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Mitten in Amerika

Mitten in Amerika

Titel: Mitten in Amerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Proulx
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Skieret zu ihm und kneift seine wütenden alten Augen zusammen.
    >Ja, allerdings, an einem so heißen und trockenen Tag wie heute.< Er nickt Mr. Steddy zu. >Guten Tag, Mr. Steddy. Wie geht es Ihnen?<
    >Ich erzählte gerade Mr. Skieret, daß er sich mit Ihrem Stacheldraht anfreunden sollte. Er ist für freies Weideland und schwört, daß er sich nie dran gewöhnen wird.<
    >Dem Teufel sein Hutband<, schreit Skieret. >Dieses spillerige Soundsozeug, das soll tausend Longhorns aufhalten, wenn sie durchgehen? Das wollen Sie mir vorflunkern? Selbst wenn die Stacheln daran so groß wie Stricknadeln wären, würden die Viecher sie wie Spinnweben zerreißen, wenn sie erst mal wildgenug sind. Sie wollen uns diesen Yankee-Schwindel andrehen, aber da haben Sie sich geschnitten, denn Sie haben es mit anständigen Texanern zu tun, die treu für die gute Sache einstehen und für freies Weideland und von Ihrem Yankee-Stacheldraht nix wissen wollen.< So wurde damals geredet.
    Der Vertreter läßt sich davon nicht einschüchtern. >Mr. Skieret, Ihre Gefühle machen Ihnen alle Ehre, aber die Tage des freien Weidelands sind gezählt. Viele amerikanische Farmer wollen den reichen texanischen Boden bestellen, und sie wollen ihre Felder nicht von frei herumlaufendem Vieh zertrampeln lassen. Dieser Stacheldraht ist das, was sie brauchen, allerbeste Qualität, reiner Stahl, und davon Meilen. Es schützt die Frucht ihrer Arbeit vor streunenden Kühen, und ich muß Ihnen sagen, Sir, daß frei herumlaufendes Vieh auf den Weiden zunehmend als Ärgernis empfunden wird. Dieser ausgezeichnete Stacheldraht kann die ungebärdigsten Teufel zähmen. Dieser Stacheldraht macht Texas zum Farmerparadies.<
    >Ich nenne niemanden gern einen Lügner<« – so, wie mein Graindeddy es erzählte, war klar, daß genau das Gegenteil der Fall war –, »>aber daß dieses Hutband auch nur zwei Schafe zurückhalten kann, geschweige denn Longhorns, das können Sie mir nicht erzählen. Und nie und nimmer wird es Texas zu einem Paradies machen.<
    Der Vertreter trinkt seine Sarsaparilla aus.
    >Wollen Sie die Probe aufs Exempel machen, Sir? Wenn Sie die Longhorns zur Verfügung stellen und was Lohnendes einsetzen, kann ich Ihnen demonstrieren, wie gut der Stacheldraht hält.<
    Jake Steddy versucht Skieret zu warnen. >Lassen Sie sich nicht auf die Wette ein<, sagt er. >Die gewinnt er, die gewinnt er haushoch.<
    Aber Skieret läßt sich nichts sagen und nimmt die Wette an. Sie vereinbaren, daß sie das Stacheldrahtgehege auf Skierets Land errichten und dann Vieh hineintreiben.
    Der Vertreter sagt: >Wenn sie ausbrechen, kriegen Sie fünfzig Dollar von mir, und ich gehe mit meinem Stacheldraht woanders hin, wo die Leute vernünftiger sind. Wenn sie nicht durchkommen, kriege ich fünfzig von Ihnen, und Sie kaufen mir eine Wagenladung Stacheldraht ab. Ich bringe Ihren Männern bei, wie man die Pfosten setzt und den Stacheldraht fester spannt als eine Geigensaite. Aber ich brauche zwei Tage, um das Stacheldrahtgehege für diese Probe aufzubauen.‹
    Sogar mit Hilfe brauchte er drei Tage, um die Pfosten zu setzen und die acht Stränge Draht zu spannen, die er mit einem Wagenrad festzurrte. Die zwei Cowboys, die Skieret ihm überließ, waren uralte Knasterbärte, weit jenseits der Fünfzig. Bei der Arbeit spuckten sie Tabaksaft und fluchten über den Stacheldraht, an dem sie sich böse die Hände aufschnitten. Eine Rolle fiel vom Wagen und schlitzte einem der alten Burschen den Stiefel von oben bis unten auf.
    >Eines Tages werden Sie sein Loblied singen‹, sagte der Vertreter. >Er ist der beste Freund des Cowboys.‹«
    LaVon verstummte und machte sich mit den Gegenständen auf dem Küchenbüfett zu schaffen.
    Nach etwa einer Minute fragte Bob: »Hat der Stacheldrahtvertreter die Wette gewonnen?«, denn er hatte schon wieder den Eindruck, daß LaVon mitten in der Geschichte aufgehört hatte.
    »Hm, hm«, sagte sie und machte sich mit den Schachteln auf ihrem Arbeitstisch zu schaffen. Bob dachte schon, daß nichts mehr zu erwarten sei, aber nach einem weiteren langen Schweigen fuhr sie fort.
    »Da, wo sie den Stacheldraht ausprobieren wollten, war alles öde bis auf ein gesperrtes Windrad und eine leere Viehtränke. Verstehen Sie, das war Skierets Trick.
    An dem betreffenden Tag ritten alle aus der Stadt hin und versammelten sich in sicherer Entfernung zu dem Gehege, das für die meisten nicht sehr vertrauenerweckend aussah. Diealten Cowboys ritten los und brachten eine Stunde

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