Mitten in Amerika
sei dagewesen und habe zwei Ananasplätzchen verdrückt und sei durch die Hintertür verduftet, als er Bob kommen sah.
»Da mußt du wirklich was angestellt haben, wenn er dich nicht sehen will. An einen geduldigen Zuhörer heftet der sich wie eine Klette. Ich dachte, ihr würdet euch gut verstehen.«
»Das dachte ich auch«, sagte Bob. »Aber ich habe ihn wahrscheinlich verschreckt, als ich ihn über sein Grundstück in Oklahoma ausgefragt habe.«
»Ach, die alte Skin-Ranch? Ich habe gehört, daß eine Erdgasfirma mit ihm über dieses Land verhandelt. Stehen offenbar kurz vor einem Angebot. Selbst wenn er nur fünf Dollar für den Morgen Land kriegen würde, sollte er verkaufen. Aber für Luxusruhesitze ist das keine Gegend. Da sieht es doch aus wie auf dem Mars.«
»Ja«, sagte Bob, dem langsam aufging, daß Jim Skin sich die Rolle seines »Onkels« Ace ausgedacht hatte, um Verhandlungsspielraum gegenüber der Erdgasfirma zu gewinnen. »Das stimmt. Ich dachte, das Gelände wäre ganz gut geeignet für eine Schweinefarm.«
Cy sah ihn an, sagte aber nichts.
Als er am Spätnachmittag die Busted Star Ranch erreichte, müde, verschwitzt und voller Vorfreude auf ein kühles Bier auf der Veranda in Gesellschaft Leutnant Aberts, stand Orlandos Porsche noch immer vor dem Pfosten zum Anbinden der Pferde. LaVon kam auf die Veranda und winkte mit einem Geschirrtuch.
»Bob! Bob, könnten Sie mir wohl einen Gefallen tun?« »Klar. Worum geht’s?«
»Es ist wegen Coolbroth. Er hat offenbar Ärger mit dem Sheriff. Der Sheriff hat ihn, hat ihn ins –« Sie konnte den Satz nicht zu Ende sagen.
»Kittchen?« schlug Bob vor. Der Sheriff, dachte er, hatte alle Hände voll zu tun.
LaVon nickte. »Er ist ein temperamentvoller Junge«, sagte sie, »und manchmal tut er Dinge, die etwas ungewöhnlich sind. Ich wäre Ihnen sehr dankbar, Bob, wenn Sie ihn abholen und nach Hause bringen könnten. Der Sheriff hat sein Fahrrad beschlagnahmt, wenn ich ihn richtig verstanden habe. Coolbroth war so wütend, daß ich nicht alles mitbekommen habe, was er am Telefon gesagt hat. Der Sheriff ist nicht sehr entgegenkommend. Ehrlich gesagt, er ist ein mieser, dreckiger, verlogener Tunichtgut. Seine Familie hat nix getaugt, und er taugt auch nix.«
»LaVon, ich ziehe mir nur ein neues Hemd an, dann fahre ich.«
Doch als er den Saturn anließ und mit dem Gedanken spielte, sich in Woolybucket eine Pizza zu kaufen, die er in aller Ruhe genießen wollte, sobald er Coolbroth zu Hause abgeliefert hatte, fuhr hinter ihm ein riesiger Silverado Pickup mit extrabreiten Reifen, Überrollbügel und mehr Scheinwerfern als Lichter auf einem Ozeandampfer vor, und Orlando stieg aus und mimte Küsse an die Adresse der Fahrerin. Hinter dem Steuer saß nicht die schmerbäuchige Blondine von gestern abend, sondern eine große Brünette in roter Bluse und mit rotem Cowboyhut.
»Bis später, Süße«, rief Orlando, und die Frau schenkte ihm ein betörendes Grinsen und ließ den Motor aufheulen. Orlando rief Bob zu: »He, warte doch. Fahr mich über den Bach zu deiner Hütte. Ich muß meine Sachen abholen.« Er sprang neben Bob in den Wagen.
»Was für Sachen?« sagte Bob.
»Ich habe meine Tasche dort stehenlassen. Auf der Veranda. Ich muß mich rasieren und waschen, bevor ich mich mit meiner Süßen in Amarillo treffe.«
»Und was ist aus der Blondine geworden?«
»Blondine? Ach, die. Della. Die ist mit diesem rußigen Typ – Bob – abgezittert, als ich angefangen habe, mich mit Veronique zu unterhalten. Veronique ist die Süße in dem Pickup, die mich hergebracht hat. Die hat Feuer im Arsch.«
»Das hast du in der gerontologischen Bar festgestellt?«
»Nee, wir sind in eine andere Kneipe umgezogen, die der rußige Typ kannte. War ganz in Ordnung. Du solltest dich mal ein bißchen in Amarillo umsehen. Da geht echt der Punk ab, wenn man weiß, wo.«
In der Baracke warf Bob einen sehnsüchtigen Blick auf die Kühlbox, in der er seine Bierflaschen aufbewahrte.
»Mist!« sagte Orlando. »Du hast keine Dusche? Und keine Steckdose für meinen Rasierer?«
»Strom gibt’s hier nicht«, sagte Bob. »Deshalb keine Steckdose. Soll ich dir Wasser heiß machen? Ich habe einen Klingenrasierer, wenn du den benutzen willst.«
»Also, Bob, das muß man dir lassen, immer an der Speerspitze des Fortschritts. Du rasierst dich nicht zufällig mit einem von diesen Klappmessern, die man am Lederriemen abzieht? Besten Dank, ich suche mir in Amarillo ein Motelzimmer, wo
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