Mitten im Gefühl: Roman (German Edition)
versuchte, ihr Lachen zu unterdrücken, als Daisy abrupt aufsah.
» Wer?«
»Miss Clarissa Tyzack.«
»Allein?«
»Nein. Sie ist in Begleitung eines Herrn gekommen«, sagte Pam und zog sich zurück.
Daisy atmete langsam aus, um Zeit zu schinden. Sie warf den Hörer auf die Gabel, wühlte hastig in ihrer Handtasche, fand einen Lippenstift und einen Haargummi und machte sich an die Arbeit.
Daisy holte mehrmals tief Luft. Es war absolut lächerlich, in helle Aufregung auszubrechen, nur weil Dev Tyzack aus heiterem Himmel aufgetaucht war. Und er hatte sie schon viel schlimmer gesehen als heute. Trotzdem galoppierte ihr Herz.
Aaargh, das Abendessen von gestern! Spaghetti, die in Knoblauch geschwommen waren. Sie wühlte noch einmal durch ihre Tasche. Daisy fand ein Päckchen Wrigleys Extra, schob drei Stück in den Mund und kaute heftig, bis ihr beinahe der Unterkiefer abfiel.
Nun, das hätte sie für jeden Gast getan. Ein Gebot der Höflichkeit.
Im Empfangsbereich machte Pam einen Riesenwirbel um Clarissa, die sich wiederum tapfer bemühte, auf Pams Schoß zu klettern.
Dev versuchte mannhaft, seine Gesichtszüge nicht entgleisen zu lassen, während Pam verzückt gurrte: »Wer ist unser hübsches, kleines Mädel? Ja, wer ist es denn? Ja wer? O ja, du bist ja sooooo ein hübsches, kleines Mädel!«
»Es ist eine nationale Verschwörung.« Dev schüttelte den Kopf und wirkte kummervoll. »Diesem Hund werden völlig abgehobene Ideen in den Kopf gesetzt. Als Nächstes wird sie mich drängen, Clarissa für den Miss-World-Wettbewerb anzumelden.«
»Im Bikini würde sie einfach toll aussehen.« Noch während sie redete, entdeckte Daisy das neugierige Funkeln in Pams Augen. Die Empfangsdame lebte für Klatsch und Tratsch und hatte sofort den Haargummi und den frisch aufgelegten Lippenstift bemerkt. »Was führt Sie her? Hoffentlich gibt es keine Probleme mit der Konferenzbuchung?«
»Es gibt überhaupt keine Probleme. Ich wollte nur den Sitzplan für das Mittagessen vorbeibringen«, sagte Dev.
»Danke.« Daisy nahm den Sitzplan entgegen, den er ihr mühelos auch hätte durchfaxen können.
»Und dann wollte ich Ihnen noch zeigen, wie es Clarissa geht.«
Clarissa, deren Schwanz heftig rotierte, hatte ihre Aufmerksamkeit mittlerweile Daisy zugewandt. Sie kläffte beseelt, leckte Daisys Hände und sprang an ihr hoch.
»Sie sieht großartig aus. Was macht ihre Inkontinenz?«
Dev blinzelte ihr frech zu. »Der geht es gut. Und Ihrer?«
»Ich wollte nur wissen, ob sie auf unsere teuren Teppiche pinkeln wird. Vielleicht sollten wir mit ihr nach draußen gehen und sie etwas herumlaufen lassen.« Das hatte Daisy zwar nicht gemeint, aber sie wollte unbedingt außer Reichweite von Pam gelangen, deren Gerüchte sich schneller verbreiteten als jede Typhusepidemie.
»Sie wird nicht auf Ihre Teppiche pinkeln, sie ist eine Dame«, erklärte Dev. Trotzdem ging er zur Tür.
»Ach Daisy, da ist noch jemand, der dich sehen will«, rief Pam ihr nach, als Daisy sich vom Empfang entfernte. »Ich habe ihn an die Bar geschickt.«
»Er hat keinen Termin, also kann er ruhig zehn Minuten warten.«
Draußen schoss Clarissa über die Kiesauffahrt, um den Brunnen einer Inspektion zu unterziehen. Daisy und Dev sahen von der Tür aus zu.
»Ich wollte mich auch noch bedanken.« Dev drehte sich zu Daisy. »Dafür, dass Sie mich dazu brachten, Clarissa mitzunehmen. Sie ist zwar nicht ganz das, was ich gesucht habe, aber ich kann mir nicht mehr vorstellen, ohne sie zu leben.«
»Es war mir ein Vergnügen.« Daisys Mundwinkel zuckten. »Dann sind Sie einander also näher gekommen?«
»Allerdings. Sie schläft sogar auf meinem Bett. Das wird mein Privatleben gehörig auf den Kopf stellen. Eines verstehe ich nicht: wenn Sie so verrückt nach Hunden sind, warum haben Sie sich dann keinen zugelegt?«
»Ich würde ja gern, aber es wäre nicht fair. Ich muss so viel arbeiten«, erklärte Daisy. »Wir sind ein hundefreundliches Hotel, aber ich kann nicht den ganzen Tag von einem Hund begleitet werden. Und ich möchte andere Leute auch nicht bitten, mit dem Hund Gassi zu gehen, nur weil ich selbst keine Zeit finde.«
Dev nickte. »Das ist ein Grund.«
»Ich werde stattdessen Clarissas hingebungsvolle, altjüngferliche Tante sein«, fuhr Daisy fröhlich fort. »Hin und wieder führe ich sie an einen glamourösen Ort aus, wo sie exotische Speisen bekommt. Und ich werde sie schändlich verwöhnen.«
»Eigentlich ist sie an exotische Speisen gewöhnt.
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