Mitten im Gefühl: Roman (German Edition)
Sie hat vorgestern gelernt, wie man die Kühlschranktür öffnet, und hat zwei Filetsteaks sowie einen Schokoladenkuchen von Marks & Spencer verdrückt.«
Zwei Filetsteaks? Wen wollte er zu sich einladen? Die schauspielernden Models, mit denen er ständig in den Zeitungen abgelichtet wurde, waren allesamt knochendürr – sie würden nie im Leben auch nur im selben Raum sein wollen wie ein Schokoladenkuchen.
Vielleicht traf er sich immer noch mit Annabel Cross-Calverts Schwester, der stabil gebauten Brautjungfer, mit der er nach der Hochzeit davongefahren war. Sie hatte unzweifelhaft so ausgesehen, als könne sie problemlos eine halbe Kuh verspeisen.
»Die beiden Steaks waren für mich«, sagte Dev, der offenbar Gedanken lesen konnte.
Das machte ihr Sorgen.
»Dann geschieht es Ihnen recht.« Daisy schüttelte mitleidvoll den Kopf. »Ihre selbstsüchtigen Tage als Single gehören der Vergangenheit an. Sie müssen jetzt lernen, wie man teilt.«
Er lachte und Daisy wurde mit einem angenehmen Schauder bewusst, wie sehr sie sich amüsierte. Beinahe, aber nur beinahe, flirtete sie sogar mit ihm.
»Was halten Sie von Schokoladenkuchen?«, erkundigte sich Dev.
»An einem Stück könnte ich den Kuchen nicht verschlingen«, meinte Daisy fröhlich, »nicht in unter drei Minuten.«
Dev sah Clarissa unverwandt an, die in das flache Wasser des Brunnens sprang, entdeckte, wie eiskalt es war, und prompt angewidert wieder heraussprang.
»Wann haben Sie das nächste Mal frei?«
Daisys Bauchmuskulatur zog sich überrascht zusammen. Meine Güte, das kam jetzt etwas plötzlich.
»Warum?« Sie suchte Zuflucht in Ausflüchten. »Sagen Sie mir nicht, Sie brauchen einen Hundesitter?«
»Nein.« Dev schüttelte lächelnd den Kopf. »Eigentlich wollte ich Sie fragen … «
»Einen Moment«, unterbrach Daisy, die bemerkte, dass sie Gesellschaft bekommen hatten. Liza, eine der neuen Kellnerinnen, stand hinter ihnen. »Was ist, Liza?«
»Äh, tut mir Leid, Sie zu stören, aber in der Bar wartet jemand auf Sie.«
»Ich weiß. Ich habe Pam bereits gesagt, dass ich gleich komme.«
Liza, die erst vor ein paar Tagen ihre Stelle im Hotel angetreten hatte, schaute verschüchtert. »Die Sache ist die, er sagt, es ist dringend.«
Daisy seufzte auf. Diese verdammten Gäste suchten sich immer den unpassendsten Moment aus. »Wer ist es? Hat er Ihnen seinen Namen genannt?«
»Äh … nein.« Liza verlagerte ihr Gewicht unbehaglich von einem Bein aufs andere. »Eigentlich hat er keinen Namen genannt. Er sagte, er sei Ihr … äh … Mann.«
Daisy erwartete nicht ernsthaft, Steven in der Bar vorzufinden, aber für den Bruchteil einer Sekunde erlebte sie das mentale Äquivalent zu einem Schlag in den Solarplexus. Gleich darauf fragte sie sich, wer zum Teufel die Frechheit besaß, sich als ihr Mann auszugeben. Im Grunde musste es ein zutiefst unsensibler, ernsthaft gestörter Mensch sein oder …
Oder jemand, den sie schon unglaublich lange nicht mehr gesehen hatte.
Daisys Unterkiefer klappte erstaunt auf, als sich die Person am Fenster zu ihr umdrehte.
» Josh ?«
Der Mann, der ganz sicher nicht ihr Ehemann war, grinste sie an. »Hallo, Süße.«
»Josh!« Mit einem entzückten Aufschrei rannte sie durch die leere Bar und warf sich in seine Arme. »Ich kann es nicht glauben! Was machst du hier? Vorsicht, das Fenster!«
Daisys hohe Absätze schrammten nur wenige Millimeter an der Scheibe vorbei, als die ganzen 190 Zentimeter von Josh Butler sie in die Luft rissen und wie eine rotierende Wäscheleine in einem Hurrikan herumwirbelten. Lachend stellte er sie wieder ab und pflanzte ihr einen dicken Schmatz auf die Wange. Sie klammerte sich an seinen Arm, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren. Dabei sah sie das Heck von Dev Tyzacks Auto, das an dem deckenhohen Erkerfenster vorbeifuhr und die Auffahrt hinunterbrauste. Clarissa hüpfte wie ein Springteufelchen auf dem Rücksitz auf und ab.
Daisy versetzte Josh Butler einen heftigen Stoß gegen den Arm.
»Aua! Wofür war das denn?«
»Dafür, dass du dich der Kellnerin gegenüber als mein Mann ausgegeben hast. Wie konntest du das tun?«
Er wirkte immens zufrieden mit sich selbst. »Ich habe gesehen, wie du dich mit diesem Kerl unterhalten hast. Korrigiere – wie du mit ihm geflirtet hast. Und er schien ziemlich interessiert. Da du immer noch nicht verheiratet bist« – Josh nahm ihre unberingte Linke zur Hand und lächelte schelmisch –, »dachte ich, es könnte ganz lustig sein, wenn
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