Mitten in der Nacht
werfen es mir nicht vor. Oh, ich wünsche mir Sie für meine Lena. Jetzt sitze ich hier und weiß, dass mein Kind Sie bestohlen hat, und habe nur den einen Gedanken, dass ich mir Sie für meinen Liebling wünsche.«
»Das ist doch schön, denn ich wünsche mich auch für sie.« Er nahm den Ring aus der Schachtel und ging damit hinüber zu ihrem Stuhl. »Den habe ich für sie gekauft. Vielleicht könnten Sie für mich ja ein gutes Wort einlegen, damit sie ihn auch annimmt, wenn ich ihn ihr gebe.«
Odette betrachtete den Ring und seufzte. »Der passt ihr. Der passt ihr ganz bestimmt. Sie hat ein gutes Herz, Declan, aber es ist voller Narben. Sie ist so stark. Manchmal fürchte ich, sie ist zu stark und vergisst, wie man gibt. Das werde ich ihr sagen müssen.«
»Ja.«
»Und Sie, Declan, müssen herausfinden, wie Sie verhindern können, dass sie zu Ihnen auf Distanz geht, wenn sie es erfährt. Denn das wird sie sicherlich vorhaben.«
»Keine Sorge. Wo ist Lilibeth?«
»Weg. Das hier habe ich heute Morgen in ihrem Zimmer gefunden. Sie hat es seit gestern so gut wie nicht mehr verlassen. Als ich hineinging und dies hier fand, habe ich es an einem Ort versteckt, wo sie es nicht suchen würde. Deswegen hatten wir natürlich eine Auseinandersetzung. Sie hat ihre Sachen gepackt und ist gegangen. Sie wird wiederkommen«, sagte sie mit derselben Grabesstimme, die er schon bei Lena gehört hatte. »In ein oder zwei Jahren. Und wir werden alles noch einmal durchmachen.«
»Wenn es so weit ist, werden wir damit fertig werden.« Er beugte sich zu ihr hinab und küsste sie auf ihre Wange. »Ich liebe Sie.« Als ihre Augen sich wieder mit Tränen füllten, nahm er ihre Hand. »Ob Lena dazu bereit ist oder nicht, wir sind jetzt eine Familie. Eine Familie hält zusammen.«
»Wenn ich Ihrer Mama begegne«, brachte Odette hervor, »dann werde ich sie ganz fest in den Arm nehmen.«
»Das wird ihr gut tun. Wollen Sie nicht auf eine Besichtungsrunde mitkommen? Sie könnten mich vor Generalin Renault beschützen.«
Er rechnete nicht damit, dass er lange würde warten müssen, und wurde diesbezüglich auch nicht enttäuscht. Die meisten seiner Arbeiter machten gerade Feierabend, und Effie und ihre Mutter hatten ihn in den rückwärtigen Garten verschleppt, als Lena am Haus entlangschlenderte.
Da er mitten in einer Litanei von Ohs und »aber sicher« und »kein Problem« steckte, mit der er üblicherweise auf das Hochzeitsprogramm der beiden Renault-Frauen reagierte, beschloss er, die Streitlust in Lenas Augen als eine Erleichterung anzusehen.
»Die Geländer und Balustraden werden in Tüll und Spitze gehüllt sein.«
»Oh.«
»Und wir werden Körbe – weiße Körbe – voller Blumen hier draußen auf die Galerie stellen.«
»Aber sicher.«
»Der Florist wird am Tag der Hochzeit schon früh damit anfangen müssen, deshalb wäre es am besten, Sie gehen allem hier aus dem Weg und sorgen dafür, dass der Zugang zu sämtlichen Bereichen des Hauses gewährleistet ist, die ich auf meinem Plan markiert habe.«
»Kein Problem. Lena.« Er streckte seinen Arm aus und griff nach ihrer Hand. Ein Ertrinkender, der ein Seil umklammert. »Wir unterhalten uns gerade über Blumenschmuck.«
»Blumen sind die Landschaft einer Hochzeit«, verkündete Mrs. Renault und machte sich weitere Notizen auf dem Klemmbrett, das sie überallhin begleitete. »Wie geht es Ihnen, Lena?«
»Ganz gut, Miss Sarah Jane. Ist das nicht aufregend? Die Tage bis zum großen Ereignis sind gezählt. Du wirst vor lauter Kleinigkeiten, an die du denken musst, sicherlich schon halb wahnsinnig sein, Effie.«
»Die Hälfte habe ich schon hinter mir, ich steuere auf den kompletten Irrsinn zu.«
»Es wird bestimmt alles wunderbar werden.« Lenas Lächeln blieb breit und ihre Stimme aufgeräumt, trotz des dunklen Feuers, das in ihr brannte. »Die Rhododendronbüsche werden an deinem Festtag bestimmt eine Augenweide sein.«
»Der Garten wird eine echte Sehenswürdigkeit werden«, stimmte Mrs. Renault ihr zu und überprüfte erneut ihre Liste. »Nur schade, dass wir es nicht mehr geschafft haben, eine Laube aufzustellen und Zuckererbsen ranken zu lassen.« Dabei blitzte sie Declan über ihre Lesebrille hinweg vorwurfsvoll an.
»Womöglich können die Franks noch was auf die Beine stellen. Ach, entschuldigen Sie mich bitte einen Moment? Ich muss Lena unbedingt was zeigen.«
Er entkam ihnen und zog Lena auf die Treppe, die hoch in den ersten Stock führte. Im Erdgeschoss
Weitere Kostenlose Bücher