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Mitten in Amerika

Mitten in Amerika

Titel: Mitten in Amerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Proulx
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anderes als Rancher oder Farmer sein.«
    Buckskin Bill erinnerte sie an das Erdöl, an die Zeiten des schnellen Gelds und schnellen Ruins, als ein Rancherjunge als Handlanger oder Hilfsarbeiter anfangen und sich zum Facharbeiter oder sogar bis zum Bohrmeister hocharbeiten konnte, die Welt zu sehen bekam oder zumindest den Teil der Welt, der sich über dem Permian-Becken befand, wo er mit Herumtreibern, Falschspielern und Huren von Behelfsstadt zu Behelfsstadt zog.
    Charles Grapewine zeigte keine Neigung, sich beim Erdöl aufzuhalten. »Den Ernstfall haben wir heute noch. In einigen Counties im Panhandle sind sie wieder beim Trockenfarmen angekommen. Uns bleiben vielleicht noch fünfundzwanzig Jahre auf unseren Farmen, und das war es dann. Letztes Jahr hat meine Luzerne vier Zoll geschafft, mehr nicht. Ich sage euch, es ist so gut wie vorbei.«
    Bob hörte andächtig zu, und seine Neugier fiel allmählich auf.
    »Mein Gott, Grapewine, mußt du dich vor jedem dahergelaufenen Fremden um Kopf und Kragen reden?« fragte ein magerer, sehniger Mann, der mit »Francis« angesprochen worden war.
    »Ach, zum Teufel, ich habe nichts erzählt, was nicht jeder in der Zeitung lesen kann.«
    »Dann soll er es in der Zeitung lesen.« Mit diesen Worten nahm der Mann eine Ausgabe des Amarillo Daily in die Hand und warf sie vor Bob auf den Tisch, so daß seine Kaffeetasse umfiel und der Kaffee herauslief. Der Mann baute sich erwartungsvoll auf, schmutzig, geschmeidig, mit langen, zähen Muskeln. »Du kennst ihn nicht. Du kannst nicht wissen, ob du es mit einem Regierungsspitzel zu tun hast oder mit einem von diesen Schweinepriestern, stimmt’s? Oder ob er am Ende gegen einen der Anwesenden was in der Hand hat.«
    Cy Frease hatte die Szene beobachtet, auf dem Kopf seinen mittlerweile fettigen Hut, dessen Perlgrau Schweiß und Sauce zu einem erdigen Braun eingedunkelt hatten, die PanhandleEntsprechung einer gestärkten Kochmütze.
    »Francis«, sagte er, »hast du Lust, abzuspülen und das Geschirr abzuräumen?«
    »Lieber fresse ich heiße Kuhscheiße«, sagte der Rancher mit erbostem Blick.
    »Dann laß Bob in Ruhe. Er hilft bei mir aus, und ich habe ihm gesagt, er soll die Leute kennenlernen, die hier essen. Wenn du mit deinem Gerede schuld bist, daß er geht, kannst du seine Nachfolge antreten.«
    »Ich hoffe, du mußt nicht bereuen, daß du ihn beschäftigst«, sagte der Rancher und schob seinen Hut in den Nacken. Er ging zu dem Büfett, neben dem Cy mit einer Pfanne voll heißer Biscuits stand, nahm sich ein Stück, tauchte es in die Schlagsahne und verschlang es mit einem Bissen.
    »Du kochst so gut, daß es einen nicht wundern würde, wenn du Blitze furzen tätest.« Mit diesen Worten ging er nach draußen, sprang in einen Geländewagen mit Anhänger, in dem ein gesatteltes Pferd stand, und fuhr fort.
    »Der Tag kommt«, sagte Jim Skin und rülpste Ananasdünste, » Haff! , an dem ihm einer gewaltig eins zwischen die Hörner verpaßt.«
    »Wer ist das? « fragte Bob.
    »Ha!« sagte Grapewine hitzig. »Francis Scott Keister, ein stierköpfiger Rancher, der alles besser weiß. In Woolybucket geboren und nie woanders hingekommen. Aber wissen tut er alles. Dem kommt man besser nicht in die Quere. Muß mich auf den Weg machen«, und er schob die Beine seines Stuhls quietschend über den Boden und ging.
    »Es gibt eine Menge Farmer und Rancher«, sagte Ace leise zu Bob, »die Ihnen erzählen, wie sehr sie ihr Land lieben, aber dann verkaufen sie es an die Schweinemäster, oder Sie schauen sich ihr geliebtes Land an und sehen nichts als totgegraste, tot- geackerte Wüste, ohne Wasser, ausgelaugt und voller Unkraut. Sie würden tot umfallen, wenn Sie wüßten, was diese Brüder an Regierungssubventionen einstecken.«
    Buckskin Bill nickte. Er holte Luft und sagte zu Bob: »Unsere Ranch war ganz schön heruntergekommen. Was davon übriggeblieben war, ist vor ein paar Jahren auf mich übergegangen. «
    Jim Skin stieß Bob mit dem Ellbogen an und sagte: »Jetzt kommt er zur Sache – wie es dazu kam, daß sie ihn ›Buffalo Bill‹ nennen.« Er kicherte.
    Buckskin Bill senkte die Stimme. »Ich ließ die Ranch erst mal, wie sie war. Ich weiß nicht, was ich mir erwartet hatte, aber ich ließ alles, wie es war, mit dem ganzen Unkraut, und das Gras wurde vielleicht noch ein bißchen höher. Als mein Urgroßvater aus Alabama herkam, hat er seinen Leuten zu Hause geschrieben, wieviel Gras es hier gab. Bartgras, das ihm bis zur Gürtelschnalle

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