Mitten in Amerika
der Geruch der Schweinefarm schon da ist, Sir, und nicht mehr weggeht. Er stört Sie. Wegen dieses Gestanks können Sie das Grundstück nur an eine Schweinefarm verkaufen. Und bedenken Sie, wenn Sie in der Stadt leben würden, könnten Sie jeden Tag im Old Dog vorbeischauen, Cys Tagesspezialität essen und sich mit Ihren Freunden treffen. Sie könnten in der Bibliothek recherchieren.« Die Bibliothek von Woolybucket war ein herrlicher Ort, und Bob dachte sich, daß jemand, der an einer Ranchgeschichte schrieb, dort glückliche Stunden verbringen würde. Der Ausdruck auf Tater Crouchs Gesicht verriet ihm, daß er sich ausnahmsweise nicht getäuscht hatte.
Die Bibliothek befand sich in dem alten Gebäude der Frontier Bank, hohe sonnige Räume mit Holzvertäfelungen und Walnußregalen, die in den Panhandle gelangt waren, nachdem man sie aus einem Herrenhaus in Galveston gerettet hatte, das dem großen Hurrikan zum Opfer gefallen war, der die Stadt im Jahr 1900 in die Knie gezwungen hatte. Über die Jahre hinweg hatte der Verwaltungsrat nie der Versuchung nachgegeben, die guten Bücher zu verkaufen und durch Liebesromane, Western und Spannungslektüre zu ersetzen. Hunderte seltenertexanischer Bücher fanden sich in den Regalen, doch den wahren Schatz barg in Bobs Augen das Magazin der Bibliothek in Form von Kisten und Kartons voller Papiere und Rechnungsbücher der Ranches aus der Gegend, zusammengerollter Landkarten, Fotoalben, großer gebundener Bände alter Zeitungen des Texas- und Oklahoma-Panhandle und aus Kansas und New Mexico, darunter Crookly’s Border Star , The Weekly Western Argus , der Woolybucket Expositor , Roughbug Bee , Council Grove Process und dergleichen mehr.
»Da könnten Sie endlich richtig an Ihrer Ranchgeschichte arbeiten«, sagte Bob, und er erwähnte seine eigene Zuneigung zu Leutnant Abert und sagte, wenn er an Tater Crouchs Stelle wäre, würde er mit fliegenden Fahnen nach Woolybucket eilen und an einem Buch über Leutnant Abert arbeiten.
Tater schaute ihn an, merklich milder. »Wissen Sie, ein paar Jahre nach diesem Leutnant Abert hat das Topographische Korps einen anderen Knaben hergeschickt, Leutnant James H. Simpson. Der sollte eine brauchbare südliche Route zu den kalifornischen Goldfeldern finden. Das war 1848. Das ist mein Favorit. Er war ein schlauer Bursche. Er fand, daß der Pan- handle damals für eine Eisenbahnlinie zu dünn besiedelt war, und sagte, sie sollten zuerst Forts und Militärstraßen anlegen und sich dann erst um Städte und Wege für die Wagen kümmern, und so geschah es auch. Frachtzüge und Postkutschen haben den Panhandle erschlossen, nicht die Felljäger und nicht die Viehzüchter und schon gar nicht die Eisenbahn. Die Wagenrouten bildeten eine Art Nachschublinie für Güter, Post, Kommunikation. Die Eisenbahnen kamen erst Ende der achtziger Jahre. Zuerst wurde 1887 die Verbindung zwischen Fort Worth und Denver City eingerichtet und danach die RockIsland-Linie quer durch Kansas und dann der ganze Rest. Na gut, und wo sollte ich wohnen, wenn ich nach Woolybucket gehen würde?«
»Ich denke mir«, sagte Bob, der hektisch überlegte, »daßSie Ihr Haus auf ein Grundstück in der Stadt versetzen lassen könnten, wenn Ihnen die Häuser dort nicht gefallen.« Das war nicht weiter schwierig, dachte Bob.
»Natürlich würde mir ein Haus in der Stadt gefallen. Fließendes Wasser, keinen Gedanken daran verschwenden müssen, ob der Brunnen im Sommer austrocknet oder der Strom mal wieder ausfällt. Ich könnte mir Satellitenfernsehen besorgen. Meine Schwester wohnt in der Stadt, Ivy Nomore, die könnte ich ab und zu besuchen. Und zu Ace wäre es auch näher. Jünger werde ich nicht mehr. Ich weiß, daß es mir in der Seele weh tun sollte, daß ich die Ranch verlassen muß, aber das habe ich sowieso schon seit langem vor. Das einzige Problem ist Ace. Ich wäre einverstanden, verstehen Sie, aber ich muß zuerst mit meinem Bruder sprechen. Ace gehört die Hälfte von diesem Grundstück. Ohne seine Zustimmung kann ich nichts tun.«
»Ich habe gehört, daß ihm auch die Hälfte von Jim Skins Land drüben in Oklahoma gehört.«
»Ace? Das höre ich zum erstenmal. Ace gehört nicht mal das Schwarze unter dem Nagel. Er ist ein guter Mensch, aber er hat sein Leben damit vergeudet, Windräder zu reparieren. Deshalb habe ich ihn als Eigentümer für die Hälfte von dieser Ranch eintragen lassen. Unser Deddy hätte sie von Rechts wegen fair unter uns teilen müssen, aber das hat
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