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Mitten in der Nacht

Mitten in der Nacht

Titel: Mitten in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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eventuell würde sie auch nach eingehenderem Studium und Gespräch diese Frau akzeptieren.
    »Du hast doch genügend Zeit und Gelegenheit, sie übermorgen auf der Hochzeit in die Mangel zu nehmen«, gab Patrick zu bedenken.
    Colleen hatte für derart männliche Überlegungen nur ein Seufzen übrig. Sie waren – Gott segne sie – halt doch sehr simpel gestrickte Geschöpfe. Im besten Sinne arglos. Es lag doch auf der Hand, dass man sich das Mädchen als Erstes in seiner eigenen Umgebung vorknöpfen musste.
    Colleen betrachtete sich die Nachbarschaft, die Lage der Bar und das Verkehrsaufkommen sehr genau. Danach kam sie zu dem Schluss, dass Lena eine kluge Wahl getroffen und Geschmack und Verstand bewiesen hatte, weil sich das Äußere der Bar unauffällig in seine Umgebung einfügte.
    Ihr gefiel die Galerie mit den Blumentöpfen darüber – die leuchtenden Farben vor den Cremetönen. Das bewies Geschmack und Stil und ein Gefühl für Atmosphäre.
    Sie hatte sich von Declan die Information beschafft, dass Lena über der Bar wohnte, und überlegte nun, ob sie versuchen sollte, sich eine Einladung zu einem Besuch zu erschleichen, um die Wohnung ebenfalls in Augenschein nehmen zu können.
    Sie betrat das Et Trois und begann sofort mit einer eingehenden und objektiven Musterung.
    Es war sauber und das fand schon einmal ihre Zustimmung. Es war gut besucht, ohne überfüllt zu sein, was ihrem Geschäftssinn Genüge tat. Zu früh für die laute Abendkundschaft, urteilte Colleen, und zu spät für die Mittagsgäste.
    Die aus den Lautsprechern tönende Musik, die sie als Cajun einschätzte, gefiel ihr auch. Sie war schwungvoll, aber nicht so laut, dass sie Unterhaltungen erschwerte.
    Hinter dem Tresen arbeitete ein Schwarzer in einem hellroten Hemd. Ein gutes Gesicht, wie Colleen fand, glatte Hände. Eine junge Kellnerin – blond, kess, in Jeans, die einen Tick zu knapp saßen – bediente an einem der Tische.
    Colleens Blick fiel auf ein paar Touristen, die sich durch ihre Kameras und Einkaufstüten als solche verrieten. Die anderen Gäste waren offenbar Einheimische.
    In der Luft hing der feurige, würzige Duft des Essens, das man serviert hatte oder gerade servierte.
    Lena kam aus der Küche. Ihre Blicke trafen und erkannten sich sofort. Colleen setzte ein kleines, höfliches Lächeln auf und steuerte, gefolgt von Patrick, auf den Tresen zu.
    »Guten Tag, Mrs. Fitzgerald, Mr. Fitzgerald.« Ein gleichermaßen kleines, höfliches Lächeln rundete Lenas Lippen. »Sie haben sich im Viertel umgesehen?«, erkundigte Lena sich mit einem Blick auf die Einkaufstüten, die Patrick trug.
    »Colleen kommt selten an einem Laden vorbei, ohne etwas zu sehen, was unbedingt gekauft werden muss.«
    »Dann scheint Declan das von Ihnen zu haben. Darf ich Ihnen die Speisekarte bringen?«
    »Wir haben schon zu Mittag gegessen, danke.« Colleen setzte sich auf einen Barhocker. »Ich hätte gerne einen Martini, einen Stoli, sehr kalt, staubtrocken, pur und geschüttelt. Mit drei Oliven.«
    »Und für Sie, Mr. Fitzgerald?«
    »Machen Sie für mich das Gleiche und nennen Sie mich Patrick.« Er setzte sich auf den Hocker neben seiner Frau. »Schön haben Sie's hier. Livemusik?«, fragte er mit einem Nicken in Richtung Bühne.
    »Jeden Abend ab neun Uhr.« Als sie anfing die Martinis zu mixen, lächelte sie ihn aufrichtig an. »Wenn Sie gern tanzen, müssen Sie wiederkommen. Wir bringen Ihre Beine in Schwung. Gefällt es Ihnen in der Stadt?«
    »Wir freuen uns auf die Hochzeit«, bemerkte Colleen. »Remy gehört zur Familie. Und wir freuen uns, dass Declan mit dem Haus so gut vorankommt.«
    »Er ist glücklich dort.«
    »Ja.«
    Lena holte die beiden Martinigläser heraus, die sie während des Mixens geeist hatte. »Für Sie wäre es sicher schöner, wenn er in Boston glücklich gewesen wäre – mit der Frau, die er fast geheiratet hätte.«
    »Ja, das schon, oder? Aber wir können nicht über das Leben der Anderen bestimmen. Nicht einmal über das unserer Kinder. Und auf gar keinen Fall können wir ihnen den Menschen aussuchen, den sie lieben sollen. Lieben Sie meinen Sohn, Lena?«
    Lena hörte zu schütteln auf und goss die Martinis in die kalten Gläser. »Darüber rede ich mit ihm, wenn ich zu einem Ergebnis gekommen bin. Die gehen aufs Haus«, fügte sie hinzu und ließ die Oliven hineingleiten. »Ich hoffe, er entspricht Ihren Vorstellungen.«
    »Danke.« Colleen nahm das Glas und nippte daran. Zog anerkennend eine Braue hoch. »Schmeckt

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