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Mitten in Amerika

Mitten in Amerika

Titel: Mitten in Amerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Proulx
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Perlmuttknöpfen. Sein eingedrückter Cowboyhut lag neben mehreren ausgebrochenen Zähnen auf dem blutbefleckten Boden.
    »Abel sieht irgendwie aus wie James Dean«, sagte Bob.
    »Haben Sie nie Jenseits von Eden gesehen?« sagte Dawn Crouch. »Ich habe das Gesicht gestickt, und ich wollte, daß er wie James Dean aussieht. Jenseits von Eden basiert auf der Geschichte von Abel und Kain. Wir haben das Buch im Englischunterricht durchgenommen. In der Schule.« Sie lächelte Bob an, bis er verlegen wurde, und wendete sich dann wieder ihrer Arbeit an einem Schaf zu, dessen wolliges Fell sie durch Knotenstich zuwege brachte.
    »Nein, habe ich nicht«, sagte Bob, der plötzlich an Die Rattenfrauen und all die Filme denken mußte, die er mit Orlando gesehen hatte – Süße Sünde, Es ist lebendig!, Psychofreak, Eiskalt und Lüsterne Spiele .
    Die Frauen arbeiteten an Einzelteilen, die erst später aufgenäht wurden.
    »Diese Mesquiteblätter sind am schlimmsten zu nähen«, sagte die fahlgesichtige Frau. »Wäre einfacher gewesen, sie zu sticken.«
    »O Rella, weißt du noch, die Hirschgeweihe für die Arche Noah? Die waren wirklich schlimm.« Mrs. Stinchcomb, grau und verhuscht, sagte es beinahe verschämt.
    »Ja, das stimmt. Das muß ich sagen, die waren schlimmer als die Mesquiteblätter. Aber es sind so viele, daß es mich nicht wundern würde, wenn ich erblinden täte, bevor ich fertig bin. «
    »Ich frag mich, ob es einen Sturm gibt, so heiß, wie es draußen ist«, sagte Jane Ratt, eine schwere Frau mit gelbem Haar, das mit Kämmen an den Seiten zu einem Schaumgebilde über ihrem Kopf aufgesteckt war. »Rella, leih mir deine kleine Schere. Ich habe meine letzte Woche bei Hattie liegenlassen. « Sie schnitt einen losen Faden ab.
    »Würde mich nicht wundern. Liegt in der Luft. Und ich hab mein altes Ziehen im Unterleib.«
    »Tornadowetter. «
    »Beschrei es nicht.«
    Jane Ratt blickte zum Fenster hinaus, sah ihren Enkel Billy eine Packung Kartoffelchips aufreißen und sich in den geöffneten Mund schütten. Es war sein zweiundzwanzigster Geburtstag, und sie war gekränkt, weil er ihr kleines Geschenk zurückgewiesen hatte.
    Sie hatte sich umgehört, wo man die Metallfische bekommen konnte, die sie an den Autos so vieler Fischer sah; das wäre ein nettes Geschenk. In der Autowerkstatt sagten sie ihr, die gebe es nur im Christian Superstore in Woodward. Das war ein merkwürdiger Ort für Anglerbedarf, aber sie war hingefahren, hatte den Laden gefunden und auch den Fisch, hatte ihn gekauft und als Geschenk verpacken lassen. Das Geschenkpapier des Ladens war mit kleinen Kreuzen bedruckt. Sie hatte ihrem Enkel das Geschenk am Morgen überreicht.
    »Was ist denn das?« sagte er, als er das harte Metall durch die Verpackung ertastete.
    »Mach es auf. Mach nur.«
    Er riß das Papier auf, und der chromglänzende Fisch lag auf seiner Handfläche. Er sah sie an.
    »Was soll das denn? Was zum Teufel soll das?«
    »Weil du so gern fischen gehst, Schätzchen. Das kannst du an deinem Wagen festmachen, und dann wissen die anderen Fischer, daß du auch einer bist. Eine nette, harmlose Sache. Es bedeutet: ›He, ich wäre lieber beim Fischen als in dieser stickigen alten Kiste unterwegs.‹«
    »Grandma, das bedeutet es nicht. Wo hast du es her?« »Aus Woodward.«
    »Und von wo dort?«
    »Och, weiß ich nicht genau. Irgend so ein Laden. Als ich es gesehen habe, dachte ich, es würde dir gefallen.«
    »Es würde mir gefallen, wenn es das wäre, was du denkst.« »Wenn du schon alles besser weißt, was ist es denn dann deiner Meinung nach?«
    »Ich weiß, was es ist. « Mehr wollte er nicht sagen.
    Draußen lehnten die Männer noch immer am Geländer des Geheges, obwohl das Gehege leer war. Viele von ihnen waren jung; Bob vermutete, daß sie die Söhne oder Enkel der Damen aus dem Nähkränzchen waren. Jetzt hatten sie Pappbecher zutage gefördert, die ein älterer Mann aus einer Thermoskanne füllte. Bob bezweifelte, daß es sich um Kaffee handelte.
    Freda Beautyrooms sah Bob Dollar ungeniert an.
    »Junger Mann, wenn wir nähen, sind wir es nicht gewohnt, Besucher des anderen Geschlechts zu haben, und ich hoffe, Sie werden keinen falschen Eindruck von uns gewinnen. Sie dürfen nicht erwarten, daß wir uns über Poesie und Philosophie und Politik unterhalten, obwohl viele von uns das könnten. Wir sind nur gute Freundinnen und religiöse Frauen, denen es Freude macht, für eine gute Sache Quilts anzufertigen.«
    »LaVon hat mir das

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