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Mitten in Amerika

Mitten in Amerika

Titel: Mitten in Amerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Proulx
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erkennen, braucht es viel Erfahrung. Das Klacken von anderem Plastik und von Zelluloid klingt höher. Aber das verlangt Erfahrung. «
    »Onkel Tam, was ich dich, äh, fragen wollte: Hast du noch Kontakt zu Bromo? «
    »Ja. Wir hören oft voneinander.« Vorsichtig.
    »Frag ihn bitte beim nächstenmal, ob er noch mehr Bücher kennt wie das, das er mir geschenkt hat. Der Abert-Bericht ist spannend, aber ich bin schon halb durch. Ich weiß auch nicht, aber der ganze Kram hat es mir richtig angetan, Bent’s Fort und der alte Santa-Fe-Trail.«
    »Klar frage ich ihn. Wann kommst du denn mal übers Wochenende her?«
    »Ziemlich bald. Ich muß mir was zum Anziehen holen. Hier ist es heiß und wird täglich heißer. Außerdem würde ich dichgerne mal wieder sehen und den neuesten Klatsch hören. Ist Orlando noch in der Gegend?«
    »Viel Klatsch gibt es nicht. Und deinen dicken Freund habe ich seit dem letztenmal nicht mehr gesehen, als er kurz nach deiner Abreise hier aufgetaucht ist. Ich nehme an, daß er sich in der Gegend aufhält, aber nicht da, wo ich ihn sehen könnte. Es wäre gut, wenn du möglichst bald kommen könntest. Dann zeige ich dir das mit dem Bakelit.«

18. Nur ein paar Fragen
    A n einem windigen Aprilmorgen sah Sheriff Hugh Dough zu seinem Mißvergnügen vor dem Fenster Francis Scott Keisters Wagen samt Pferdeanhänger vorfahren. Er fragte sich, ob dem Pferd nach dem Militärschnitt, den Advance Slauter dem Tier vor einiger Zeit verpaßt hatte, der Schwanz wieder gewachsen war. Er hörte Keisters Cowboystiefel auf den Treppenstufen; er nahm zwei Stufen auf einmal, was verriet, daß er über irgend etwas in Rage war.
    »Guten Tag, Mr. Keister. « Keisters Uhr hatte viele Zifferblätter und Zeiger, und der Sheriff versuchte sie zu zählen.
    »Ja. Hören Sie mal, was wissen Sie über diesen Knaben, der sich bei LaVon Fronk rumtreibt? Schleicht überall rum, ohne daß man genau wüßte, was er hier will.« Er senkte die Stimme voller Verachtung. »Er kommt aus Colorado. Ein Stadtjüngelchen aus Denver. Er hängt beim Silo herum und hilft bei Cy Frease im Café aus, wenn viel zu tun ist. Cy behauptet, er würde für ihn arbeiten, Teilzeitjob. Aber der Knabe selber behauptet, er wäre im Auftrag einer Firma für Luxusalterssitze auf der Suche nach Grundstücken mit netter Aussicht und ein bißchen Wasser. Haben Sie so einen Scheiß schon mal gehört?«
    »Na ja, vielleicht stimmt’s.«
    »Ja, und vielleicht ist er in Wirklichkeit ein Regierungsspitzel, der überall seine Nase reinsteckt – Grundstückspreise, Lebensstil, Wasserverbrauch. Woher soll man das wissen? Ich weiß es nicht, aber ich wüßte es gern. Können Sie rauskriegen, wer er ist und was er hier treibt? Heißen tut er Bob Dollar. Er fährt einen ziemlich neuen Saturn. Ich hab Ihnen die Autonummer aufgeschrieben. Verdammt noch mal, ich bin Texaner vonechtem Schrot und Korn, ich bin hier im Panhandle geboren, hier in Woolybucket. Wir echten Panhandle-Texaner jammern und greinen nicht wegen Wind und Staub und schweren Zeiten, wir beißen einfach die Zähne zusammen. Wir arbeiten hart. Wir sind gute Nachbarn. Wir ziehen unsere Kinder in sauberer Luft auf. Wir haben ein gesundes Verhältnis zur Natur. Wir tun alles, um nicht von hier wegzumüssen. Wir sind aufrechte Christen. Und mit dem Panhandle sind wir wie in einer Ehe verbunden. So ähnlich wie kränker oder ärmer, reicher oder gesünder, besser oder am besten. Das Leben hier hat uns zäh gemacht, hart und stark. Die Frauen sind auch zäh, jedenfalls diejenigen, die es aushalten. Das ist Pferde- und Kuhland, und jeder Dollar, den wir aus dem Boden rausquetschen, den haben wir uns weiß Gott verdient. Dieses kleine Arschloch glaubt, er kann hier einfach rumschnüffeln. Sorgen Sie dafür, daß er seinen dämlichen Hintern nach Denver zurückbewegt. Sorgen Sie dafür, daß er seine Brocken packt und die Fliege macht.«
    »Ich werde meine Erkundigungen einziehen.« Fünf Zifferscheiben und sieben Zeiger.
    »Okay, kümmern Sie sich darum, dann wähle ich Sie vielleicht beim nächstenmal. Wenn Sie nix rauskriegen, wird Sie keiner wählen.«
     
    Bob Dollar fuhr nach Norden und Süden, Osten und Westen, erkundete abgelegene Straßen mit Hilfe eines Stapels von Landkarten auf dem Beifahrersitz, sah sich nach heruntergekommenen Gehöften um, denen er in den Katastereintragungen nachgehen wollte. Wenn er auf ein verheißungsvolles Grundstück stieß, suchte er den Besitzer auf und brachte das Gespräch

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