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Mitten in der Nacht

Mitten in der Nacht

Titel: Mitten in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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ihren Leib mit qualvollem Schmerz. Sie war blind vor Schmerz. Mit einem Urschrei kämpfte sie dagegen an und verbrannte ihm die Kehle mit seiner Leidenschaft.
    Pressen, Abby! Du musst pressen! Fast hast du es geschafft.
    Sie war so müde, so schwach. Wie sollte sie diesen Schmerz überleben? Aber sie biss die Zähne zusammen. Fast wie im Wahnsinn. Alles, was sie war, alles, was sie besaß, konzentrierte sich auf die eine Aufgabe, dieses eine Wunder.
    Ihr Kind. Ihr Kind, Lucians Kind, kämpfte darum, zur Welt zu kommen. Sie drückte mit all ihrer verbliebenen Kraft. Das Leben hing davon ab.
    Da ist der Kopf! Et là! So viel Haare! Noch einmal, Abby. Noch einmal, chère.
    Jetzt lachte sie. Besser als Schreien, auch wenn das Lachen eine Spur hysterisch war. Sie stützte sich auf die Ellbogen und warf ihren Kopf zurück, als ein neuer, unaussprechlicher Schmerz sie durchwogte.
    Dieser eine Augenblick, dieser eine Akt, war das größte Geschenk, das eine Frau geben konnte. Dieses Geschenk, dieses Kind, würde beschützt, würde liebevoll umsorgt werden. Würde sein ganzes Leben lang geliebt werden.
    Und im Schmerz, unter zuckenden Blitzen und brüllendem Donner presste sie und presste und presste schreiendes Leben in die Welt.
    Ein Mädchen! Du hast ein wunderschönes Mädchen.
    Der Schmerz war vergessen. Die Stunden voller Schweiß und Blut und quälendem Schmerz waren nichts gegen die hell aufblitzende Freude. Mit Freudentränen in den Augen streckte sie ihre Arme nach dem kleinen, zappelnden Baby aus, dessen Schreien wie Triumph klang.
    Meine Rose. Meine schöne Marie Rose. Sag es Lucian. O bitte bring Lucian, damit er seine Tochter sehen kann.
    Zuerst wuschen sie Mutter und Baby und belächelten die mütterliche Ungeduld und die empörten Schreie des Babys.
    Tränen standen Lucian in den Augen, als er ins Zimmer kam. Und mit zitternden Fingern ergriff er ihre Hand. Als er das Kind betrachtete, das sie gezeugt hatten, strömte sein Gesicht über vor Glück.
    Sie erzählte ihm, was sie gelobt hatte, als man ihr Marie Rose in die Arme legte.
    Wir werden sie beschützen, Lucian. Egal was passiert, wir werden sie beschützen und dafür sorgen, dass sie glücklich ist. Sie ist unser. Versprich mir, dass du sie immer lieben und für sie sorgen wirst.
    Natürlich. Sie ist so schön, Abby. Meine schönen Mädchen. Ich liebe euch.
    Sprich die Worte aus. Ich muss hören, wie du die Worte sagst.
    Abigails Hand haltend, berührte Lucian mit seinem Finger zärtlich die Wange seiner Tochter. Ich werde sie immer lieben und für sie sorgen. Ich schwöre es.
     

19
    Patrick Fitzgerald nahm seine Frau an die Hand, als sie durchs Französische Viertel streiften. Er wusste, dass ihr Ziel das Et Trois war, mit dem Zweck, dort einen weiteren prüfenden Blick auf Angelina Simone zu werfen.
    »Ist dir eigentlich klar, Colleen, dass dies schon fast unter Einmischung, wenn nicht gar Spionage fällt?«
    »Und was hast du dagegen einzuwenden?«
    Er musste lachen. Nach fast vierzig Ehejahren schaffte diese Frau es noch immer, ihn zum Lachen zu bringen. Dies vor allem erachtete er als Zeichen einer erfolgreichen Partnerschaft.
    »Hast du daran gedacht, dass sie womöglich gar nicht dort sein könnte? Wenn man eine Bar besitzt, heißt das nicht zwangsläufig, dass man dort auch jede Stunde des Tages zubringt.«
    »Dann werden wir uns lediglich ihren Laden ansehen und was trinken. Das ist doch nur natürlich, und ich kann daran nichts Anstößiges finden.«
    »Ja, meine Liebe.«
    Diesen Satz und diesen Tonfall benutzte er nur, wenn er sich über sie lustig machte. Colleen war hin und her gerissen, ob sie ihm einen kräftigen Rempler in die Rippen geben oder lachen sollte. Sie entschied sich für beides.
    Die Menschenmassen, der Lärm, die Hitze und die etwas schwülstige und heruntergekommene Eleganz der Stadt waren nicht dazu angetan, einen längeren Aufenthalt wünschenswert für sie zu machen. Sie bevorzugte den altbackenen Charme und die Würde, ja, die Würde, von Boston.
    Sicherlich hatte auch Boston seine Schattenseiten, aber die waren nicht so offensichtlich, wurden nicht derart herausgestellt und gefeiert. Sex sollte Spaß machen und interessant sein – sie war um Himmels willen nicht prüde. Aber in ihren Augen war das eine Privatangelegenheit.
    Doch das tragische Klagegeheul des Tenorsaxophons in der Luft berührte sie dann doch.
    Wenn ihr Sohn entschlossen war, hier seine Zelte aufzuschlagen, dann musste sie das akzeptieren. Und

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