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Mitten in Amerika

Mitten in Amerika

Titel: Mitten in Amerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Proulx
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ich mich frisch machen kann. Ich muß sowieso morgen oder übermorgen nach Austin weiter. Eine absolut coole Stadt. Jede Menge niedliche Collegemädchen und stinkreiche Texanerdumpfbacken. Und Smoko. Der sich um unsere Firma kümmert. He, denk über mein Angebot nach. Bei mir kannst du richtiges Geld verdienen. Mußt du wieder weg?« fragte er, als er sah, daß Bob das Hemd wechselte und sich die Haare kämmte.
    »Ja. Ich muß LaVons Sohn beim Sheriff abholen. Hat offenbar Schwierigkeiten.«
    »Dann fahr mich über deinen blöden Bach zurück, dann muß ich nicht durchwaten«, sagte Orlando. »Es war klasse, dich wiederzusehen, und vergiß bitte nicht, über mein Angebot nachzudenken. Bei uns kannst du es zu was bringen.«
    »Danke, Orlando. Ich werde drüber nachdenken. Aber vielleicht gehe ich wieder auf die Schule. Oder sonstwas. Aber wir bleiben in Verbindung, richtig?«
    »Auch nicht schlecht. Deinen Grips aufzupolieren. Und klar bleiben wir in Verbindung.«
    Als sie das Flüßchen überqueren wollten, begann Orlando in seiner Tasche zu kramen. »Ich glaube, ich habe eine CD dabei, die ich dir – AAAAAAHHH! «
    Bob trat mitten im Wasser auf die Bremse und sah zu Orlando, der sich so heftig gegen die Rückenlehne drückte, daß Bob den Metallrahmen ächzen hörte. Aus Orlandos Tasche kroch ein graues Etwas, sprang ihm auf die Brust, lief ihm den Hals empor und an der Schulter entlang, über den Rücken und den anderen Arm hinunter und in die dunkle Ritze zwischen Sitz und Tür. Tonya war gefunden.
    Bob fuhr nervös zum anderen Ufer und blickte immer wieder auf seine Füße, um zu sehen, ob Tonya dort hockte.
    »Hat sie dich gebissen?« fragte er Orlando.
    »Mann, wie soll ich das wissen? Ich muß hier raus. Scheiße auch, was war das, eine Tarantel?«
    »Ja«, sagte Bob. »Eines von LaVons Haustieren. Ist vor ein paar Wochen ausgebüxt. Schau mal, ob sie dich irgendwo gebissen hat.«
    »Ich hab Schiß, mich zu bewegen.«
    Als Bob vor dem Pfosten anhielt, sprangen beide aus dem Wagen und rollten sich wie Stuntleute im Staub, die Wagentüren weit offen. LaVon kam auf die Veranda und sah ihnen mit unverhohlener Neugier zu.
    »Taste dich gut ab«, sagte Bob zu Orlando, der mit zitternden Fingern an seinem Hemd zupfte und seine nackten Arme anstarrte. »Es ist Tonya«, rief er LaVon zu. »Sie hat sich in Orlandos Reisetasche versteckt. Wie sie über den Bach gekommen ist, ist mir ein Rätsel.«
    »Sie ist eine Baumspinne«, sagte LaVon. »Wo ist sie jetzt?«
    Bob wollte gerade sagen, die Spinne hocke im Saturn irgendwo auf dem Boden, als Tonya vor aller Augen auf den Beifahrersitz krabbelte (den Orlando soeben verlassen hatte), als wartete sie auf ihren Chauffeur.
    »Ich hole ihren Käfig«, sagte LaVon und verschwand im Haus. Ohne zu zögern, hob Orlando einen großen Stein auf und warf ihn nach der Spinne auf dem Beifahrersitz. Der Stein verfehlte Tonya und traf statt dessen den Türrahmen des Saturn.
    »Tu ihr nichts, Orlando. LaVon holt sie doch gleich. Es ist eine ziemlich wertvolle Spinne.«
    »Das geht mir echt am Arsch vorbei«, sagte Orlando mit zornbebender Stimme; er schüttelte sich bei dem Gedanken an sein Erlebnis und besah wieder seine Arme, um sich zu vergewissern, daß er nicht gebissen worden war.
    »Inzwischen würdest du es spüren«, sagte Bob. »LaVon sagt, daß Tonya eine gefährliche Spinne mit einem schnell wirkenden Gift ist.«
    »Wer in drei Teufels Namen ist so pervers, sich Giftspinnen als Haustiere zu halten?«
    »Es sind interessante Tiere«, fauchte ihn LaVon an, die mit der alten Behausung der Tarantel in der Hand die Verandatreppe herunterkam.
    Die Tarantel begrüßte LaVon mit drohend erhobenen Vorderbeinen, die restlichen sechs Beine leicht angespannt, als setze sie zum Sprung an. »Armes Ding«, sagte LaVon. »Sie ist dehydriert, das kann ich sehen«, und sie betätigte die Sprühflasche, so daß der kühlende Tau die Tarantel benetzte. Und ganz plötzlich, als hätte sie einen Zufluchtsort erkannt, flitzte Tonya in den Behälter, und LaVon klappte den Deckel zu. Sie sah Orlando an. »Warum steigen Sie nicht in Ihren Portsche und machen, daß Sie fortkommen?« schlug sie ihm vor.
    »Das tue ich mit dem größten Vergnügen, Sie alte Hexe«, sagte Orlando und ließ den Worten die Tat folgen. Bob warnicht traurig, seinen alten Freund wegfahren zu sehen. Wie so viele hatte das Zuchthaus auch ihn nicht zu seinem Vorteil verändert.
    Im Gefängnis vertrieb sich unterdessen Sheriff Hugh

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