Mitten im Gefühl: Roman (German Edition)
kann, was ich von seiner lausigen Klitsche halte.«
Owen konnte gar nicht schnell genug aus dem Cottage kommen. Als er gegangen war, starrte Maggie auf das Stück Papier, auf das sie die Angaben über den Geschäftsführer notiert hatte. Sie phantasierte, was sie ihm sagen würde, und stellte sich vor, wie er in seinem Büro kauerte und sich weitschweifig bei ihr entschuldigte.
Dann fand sie schlagartig in die Realität zurück. Wem machte sie da was vor? Kunden, die Ärger verursachten, wurden fortan nur schlechter behandelt, nicht besser. Um ihr eine Lektion zu erteilen, würde man sie wahrscheinlich zwei Jahre lang auf das entscheidende Ersatzteil warten lassen.
Maggie zerriss frustriert den Notizzettel und warf die Fetzen in den Mülleimer. Wutanfälle würden nichts bringen. Besser, sie biss in den sauren Apfel und akzeptierte, dass sie noch eine Zeit lang von Hand waschen musste.
Ach Hector, komm zu mir und heitere mich auf. Bitte .
Barney mühte sich redlich, Haltung zu bewahren, aber es fiel ihm schwer, Paula Penhaligon nicht anzustarren, als sie aus dem Wagen ausstieg. Zum einen duftete sie phantastisch. Ihre hochhackigen Schuhe sahen teurer aus als alles, was ihm bislang unter die Augen gekommen war. Sie trug helle Strümpfe, einen schmalen, honigfarbenen Wildlederrock und eine passende schokoladenbraune Bluse mit einer Art cremefarbener Stola um die Schultern. Ihr glänzendes, rotes Haar war in einem Präzisionsschnitt zum Bubikopf frisiert, ihr Make-up war so makellos wie bei einem Filmstar, und sie trug eine dunkle Sonnenbrille. Obwohl die Sonne nicht schien.
Barney wusste, dass es keine Rolle spielte, ob der Himmel derzeit eine einzige graue Daunendecke war. Eine Sonnenbrille an Tagen ohne Sonne zu tragen, war eins dieser Dinge, die Berühmtheiten machten, weil es sie glauben ließ, sie könnten inkognito umherspazieren.
Nicht, dass Paula Penhaligon jemals unauffällig sein könnte. Sie mochte ein wenig in die Jahre gekommen sein – fast fünfzig, schätzte Barney –, aber für ihr Alter sah sie immer noch ziemlich umwerfend aus.
Daisy war am Telefon aufgehalten worden, darum schenkte Barney ihr sein wärmstes Lächeln und sagte: »Miss Penhaligon, willkommen auf Colworth Manor.«
»Danke schön.« Paula Penhaligon zeigte mit schmalen Fingern auf den Kofferraum. »Meine Koffer sind da drin, wenn Sie so freundlich wären … hoppla.« Beim Umdrehen glitt ihr die elfenbeinfarbene Kaschmirstola von den Schultern. Wie der Blitz griff Barney zu und erwischte sie, bevor sie auf dem nassen Kies aufkam.
»Gut gefangen!« Paula Penhaligon nahm ihre dunkle Brille ab und sah ihn an. »Mir gefällt dieses Hotel bereits.«
Ihre Augen waren stark geschminkt, aber man erkannte dennoch schwache gelbliche Blutergüsse, die unter dem Make-up gerade noch auszumachen waren. Barney fiel schlagartig ein, dass sie derzeit eine traumatische Scheidung durchlief. Ihrem Anblick nach zu schließen, musste sie körperlich misshandelt worden sein. Schockiert wurde ihm klar, dass ihr Ehemann der Täter war.
»Wie heißen Sie?«
»Äh … Barney. Barney Usher.«
»Hervorragende Reflexe.« Paula Penhaligons Lippen zuckten spielerisch. »Gut gemacht!«
Barney war sprachlos. Er fragte sich, ob er darauf überhaupt etwas erwidern sollte. Dankenswerterweise tauchte Daisy auf, und er konnte das Gepäck aus dem Kofferraum laden. Paula Penhaligon hatte bergeweise Koffer mitgebracht. Aber wenn sie vor ihrem prügelnden Ehemann floh, dann enthielten diese Koffer möglicherweise ihr ganzes Hab und Gut.
»Der gute Lionel hat mir Ihr Hotel empfohlen«, hörte Barney sie zu Daisy sagen. »Ich wünsche keine besondere Behandlung. Ich möchte mich hier nur entspannen und meine Batterien aufladen. Anfragen der Presse leiten Sie bitte direkt an meinen Agenten weiter.«
Barney tat diese arme Frau furchtbar Leid. Sie wollte nicht, dass irgendjemand von ihrem Schicksal als geprügelte Ehefrau erfuhr.
»Keine Sorge«, versicherte Daisy Paula Penhaligon grinsend. »Wenn Sie keine besondere Behandlung wünschen, sind Sie bei uns genau richtig. Wir behandeln all unsere Gäste gleich schrecklich.«
28. Kapitel
»Schnell, komm nach unten«, bellte Tara und steckte ihren Kopf in den Pausenraum der Belegschaft. Barney schreckte zusammen. »Paula Penhaligons Mann ist gerade mit einer Schrotflinte aufgetaucht und spielt am Empfang verrückt. Er droht, ihr das Hirn wegzupusten!«
Barney sprang instinktiv auf, die Augen vor Entsetzen geweitet.
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