Mitten im Gefühl: Roman (German Edition)
ich die Sache ein wenig anstachele und sehe, wie er darauf reagiert.«
Daisy rollte mit den Augen. »Siehst du diese Staubwolke?« Sie zeigte auf die Pforte am Ende der Auffahrt. »So reagiert er.«
»Du meinst, er hat die Beine in die Hand genommen?« Josh war unbußfertig. »Das beweist nur, dass du es besser treffen kannst. Sieht so aus, als sei dies dein Glückstag«, fügte er stichelnd hinzu. »Denn hier bin ich!«
»Immer noch so schüchtern und bescheiden wie eh und je«, meinte Daisy.
»Hör mal, ich stand genau hier und habe dich beobachtet.« Vom Fenster aus hatte man eine gute Sicht auf die Stufen vor dem Hoteleingang, auf denen sie und Dev sich aufgehalten hatten. »Du hast diese kokette Sache mit deinen Augen gemacht, wie damals bei mir. Daraufhin habe ich mal ein Wörtchen mit der Kellnerin gewechselt. Ha, du hättest dein Gesicht sehen sollen, als sie dir mitteilte, dein Mann würde hier auf dich warten.«
Josh hatte anderen Leuten schon immer gern Streiche gespielt.
»Was nicht weiter überraschend sein dürfte«, entgegnete Daisy, »angesichts der Tatsache, dass mein Mann vor einem Jahr gestorben ist.«
Zugegeben ein wenig grausam, aber das war es wert, als sie den Blick ungeheuchelten Entsetzens in Joshs großem, sommersprossigen Gesicht sah.
20. Kapitel
Daisy hatte Josh Butler zehn Jahre zuvor auf der Universität kennen gelernt. Hin und wieder schaute er in einer Vorlesung vorbei, aber 95 Prozent seiner Zeit verbrachte er mit Rudern, Rugby, Trinken, Cricket, Partyfeiern, Klettern und Golf.
Sein Terminkalender war randvoll und anspruchsvoll, da blieb nicht viel Zeit für das Studium. Niemand staunte mehr als Josh, als er schließlich seinen Abschluss mit der Note gut machte.
Daisy erinnerte sich überdeutlich an den Moment, als ihr Blick zum allerersten Mal auf Josh gefallen war. Sie saß mit Freunden im Serpent’s Arm, an einem Samstag zur Mittagszeit, als er in das Pub platzte. Josh trug nichts weiter als einen funkelnden Ohrclip und eine Tina-Turner-Perücke. Man musste ihn einfach in Augenschein nehmen.
»Ist was?« Josh schaute unverfroren zu ihr herab. »Noch nie einen erwachsenen Mann nackt gesehen?«
»Komm her.« Daisy winkte ihn zu sich. »Bei dir baumelt da was und das hat sich vollkommen verheddert – ich entwirre es für dich.«
Bis sie endlich sein glitzerndes Kronleuchterohrgehänge aus dem Vogelnest aus Nylonhaar, das sich als Perücke tarnte, gepuhlt hatte, hatte Josh längst beschlossen, dass sie die Richtige für ihn war. »Ich bin Josh Butler. Willst du morgen Abend mit mir ausgehen?«
Er besaß die Statur eines Sportlers und eindrucksvolle Muskeln. Sein unordentliches, rötlichbraunes Haar lugte unter der Perücke hervor. Seine hellbraunen Augen funkelten, und er hatte Tausende Sommersprossen. Glücklicherweise besaß er, dank der vielen Zeit, die er im Freien verbrachte, eine leichte Bräune. Daisy war sich ziemlich sicher, dass sie niemals mit einem Rothaarigen ausgehen konnte, dessen Teint einem Kabeljau glich.
»Ich dachte schon, du würdest niemals fragen.« Sie lächelte zu ihm auf. »Warum hast du so lange gebraucht?«
Josh Butler zwinkerte ihr zu. »Bin krankhaft schüchtern.«
Wie sich herausstellte, war Josh für einen guten Zweck zum ›Flitzer‹ geworden. Sein Lauf brachte 230 Pfund ein. Und am nächsten Abend hatte sein Verhältnis mit Daisy begonnen.
In den nächsten sechs oder sieben Monaten waren sie ein Paar gewesen. Dann hatten sie sich getrennt. Aus einer Reihe von dummen, studentischen Gründen, aber hauptsächlich deshalb, weil Daisy gemerkt hatte, dass sie mehr brauchte. Sie hatten keine schlechte Beziehung geführt, hatten sich gut verstanden und viel Spaß miteinander gehabt, aber irgendwie war das nicht genug.
Die Entscheidung war an einem heißen Sonntagnachmittag gefallen. Während Josh auf dem Fluss ruderte, nahm Daisy mit der Freundin eines der anderen Ruderer am Ufer ein Sonnenbad. Sie hatte einen Stapel Zeitungen mitgebracht und blätterte sie müßig durch.
»Seufz. Martin Kemp, neun von zehn Punkten«, schwärmte Megan, die neben ihr auf dem Gras lag. »Bäh, Frank Skinner, zweieinhalb Punkte.«
»Aber er ist lustig«, widersprach Daisy.
»Na schön, dann eben dreieinhalb Punkte. Aber ganz ehrlich, ein Sexgott wird der nie. Anders als dieser süße Bursche hier.« Sie streichelte ein Foto von Jon Bon Jovi. »Der ist genau mein Typ. Eindeutig eine neuneinhalb.« Sie fächelte sich mit der zusammengerollten Farbbeilage
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