
»Ich habe ganz sicher Recht.«
»Na gut, Sie gewinnen. Das ist jetzt ja auch egal. Alles vergeben und vergessen.«
Daisy war erstaunt. »Ernsthaft? Wussten Sie etwa immer schon,
Weitere Kostenlose Bücher