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Mitten in der großen Krise. Ein »New Deal« für Europa (German Edition)

Mitten in der großen Krise. Ein »New Deal« für Europa (German Edition)

Titel: Mitten in der großen Krise. Ein »New Deal« für Europa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Schulmeister
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einerseits zwischen den Rohstoff- und den Industriewarenexporteuren und andererseits zwischen den Gläubiger- und den Schuldnerländern.
    Seit der Schaffung des Euro gibt es nur mehr vier wichtige Währungen in der Weltwirtschaft, Dollar, Euro, Renminbi und Yen. Durch Festsetzung von Bandbreiten könnten die Wechselkurse zwischen diesen Währungen stabilisiert werden (analog zum Vorläufer der europäischen Währungsunion, dem EWS mit dem ECU als Bündelwährung). Dies wäre ein erster Schritt zum langfristigen Ziel der Schaffung einer echten Weltwährung (»Globo«), die als Numéraire für weltwirtschaftliche Flows und Stocks fungiert und aus einem Bündel der wichtigsten nationalen Währungen besteht. Die übrigen Länder könnten ihre Währungen dann in einem im Prinzip festen, aber in Notfällen änderbaren Verhältnis zum »Globo« stabilisieren (oder auch am freien Markt bestimmen lassen – doch werden sie das in ihrem eigenen Interesse kaum tun).
14.2. Stabilisierung der Rohstoffpreise und der Realzinsen für internationale Schulden
     
    Zusätzlich zur Stabilisierung der wichtigsten Wechselkurse – gewissermaßen sicherheitshalber – sollten die Standard Commodities wie Rohstoffe, aber auch die internationalen Financial Stocks nicht mehr in Dollar, sondern in einem Bündel der vier wichtigsten Währungen notieren. Dies würde die enormen Schwankungen der Rohstoffpreise und der Realzinsen für internationale Schulden verhindern und damit auch die dadurch ausgelösten Umverteilungen zwischen den Exporteuren und den Importeuren von Rohstoffen beziehungsweise zwischen den internationalen Dollargläubigern und Dollarschuldnern. Diese enormen Umverteilungen von Einkommen und Kaufkraft haben in den letzten 35 Jahren Rezessionen und Finanzkrisen verursacht, welche die Arbeitslosigkeit schubartig ansteigen ließen und die weltwirtschaftliche Entwicklung nachhaltig beeinträchtigten.
14.3. Langfristige Abkommen über den Erdölpreis
     
    Der Preis für Erdöl ist für eine nachhaltige Entwicklung der Weltwirtschaft aus zwei Gründen von besonders großer Bedeutung:
Erdöl ist eine erschöpfbare Ressource, eine optimale Entwicklung von Produktion und Verbrauch erfordert daher, dass der Preis einer solchen Ressource stärker steigt als das gesamte Preisniveau, nämlich im Ausmaß des Zinssatzes (Hotelling-Regel).
Erdöl ist jenes Gut, dessen Verbrauch den größten Teil der Umweltkosten, insbesondere in Gestalt des Klimawandels, verursacht. Berücksichtigt man diese externen Effekte, so müsste sich Erdöl zusätzlich aus diesem Grund stetig überdurchschnittlich verteuern (Internalisierung der externen Kosten).
    Vor dem Hintergrund dieser Anforderungen der Gleichgewichtstheorie an eine effiziente Preisbildung muss ein umfassendes Versagen der Erdöl-(derivat-)märkte in den letzten 35 Jahren festgestellt werden. Die nahezu grotesken Schwankungen des Erdölpreises machen Planungen zum Zweck einer wohlfahrtsökonomischen Optimierung von Produktion und Verbrauch unmöglich.
    Insbesondere die (betriebswirtschaftliche) Rentabilität von Investitionen in Energiesparmaßnahmen beziehungsweise erneuerbare Energieträger ist drastischen Schwankungen unterworfen: Was bei einem angenommenen Ölpreis von 100 eine sinnvolle Investition ist, wird ein Jahr später zu einem Desaster. Unter diesen Bedingungen muss die Preisbildung auf den Erdöl-(derivat-)märkten die Investitionstätigkeit im Energiesektor (einschließlich Sparbereich und alternative Energien) systematisch behindern.
    Würden etwa die EU oder die Industrieländer insgesamt mit den wichtigsten Erdölproduzenten ein langfristiges Abkommen über die Steigerung des Erdölpreises schließen, so wäre jede Lösung besser als die bisherige Marktlösung, egal, ob als Ausgangsbasis der durchschnittliche Ölpreis der letzten zehn oder 20 Jahre genommen wird, oder ob ein jährlicher Anstieg des realen Ölpreises um fünf Prozent oder acht Prozent vereinbart wird (damit würde jenes Ausmaß festgelegt, in dem der Ölpreis stärker steigt als der Durchschnitt aller international gehandelten Güter).
14.4. Einführung einer generellen Finanztransaktionssteuer
     
    Zwei Entwicklungen ließen Finanztransaktionen nahezu explodieren (Abb. 8, S. 56–57). Erstens, der Boom der Wetten auf alle wichtigen Preise wie Aktienkurse, Rohstoffpreise oder Wechselkurse mit Hilfe von Derivaten (da der Einsatz/Margin viel kleiner ist als der Basiswert der Wette, nehmen die Volumina der

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