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Mitten in Amerika

Mitten in Amerika

Titel: Mitten in Amerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Proulx
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bleibt, wie es mal war? Und was ist mit den Indianern? Die waren vor den Siedlern da. «
    Ace schnaubte verächtlich. »Die waren vorher da, aber die haben hier nicht gelebt . Das waren Nomaden. Sie kamen in den Panhandle, um hier für ein paar Tage zu jagen. Hauptsächlich war die Gegend eine Art Pufferzone zwischen den Stämmen. Nein, die ersten, die versucht haben, hier zu leben , das waren die ersten Farmer und Rancher. Die Pioniere. Und heute kann einer mit den richtigen Maschinen alles alleine machen – außer das Geld für die Maschinen auftreiben. Die Maschinen können alles bis aufs Eierausblasen. «
    Ein Mann, den die anderen als Jim Skin ansprachen, stellte sich am Büfett an und nahm sich zwei große Schinkensteaks, auf die er Ananasringe türmte. Sein Gesicht sah aus wie ein Schlangenkopf, glatt und geschmeidig, mit rundem Kinn, suchend vorgereckt, der breite Mund wie lächelnd geschlossen. Kleine eng- anliegende Ohren, die nicht wie Ohren aussahen, und kurzes weiches Haar, flachgedrückt unter einer Mütze mit dem Aufdruck M URPHY F AMILY F ARMS .
    »Mann, an Ananas kann ich einfach nicht vorbei«, sagte er zu seinem Tischnachbarn, der sprachlos auf die gelben Ringe starrte. »Lecker. He, gestern abend hatte ich die Kiste an, und es gab eine Sendung über Astronomie, über die Sachen, die man mit diesem Hobble-Teleskop sehen kann. Haff. Haff. Haff. «
    »Glaubst du den Quatsch? Das ist alles Computersimulation, nicht echt.«
    »Habt ihr gehört, daß der kleine Fronk bei Texas A &M rausgeflogen ist? «
    »Ich dachte, ich hätte ihn letzte Woche auf seinem idiotischen Fahrrad rumstrampeln sehen. Und wie kam es dazu?«
    »Das ist alles ziemlich bizarr. Und ich weiß nichts Näheres. Ich habe nur gehört, daß sie ihn an der Universität in dem Stall mit den Stieren erwischt haben. Wo sie diese Zuchtstiere halten. Und er hatte einem Stier ein Rohr in den Arsch gesteckt. Das ist alles, was ich weiß. Haff! « Er zerschnitt einen Ananas- ring in kleine Trapezoeder, die er schnell aß. Die Schlangenkiefer öffneten sich, und die Ananas verschwand.
    »Ist ja nicht zu fassen!«
    »So ist es. Wenn du mich fragst, hätten sie ihn mit dem Stier auf eine Weide schicken sollen. Haff! Das hätte alles geregelt.« Er fuhr sich mit dem Finger an der Zunge entlang. »Verdammte Scheiße. Jetzt ist meine Zunge von der Ananas wund. Passiert mir jedesmal. «
    »Ich kann dir sagen, woran das liegt. Weil sie den Kleinen vom ersten Tag an in die Krippe gegeben hat. Jase war Tag und Nacht mit der Ranch beschäftigt, und sie hat bei diesem Bewässerungsblättchen gearbeitet, mußte unbedingt Karriere machen, und den Kleinen hat sie in der Krippe abgegeben.«
    »Ach, das sehe ich nicht so. Der keine Fronk war immer schon ein bißchen verrückt. Und dann hat er sich mit dieser schaurigen Christensippe eingelassen, mit diesen Betbrüdern, die auf ihrem Pickup gepredigt und rumgebrüllt haben. Total durchgeknallt. Haff! Die waren auf Drogen.«
    »Von ihm kannst du das laut sagen. Drogen und alles übrige.«
    »Habt ihr schon mal seine Tätowierungen gesehen? Haff! Haff! «
    »Zum Henker noch mal, kannst du dir keinen Hustensaft besorgen? Und hör auf, Ananas zu essen, wenn du davon Entzündungen im Mund kriegst.«
    »Das ist unser Panhandle-Schweinefarm-Husten. Ich habe bei Murhpy Farms Gülle entsorgt. Berufskrankheit. Aber letzte Woche haben sie mich nach Hause geschickt, ich bin also schon auf dem Weg der Besserung.« Jim Skin stand auf und ging zumTisch mit dem Essen, wo er sich unter Verzicht auf die Ananas lindernde Makkaroni mit Käse holte.
    Ace Crouch richtete den Blick seiner erbitterten alten Augen auf Bob.
    »So ein Husten ist die Folge industrieller Schweinemast, Mr. Dollar. Und die Güllebecken, die Jim Skin nachgefüllt hat, die vergiften das Grundwasser und sickern sicher auch in den Ogallala-Aquifer. «
    Bob erinnerte sich an die Prospekte von Global Pork Rind und sagte: »Ich habe gelesen, die Auffangteiche wären mit nichtporösem Plastik abgedichtet und würden regelmäßig ausgeleert und die Gülle würde auf den Feldern ausgebracht, um die Fruchtbarkeit des Bodens zu steigern.«
    Der alte Mann lachte unfroh. »Junger Freund, es gibt kein vom Menschen ersonnenes Dichtungsmaterial ohne undichte Stellen. Und auf den Feldern liegt der Mist so hoch, daß es zum Fürchten ist. Ein bißchen Mist und Gülle ist eine Sache, aber wenn das Zeug Jahr für Jahr fußhoch auf den Feldern liegt, dann frage ich mich, wo der

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