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Mitten in Amerika

Mitten in Amerika

Titel: Mitten in Amerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Proulx
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er nicht getan. Nach dem Tod meiner Frau habe ich es in Ordnung gebracht, und deshalb gehört die Ranch zur Hälfte Ace, und wenn ich vor ihm sterbe, gehört ihm alles.«
    »Soll ich mit ihm sprechen, oder wollen Sie es lieber selber tun? «
    »Oh, das tue ich, das tue ich. Ace ist ein bißchen schwierig, wissen Sie. Ich komme gut mit ihm aus, aber das gilt nicht für jeden. Hat nie jemanden um Hilfe gebeten, nie. Einmal ist er von einem dieser verdammten Windräder gefallen, konnte sich an einer Verstrebung festhalten und hing da, bis eine Stunde später jemand vorbeikam, der ihm runterhalf, aber Ace sagte keinWort des Dankes. Er kümmert sich um seine eigenen Sachen und kann es nicht leiden, wenn man ihn betütelt. Ich rede mit ihm. Verstehen Sie, er ist der Ältere, aber ich kann mit ihm reden. Was für einen Preis hatten Sie sich denn vorgestellt?«
    Jetzt war es soweit. Jetzt ging es um Dollars und Cents, und er hatte keine Ahnung.
    »Das Angebot mache nicht ich«, sagte Bob. »Dafür kommt jemand anders aus der Zentrale in Denver.«
    »Sie suchen also überhaupt nicht nach Grundstücken für Luxusruhesitze? «
    »Nein, Sir, das war eine Lüge.«
    Der alte Mann klatschte sich auf das Knie. »Ich wußte es, ich wußte es von Anfang an. Sie haben ein Gesicht gemacht wie ein Lügner. Das kleine Mädchen, das gestern da war, das war auch eine Lügnerin.«
    »Welches Mädchen?« sagte Bob, der wußte, daß es um Evelyn Chine ging.
    »Geht Ihnen bis zum Ellbogen. Hat behauptet, sie würde an einer Doktorarbeit über die Leute im Panhandle schreiben. Guckte mir dabei in die Augen. Ich wußte sofort, daß sie log. Das ist ein untrügliches Zeichen, wenn sie einem dabei direkt in die Augen schauen. Und dann fing sie an, mir die Fragen zu stellen, die sie einem alle stellen, um sich an das Grundstück ranzupirschen. Ob ich nicht Lust hätte, mal nach Dallas zu fahren, ob ich mir schon mal überlegt hätte, ins Altersheim zu gehen, natürlich nicht sofort, o nein, ob ich Kinder habe, eine Frau und so weiter. Ich wußte, daß sie es auf das Land abgesehen hatte, aber ich konnte nicht herausbekommen, warum oder wozu, und auch nicht, was sie dafür zahlen wollte. Und zu guter Letzt habe ich zu ihr gesagt: ›Miss, lassen Sie es gut sein, ich verkaufe Ihnen mein Land nicht.‹ Da ist sie so rot angelaufen wie eine Tomate, aber wenigstens hat sie Ruhe gegeben.«
    Bob schämte sich für Evelyn Chine. Ihre Methode kam ihm nicht sehr subtil vor. Wie war es ihr gelungen, die sechstausendMorgen in Oklahoma einzufangen und die bildhübsche Reisetasche, den Global-Explorer-Weltempfänger und die Megapixel-Digitalkamera zu gewinnen?
    »Wissen Sie«, sagte Tater, der aus dem Fenster zum Horizont am Ende der Ranch blickte, »die alten Nord-Süd-Verbindungen, die haben die ganze Gegend zusammengehalten. So ist der Panhandle entstanden. So war es hier früher. Aber den Eisenbahnen ging es um die Ost-West-Verbindungen. So wurde bei denen gedacht. Die Leute dachten, die Eisenbahnen würden so vernünftig sein und die Schienen entlang den alten Frachtrouten verlegen, aber so war es nicht. Die bedeutenden alten Städte – Mobeetie, Appleton, Tascosa, Wilburn – wurden kaputtgemacht. Die neuen Städte Miami, Woolybucket, Canadian, Panhandle City, die lagen alle an der Eisenbahnlinie. Früher war alles mit Dodge City verbunden, aber damit war es dann vorbei. Und damals ging das los, daß sich die Leute über das weite Land hinweg nicht mehr kennen. Damals ging das los, daß die Leute von den guten alten Zeiten reden.«
    Tater Crouch versprach Bob, ihn gegen Ende der Woche anzurufen, nachdem er mit Ace gesprochen hatte.
    »Jetzt machen Sie ihn nicht nervös wegen der Sache mit Jim Skin. Da ist sowieso nichts dran; Ace gehört die Ranch nicht, auch wenn Jim Skin das behauptet. Wenn Sie mir nicht glauben, gehen Sie ins Gerichtsgebäude und sehen Sie im Grundbuch nach. Das wird Sie lehren, nicht alles zu glauben, was man Ihnen erzählt. Und holen Sie bei Ihrer Firma ein Angebot für mich ein. Ich rede mit Ace.«
     
    Bob Dollar befolgte Taters Rat und fand heraus, daß der einzige Name auf der Grundbesitzurkunde für das Stück Land in Oklahoma James Robert Alamo William Skin lautete; weder Ace Crouch noch sonst jemand war erwähnt. Zuerst ging Bob zum Postamt, wo ein weiterer Brief von Ribeye Cluke in seinem Postfach schwelte, dann auf der Suche nach Jim Skin zumOld Dog, doch Cy, der gerade ein mächtiges Stück Hochrippe begoß, sagte, Jim Skin

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