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Mitten in Amerika

Mitten in Amerika

Titel: Mitten in Amerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Proulx
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darüber gedichtet, das jeder draußen kannte, und jeder wußte, um wen es dabei ging.« Er begann näselnd eine zitternde Strophe zu singen, doch Bob konnte nur die Worte »… wie’s jemals einen gab« ausmachen.
    »Sir, Mr. Crouch«, sagte Bob und holte LaVons Foto des Maultiergespanns aus dem Umschlag in seiner Hand. »LaVon hat mir dieses Bild gezeigt, und ich wüßte gern, wie der Fahrer oder Kutscher so ein großes Gespann führen konnte.«
    Der alte Mann sah Bob zum erstenmal an, hielt sich das Foto vor die Augen und betrachtete es.
    »Ich glaube, der Kutscher ist Hefran Wardrip. Frachtkutscher. Frachtbeförderung war ein gutes Geschäft, bevor die Eisenbahngesellschaften kamen, vor allem, als die großen Farmen anfingen, ihr Land einzuzäunen. Als ich klein war, war es mit den Frachttrecks schon vorbei. Aber mein Granddeddy war Frachtkutscher, und mein Deddy hat mir immer erzählt, daß er als kleiner Junge gesehen hat, wie die Gespanne nach Norden abgingen, nach Süden und nach Osten. Die Flüsse verlaufen von Westen nach Osten, aber die meisten Trails der Frachttrecks und später der Viehtrecks gehen nach Norden und Süden. In den alten Zeiten gab es Frachtbarone, wie es später Viehbarone gab. «
    »Ich dachte, der Santa-Fe-Trail wäre der einzige Trail gewesen«, sagte Bob.
    Tater Crouch schnaubte. »Das war früher und eine andere Sache. Der Haupttrail im Panhandle war der Jones-und-Plummer-Trail, der entstand aus einer Militärstraße, wurde größerund verlief von Dodge City nach Mobeetie und weiter bis nach Tascosa. Vor zwei Sachen haben sie sich gefürchtet – vor der Furt durch den Cimarron und der durch den Canadian. Beide Flüsse waren tückisch wegen ihrem Treibsand, und beide hatten gefährliche Strömungen. Beide haben einen weichen Untergrund. «
    Er sah wieder auf das Foto und klopfte mit dem Fingernagel dagegen. »So ein großes Gespann einzuspannen und zu führen, das war eine Kunst, die man in jahrelanger Arbeit lernen mußte, wenn sie einem nicht von Kindesbeinen an vertraut war. Damals gab es viele, die das konnten. Heute ist fast keiner mehr am Leben, der so was kann, abgesehen von ein paar alten Spinnern, die manchmal bei einem Rodeo zeigen, was sie können, wenn sie so tun, als würden sie einen Frachtwagen rückwärts an die Laderampe fahren. Diese Kutscher kannten das Land wie ihren eigenen Handrücken. Die Postkutscher – P. G. Reynolds hatte sich die Postbeförderung unter den Nagel gerissen – benutzten Pferdegespanne, Morgans, wenn ich mich recht erinnere, und diese Burschen führten ein gefährliches Leben. Einer von ihnen erfror in dem Blizzard von 1 886 auf dem Kutschbock, und die Passagiere merkten nix davon, bis sie in Fort Supply ankamen und der Fahrer nicht abstieg, um ihnen den Wagenschlag zu öffnen. Konnte er nicht. War erfroren. Aber ich weiß, daß der Kutscher bei den Frachtgespannen, wo Maultiere eingesetzt wurden, immer auf dem Maultier vor dem linken Wagenrad saß und die Tiere mit einem einzigen Zugstrang lenkte. Der ging durch den Kandarenring von jedem Gespann und endete an der Kandare vom linken Maultier. Irgendwo habe ich dieses Geschirr noch, Speicher oder Scheunenboden oder sonstwo. «
    »LaVon hat mir von der XIT Ranch und dem Stacheldraht erzählt«, sagte Bob.
    »So, von der XIT? Was die XIT fertiggebracht hat, das war, den Ranchern zu zeigen, daß der Stacheldraht sich lohnte. Inden frühen Zeiten waren viele gegen den Stacheldraht. Er schnitt das offene Weideland auseinander wie einen Kuchen, und die großen Rancher fanden, alles hätte für alle dazusein, und der allererste Stacheldraht war ein teuflisches Zeug – hieß auch Teufelsdraht –, an dem das Vieh sich übel verletzten konnte, und dann wurde es von den Goldfliegenlarven befallen. Auf der XIT wurde anderer Stacheldraht benutzt, flache, breite Drahtbänder, und die Spitzen waren angeklammert. Der piekste das Vieh, aber er riß ihm nicht den Bauch auf wie das GliddenZeug. Die XIT war aber beileibe nicht die erste Ranch im Pan- handle, die Stacheldraht benutzt hat. Das war die Fryin Pan Ranch, hinter der Mr. Glidden persönlich stand, obwohl ihn erst sein Vertreter Henry Sanborn dazu gebracht hat, Geld in die Ranch zu stecken. Sie nannten sie ›Panhandle‹ und hatten als Brandzeichen eine Pfanne mit langem Stiel, aber irgendein alter Cowboy sah das Ding und sagte: ›Pfannenstiel, daß ich nicht lache, das ist eine Bratpfanne‹, und dieser Name blieb kleben. Damals war Mr. Glidden

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