Mitten im Gefühl: Roman (German Edition)
sein.«
»Das ist der Richtige.« Daisy ging vor dem Käfig in die Knie und presste ihre Handflächen gegen das Gitter.
»Nie und nimmer«, erklärte Dev kategorisch. »Daisy, stehen Sie auf. Wir sehen uns jetzt die Dänische Dogge an.«
»Nein, tun wir nicht.« Daisy schüttelte den Kopf. Sie lächelte, als der Hund fröhlich ihre Hände leckte. Das war es – sie hatte sich verliebt. Ihr Entschluss stand fest.
»Daisy, deswegen habe ich Sie nicht mitgebracht. Sie haben mir gar nicht zugehört, oder?«
»Pst, Sie machen ihr ja Angst. Schauen Sie nur, ist sie nicht einfach anbetungswürdig?« Daisys Augen strahlten glücklich und sie klopfte auf den Beton neben sich. »Dev, los, kommen Sie herunter und sagen Sie hallo.«
Dev sagte nicht hallo. Er bedauerte ernsthaft, Daisy ins Tierheim mitgenommen zu haben. Der Hund war viel zu klein. Außerdem war es ein Mischling von der hässlich-schrulligen Sorte, so groß wie ein Terrier und noch dazu eine Hündin. Alles, was er nicht wollte. Die kleine Kreatur leckte hingebungsvoll Daisys Gesicht – wahrscheinlich, weil es so herrlich salzig schmeckte – und wackelte dermaßen ekstatisch mit ihrem dämlich kurzen Stummelschwanz, dass es den Anschein hatte, als würde sie gleich abheben.
»Das ist Dev«, stellte Daisy ihn allen Ernstes vor. »Ich weiß, er sieht gerade ein wenig Furcht einflößend aus, aber das wird sich ändern, ich verspreche es. Und jetzt rate mal?«, flüsterte sie vertraulich in die haarigen, aufgestellten, asymmetrischen Ohren. »Er wird dein neuer Daddy!«
Dev betrachtete die zwei – voneinander getrennt durch das Metallgitter des Käfigs, aber ansonsten untrennbar verbunden. Anscheinend hatten sich die beiden bereits entschieden.
Dev hatte das Gefühl, als habe er per Kontaktanzeige nach einer gertenschlanken Jerry-Hall-Doppelgängerin gesucht, sei aber irgendwie bei einem Mick-Jagger-Verschnitt gelandet.
Und dann sah er ihn. Den Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Die schmale Karte, die am oberen Ende des Käfigs angebracht war.
»O nein, es tut mir Leid, aber unter gar keinen Umständen will ich einen Hund mit dem Namen … «
»Seien Sie nicht so behämmert, sie ist doch wunderschön!«, erklärte Daisy. »Dev, Sie wissen genau, dass Sie nicht dagegen ankämpfen können. Sie ist der perfekte Hund für Sie. Also hören Sie mit Ihren albernen Ausreden auf und sagen Sie hallo zu Clarissa.«
15. Kapitel
Sie aßen im San Carlo im Zentrum Bristols zu Mittag. Daisy war viel zu euphorisch, um sein Angebot auszuschlagen. Sie war auch zu hungrig. Glücklicherweise war das San Carlo eines dieser angesagten, glamourösen Restaurants, die sich nicht darum scherten, ob sich ihre Gäste an eine formelle Kleiderordnung hielten. Solange man nur angesagt und glamourös war, durfte man auch in Jeans kommen.
In ihrem Erfolg badend bestellte Daisy überbackene Kammmuscheln und Fettucine Alfredo. Dev entschied sich für Miesmuscheln, gefolgt von Lamm.
»Sie haben gelogen«, erklärte er, nachdem der Kellner ihnen eine Flasche Barolo gebracht hatte. »Sie sagten, der Hund sei wunderschön.«
»Sie ist mehr als nur schön! Sie ist schlau und verspielt und lustig. Clarissa hat Charakter.« Daisy konnte einfach nicht aufhören zu grinsen. »Sie hat tonnenweise Persönlichkeit, und nur darauf kommt es an. Ich verspreche Ihnen, Sie werden das nicht bereuen.«
»Sehen Sie mich an.« Dev lehnte sich zurück und zeigte verzweifelt auf sich. »Ich bin einen Meter achtundachtzig. Ich habe für mein Land Rugby gespielt. Ich muss einen Ruf wahren. Die Leute erwarten, mich mit einem ganz bestimmten Typ von Hund zu sehen. Etwas Durchtrainiertes und Kraftvolles, das Brutus oder Jet heißt. Wenn man mich mit einem struppigen, handtaschengroßen Möchtegernhund namens Clarissa erwischt … na ja, man wird über mich lachen. Diese Scharte kann ich nie wieder auswetzen.«
Daisy sorgte sich nicht. Sie wusste, dass er es nicht ernst meinte. Selbst während er Clarissas Mängel auflistete, lächelte er wider besseres Wissen. Außerdem hatte er bereits die Gebühr für das Tierheim bezahlt und alle möglichen Formulare ausgefüllt. Bis 14 Uhr wäre der Papierkram erledigt und sie könnten Clarissa abholen.
»Sie haben ihr das Leben gerettet. Stellen Sie sich vor, man würde Sie hinter Gitter sperren, obwohl Sie nichts falsch gemacht haben. Und sie war schon ewig im Heim«, rief Daisy ihm in Erinnerung. »Noch eine Woche und der Vorhang wäre für Clarissa zum
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