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Mitten in Amerika

Mitten in Amerika

Titel: Mitten in Amerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Proulx
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seinem Zimmer gab es zwar einen Fernseher, aber er las ein paar Seiten aus Leutnant James William Aberts Expedition und erfuhr, daß der Leutnant der Sohn Oberst John James Aberts war, des Leiters des U. S. Corps of Topographical Engineers, das mit der Aufgabe betraut war, den Westen zu erforschen und zu kartieren. Der Sohn brachte es in West Point auf eine verblüffende Anzahl von Verweisen und war Klassenschlußlicht in allen Fächern bis auf Zeichnen, worin er Bester war. Zu seinen Mitschülern zählten Ulysses S. Grant, James Longstreet, William Tecumseh Sherman, Henry W. Hall- eck und andere künftige strahlende Helden des Bürgerkriegs. Sofort schloß Bob Dollar Leutnant Abert ins Herz, den militärische Großmäuler umzingelten und dessen einzige Fähigkeit das weibische Zeichnen war. Der Leutnant war in Bobs Alter, als er mit seinem Freund, dem Unterbefehlshaber und mathematisch orientierten Leutnant William Guy Peck, und einer kleinen Kompanie von dem selbstherrlichen und arroganten John Charles Fremont dazu abkommandiert wurde, sich vom Expeditionskorps zu trennen und in der sogenannten South Expedition das Territorium der Komantschen zu erkunden und den Verlauf des Canadian River zu kartieren, während Fremont zum sonnigen Kalifornien weiterritt. Bob fand das Tagebuch spannend, denn Abert hatte einen neugierigen Blick, ein gutes Herz und war einer der ersten in diesem Gebiet.
    Auf dem Bett türmten sich dicke Quilts und Federbetten, so unglaublich warm, daß Bob sie zuletzt allesamt auf den Boden warf und den Luftstrom des Ventilators auf das Bett richtete. Schließlich schlief er doch vor dem brabbelnden Fernsehgerätein und wurde kurz nach Mitternacht durch mißtönende Alarmsirenen und rote Blitze auf dem Bildschirm geweckt, womit die Bewohner von May und Rosston und Slapout aufgefordert wurden, sich in Sicherheit zu bringen, weil ein Beobachter gemeldet hatte, daß eine Windhose sich von Darouzett gleich hinter der Grenze zu Texas in nordöstliche Richtung bewegte. Auf dem Bildschirm wurde eine Karte eingeblendet, und Bob sah, daß der Tornado sich in siebzig Meilen Entfernung befand und weiter entfernte, fiel wieder in unruhigen Schlaf und fragte sich, ob ihn bei seiner neuen Tätigkeit ein Wirbelwind davontragen würde.

4. Der böse dicke Junge
    I n jeder Lieferung des Buches des Lebens, das wußte Bob sogar schon als Vierzehnjähriger, gab es einen dicken Jungen – jemandes Bruder oder Schulfreund, den Sohn eines Lebensmittelhändlers, einen Jungen, dessen ganzer Ehrgeiz es war, ein Low-Rider-Motorrad zusammenzubauen, einen Frustrierten, der mit einer Dose Yoo-Hoo auf dem Sofa herumlümmelte, das eine Mitglied der Bande, das von der Polizei erwischt wurde, die Wissensquelle im örtlichen Pornovideoladen, den unübertroffenen Pizzabäcker in Benny’s Underground Pie Parlour. Bob begegnete seinem dicken Jungen, als er bei Walgreen’s in der Schlange darauf wartete, ein Schmerzmittel für seinen Onkel zu holen. Vor ihm stand eine sechzehnjährige Fettbombe, um den runden Kopf ein schwarzes Tuch gebunden, das mit Totenschädeln und gekreuzten Knochen bedruckt war, das Kinn mit siebzig oder achtzig blaßblonden Barthaaren und einer Auswahl von Pickeln verziert. Er trug einen Overall mit riesigen Hosenbeinen – jedes groß genug, um einen stämmigen Mann zu beherbergen – und stand mit einem Fuß in der Schlange, während er auf eine schwangere Frau einredete, die auf einem Plastikstuhl saß. Die Ärmel seines Sweatshirts waren so lang, daß er am Rand der Manschetten Löcher hineingerissen hatte, aus denen seine Daumen ragten, und die Manschetten wie fingerlose Handschuhe über seine warzigen Hände fielen. Er war anders als andere dicke Jungen. Er war nicht gemütlich, er lächelte nicht versöhnlerisch, sein Blick war weder naiv noch harmlos. Bob Dollar wußte sofort, daß dieser Knabe ein böser dicker Junge war. Und sofort faßte er innige Zuneigung zuihm. Ihm gefiel der dicke Junge, weil nichts Gefälliges an ihm war.
    Der dicke Junge redete auf die Frau auf dem Stuhl ein. »In Kansas City hatten sie mich im Würgegriff. Einer der gefährlichsten Griffe, die es gibt. Ich wäre fast draufgegangen. Wie ich entkommen bin, weiß ich nicht, aber hier bin ich, oder, und warte in der Schlange wie jeder andere auch. Das war letztes Jahr. Heute würden sie sich das nicht trauen, weil ich sie umlegen würde. Ich würde ihnen das Genick brechen. Und einer von denen war mein bester Freund. Das ist er

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