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Mitten in Amerika

Mitten in Amerika

Titel: Mitten in Amerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Proulx
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erstbesten Blödsinn, der mir einfiel. Und als ich sah, daß sie mir kein Wort glaubte, kam ich auf die Luxusruhesitze. Das halte ich übrigens jetzt noch für eine gar nicht so schlechte Idee. Hier gibt es einige wunderschöne Flecken. Ich habe mir gedacht, ich könnte Mr. Cluke fragen, ob Global Pork nicht in dieser Richtung tätig werden könnte. Wenn ich nächste Woche in Denver bin, will ich ihn fragen, was er davon hält.«
    »Wissen Sie, Bob, vielleicht hätten Sie keinen Job übernehmen sollen, bei dem von Ihnen verlangt wird, über Ihre Tätigkeit zu lügen. Es muß doch auch Jobs geben, zu denen man sich offen bekennen darf. Mir kommt das Ganze so vor, als hätte dieser Cluke im tiefsten Herzen sehr wohl den Eindruck, daß seine Firma etwas Verwerfliches tut, wenn er von Ihnen verlangt, daß Sie sich ein ›Deckmäntelchen‹ ausdenken. Liegt dieser Job oder diese Arbeit Ihnen am Herzen? Ist es Ihnen wirklich wichtig?«
    »Du lieber Himmel, nein! Ich finde diese ganze Heimlichtuerei peinlich. Ich habe die Stelle nur angetreten, weil es ein Job war. Ich weiß gar nicht, was ich wirklich tun möchte. Mein Onkel, der mich großgezogen hat, führt eine Art Ramschladen, und das will ich nicht tun. Das einzige, was mich wirklich interessiert, das ist – Geschichte? Die Geschichte des Santa-Fe-Trails.« Und er erzählte dem Mönch von seinen angenehmen Stunden in Gesellschaft Leutnant Aberts und von seinem Wunsch, den Weg von 1 845 nachzuvollziehen, um zu sehen, was der Leutnant gesehen hatte. »Und Bücher. Bücher mag ich sehr.«
    »In Ihrem Alter«, sagte Bruder Mesquite, »wußte ich auch nicht, was ich werden wollte. Ich wußte, daß ich Tiere mag – bin auf einer Ranch im Panhandle aufgewachsen, der jüngstevon sechs Brüdern. Ziemlich religiöse Familie. Mathe und Fotografieren waren meine Lieblingsfächer, und ich dachte mir, Missionar oder Lehrer wäre mein Traumberuf. Also habe ich es mit dem Unterrichten versucht. Es war fürchterlich – mir fehlte das, was man soziale Kompetenz nennt. Und den Missionar habe ich mir schnell genug aus dem Kopf geschlagen, denn dafür braucht man soziale Kompetenz in rauhen Mengen. Irgendwie bin ich immer in der Großstadt gelandet – ich war ein halbes Jahr lang in New York City, können Sie sich das vorstellen? –, bei der Obdachlosenbetreuung, Suppenküchen, Sozialarbeit jeder Art, völlig in Ordnung, aber der Gedanke an den Panhandle, der ließ mich einfach nicht los. Und als ich einunddreißig war, da dachte ich mir, daß das kontemplative Leben mit seiner Alltagsroutine und seinen Ritualen das richtige für mich wäre. Schlichtheit, Bescheidenheit, Zuverlässigkeit, Gebet, Arbeit, Verantwortung und Studium. Und als ich das Triple-Cross-Kloster direkt in meiner Heimat entdeckt habe, da war ich zutiefst bewegt und dankbar. Wollen Sie noch Kaffee?«
    »Ja«, sagte Bob und erhob sich, doch Bruder Mesquite war schneller auf den Beinen und hatte die Tassen bereits ergriffen. Als er zurückkam, brachte er zusätzlich zwei Doughnuts mit. Kein Wunder, daß er Zahnschmerzen hat, dachte Bob.
    » Cy hat uns die spendiert. Ja, und nach ein paar Jahren haben der Abt und die anderen Mönche sich für mein Vorhaben erwärmt, auf unserem Land Bisons zu halten. Klöster mit Tierhaltung gibt es, aber unseres ist die einzige Bisonranch. Es hat ein paar Jahre Forschung und Diskussionen gekostet, bis es soweit war. Wir haben klein angefangen mit vier Färsen und einem jungen Stier, aber inzwischen haben wir an die dreihundert Bisons. Dem Kloster hat es geholfen, zu sich selbst zu finden. Vor den Bisons haben wir biologisches Getreide gezüchtet, vorwiegend Pflanzen, die sich für die Southern Plains eignen, und das tun wir immer noch, aber die körperliche Arbeit aufder Bisonranch tut uns gut. Von den Tieren haben wir gelernt – über sie, über uns, darüber, was dieser Weltgegend guttut und was nicht. Unser Kloster ist glücklich und produktiv. Und ich bin auch glücklich. Könnte vom Leben kaum mehr verlangen.«
    »Aber geht es Ihnen nicht nahe, wenn die Laster kommen und Ihre Tiere für den Schlachthof abholen?«
    »Solche Laster kommen nicht zu uns. Wir züchten kein Schlachtvieh.«
    »Verdammt noch mal, Cy, in deinem Kaffee schwimmen tote Fliegen!« ertönte eine verärgerte Stimme hinten im Raum. »Ich kann dir neuen machen, Francis.«
    »Vergiß es, wir gehen in die Konditorei der alten Damen. Die machen richtig guten Kaffee, und von denen könntest du lernen, wie man

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