Mitten im Gefühl: Roman (German Edition)
Augenblick lang war Daisy versucht zu sagen: »Ja, absolut sicher. Wissen Sie, ich möchte keinen Sex mit Ihnen.«
Das Problem war nur, dass es (a) nicht der Wahrheit entsprach. Der Sex wäre zweifelsohne phantastisch; ihr gefiel nur nicht, hinterher abserviert zu werden. Und (b) wenn sie ja sagte, würde Dev nur überrascht tun und erklären: »Gemach, gemach, ich habe doch nur gefragt, ob Sie Clarissa etwas Gesellschaft leisten wollen.« Was wiederum (a) peinlich wäre und (b) ihr recht geschähe.
»Ich muss noch Papierkram erledigen.« Daisy machte sich nicht groß die Mühe, aufrichtig zu klingen.
»Kann das nicht warten?«
»Und ich treffe mich heute Abend mit jemandem.« Wahrscheinlich mit Tara, aber das war jetzt nicht wichtig.
»Ehrlich? Mit Ihrem Freund?«
Lachte er sie womöglich aus?
»Hören Sie, was macht das für einen Unterschied? Ich bombardiere Sie ja auch nicht mit Fragen zu Ihrem gesellschaftlichen Leben.«
»Entschuldigung, aber das haben Sie sehr wohl.« Jetzt lachte er sie eindeutig aus. »Sie haben mich ausgefragt und verhört und mir einen Vortrag gehalten.«
»Ich habe nur höfliche Konversation betrieben. Ansonsten hätte peinliche Stille geherrscht.«
In diesem Moment kroch Clarissa von Daisys Schoß und ihrer jungfräulichen Schottenkarodecke. Eine Mischung aus überwältigender Freude und einer schmerzhaft vollen Blase forderte ihren Tribut. Das Geräusch eines Schwalls Urin, der auf die Ledersitzbank traf, erfüllte den Wagen.
»Alles in allem hätte ich die peinliche Stille vorgezogen«, seufzte Dev.
O nein, sein irrsinnig teurer Mercedes! Und jetzt tropfte es nur so von den Ledersitzen.
Voller Schuldgefühle, weil sie ihn gezwungen hatte, einen inkontinenten Hund zu adoptieren, platzte es aus Daisy heraus: »Mein Gott, es tut mir so Leid.«
»Ist schon gut.« Diesmal lächelte Dev. »Als ich hörte, dass jemand den Rücksitz vollpinkelt, habe ich im ersten Moment doch tatsächlich geglaubt, es wäre Clarissa gewesen.«
»Tara Donovan, was ist mit dir los? Du siehst irgendwie … angesäuert aus, du weißt schon.«
»Tja, sehr clever von dir, das zu bemerken.« Tara blätterte verdrießlich in der Cosmopolitan des Vormonats, in der alle Gesichter heiter blickten und alle Zähne blendend weiß strahlten. »Ich bin auch angesäuert. Ich bin sogar sehr angesäuert.«
Rocky nahm den Kessel, goss heißes Wasser in seinen Becher und kippte Nescafé direkt aus der Dose hinein. Dann warf er sich auf das Sofa neben Tara, fuhr mit der flachen Hand durch ihre peroxidierte Stachelfrisur und sagte: »Komm schon, erzähl mir, was du auf dem Herzen hast. Mit allen schmutzigen Details.«
Tara warf die Cosmo beiseite und zog die Beine an. »Rocky, warum bin ich so ein Versager, wenn es um Männer geht? Warum behandeln sie mich wie Dreck?«
»Ach komm schon, du bist kein Versager. Du hattest haufenweise Freunde.« Rocky zündete sich eine Zigarette an und blies einen Rauchkringel. »Na ja, zumindest einige.«
»Das weiß ich. Und immer haben die Kerle mit mir Schluss gemacht, nie umgekehrt«, jammerte Tara. »Ich hielt das nie für merkwürdig, weil ich es nicht anders kannte. Aber jetzt ist mir klar, wie sehr mich das verletzt. Ich bin einfach ein hoffnungsloser Fall.«
Vince, der stellvertretende Geschäftsführer, steckte den Kopf durch die Tür. »Rocky? Du wirst unten in der Bar gebraucht.«
Rocky seufzte resigniert auf. Er drehte sich zu Tara um, die noch zurückgewiesener denn je aussah. Diese hängenden Schultern passten so gar nicht zu ihr.
Rocky, der ein gutes Herz hatte, meinte: »Hör mal, um sieben habe ich Schluss. Warum gehen wir beide heute nicht ins Hollybush? Trinken etwas, spielen Darts und plaudern ein wenig. Wäre das nicht nett?«
Tara war gerührt. Na gut, es war kein Date, keine richtige Verabredung, aber es war verdammt viel besser als zu Hause zu sitzen und zu grübeln.
»Klingt toll«, sagte sie zu Rocky und fühlte sich bereits vergnügter. »Bis später dann.«
Tara probierte in ihrem Schlafzimmer gerade verschiedene Ohrringe an, als sie im Erdgeschoss das Telefon klingeln hörte. Na gut, es war kein Date, aber sie konnte sich doch trotzdem Mühe geben, oder nicht?
»Tara! Es ist für dich«, rief Maggie die Treppe hoch.
»Wer ist es?«
»Keine Ahnung. Irgendein Kerl.«
Irgendein Kerl ? Holla, urplötzlich brach sie alle Beliebtheitsrekorde! Sie klackte in ihren schwarzen Lieblingslederstiefeletten die Treppe hinunter.
»Tara? Hallo, ich
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