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Mitten in der Nacht

Mitten in der Nacht

Titel: Mitten in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Biegung ihrer Oberlippe saß. Nah genug auch, um den Duft des nächtlich blühenden Jasmins einzufangen und langsam darin zu ertrinken.
    »Kann ich was für dich tun, cher?«
    O ja, dachte er. Bitte.
    Doch alles, was er über die Lippen brachte, war: »Hm...« Sie schüttelte leicht ihren Kopf und musterte ihn von Kopf bis Fuß. Dann sprach sie ihn wieder mit ihrem unbeschwerten Cajun-Tonfall an. »Durstig? Oder bist du nur... hungrig heute Abend?«
    »Ah...« Am liebsten hätte er ihr mit der Zunge diese roten Lippen, dieses winzige Muttermal geleckt und die Frau dazu restlos aufgeschlürft. »Corona.«
    Er verfolgte sie mit seinen Blicken, als sie die Flasche holte und eine Limonenscheibe am Rand festhakte. Sie bewegte sich wie eine Tänzerin, irgendwo zwischen Ballett und Exotik. Er spürte, wie sich seine Zunge im wahrsten Sinne des Wortes verknotete.
    »Soll ich es auf die Rechnung setzen, Schöner?«
    »Ah.« Mein Gott, Fitzgerald, reiß dich zusammen. »Ja, bitte. Was schließt der auf?« Als sie ihre Augenbrauen hochzog, nahm er die Flasche in die Hand. »Dein Schlüssel?
    »Der hier?« Sie fasste in ihren Ausschnitt und strich mit dem Finger über den kleinen Schlüssel. Sein Blutdruck raste nach oben. »Wieso, mein Herz natürlich, cher. Was hast du denn gedacht?«
    Er streckte eine Hand nach ihren Händen aus. Wenn er sie jetzt nicht berühren konnte, wäre es um ihn geschehen und er würde schluchzend zusammenbrechen. »Ich heiße Declan.«
    »Tatsächlich?« Sie ließ ihre Hand in der seinen. »Hübscher Name. Ungewöhnlich.«
    »Er ist... irisch.«
    »Ah, aha.« Sie drehte seine Hand um und beugte sich darüber, als wollte sie ihm aus der Hand lesen. »Was sehe ich denn da? Du bist noch nicht lang in New Orleans, aber du hoffst lange zu bleiben. Bist abgehauen aus dem kalten, kalten Norden, nicht wahr, Declan?«
    »Ja. Das dürfte nicht schwer zu erraten sein.«
    Sie blickte wieder hoch, und diesmal setzte sein Herzschlag aus. »Ich kann noch mehr erkennen. Reicher Yankeeanwalt aus Boston. Du hast Manet Hall gekauft.«
    »Kennen wir uns?« Beim Druck ihrer Hand spürte er etwas – es war, als würde ein Glied in eine Kette geschmiedet. »Sind wir uns schon einmal begegnet?«
    »Nicht in diesem Leben, mein Lieber.« Sie gab seiner Hand einen kleinen Klaps und ging dann weiter, um weitere Bestellungen aufzunehmen und einzuschenken.
    Aber sie ließ ihn nicht aus den Augen. Er entsprach überhaupt nicht dem Bild, das sie sich nach Remys Beschreibung von ihm gemacht hatte. Obwohl sie eigentlich gar nicht wusste, was sie sich erwartet hatte. Doch sie war eine Frau, die Überraschungen liebte. Und der Mann, der dort an ihrem Tresen saß und sie mit seinen sturmgrauen Augen beobachtete, sah aus, als hätte er davon jede Menge zu bieten.
    Seine Augen gefielen ihr. Sie war es gewohnt, von Männern mit verlangenden Blicken angesehen zu werden, aber in seinen lag mehr. Eine Art atemloser Schock, der schmeichelhaft und rührend zugleich war.
    Und es war durchaus reizvoll, einen Mann vor sich zu haben, der aussah, als hätte er alles im Griff, aber sobald man ihn anlächelte, linkisch und ungeschickt wurde.
    Obwohl er sein Bier kaum angerührt hatte, arbeitete sie sich zu ihm vor und tippte mit dem Finger an die Flasche. »Noch eine?«
    »Nein, danke. Kannst du eine Pause machen? Kann ich dir was zu trinken kaufen, Kaffee, ein Auto, einen Hund?«
    »Was ist da drin?«
    Er warf einen Blick auf das kleine Geschenkpäckchen, das er auf die Theke gelegt hatte. »Das ist ein Geschenk für jemanden, mit dem ich verabredet bin.«
    »Du machst wohl vielen Frauen Geschenke, Declan?«
    »Sie ist keine Frau. Ich meine, nicht meine Frau. Ich habe eigentlich keine – es ist nur... ich war darin auch schon mal besser.«
    »Besser worin?«
    »Im Frauen anmachen.«
    Sie lachte – der tiefe, kehlige Klang seiner Tagträume.
    »Kannst du eine Pause machen?«, wiederholte er. »Dann sehen wir zu, dass wir einen Tisch für uns frei bekommen, und du gibst mir eine zweite Chance.«
    »Du stellst dich auch bei der ersten gar nicht schlecht an. Das hier gehört mir, ich bekomme keine Pausen.«
    »Das ist dein Lokal?«
    »Genau.« Sie wandte sich um, als eine der Kellnerinnen mit einem Tablett an die Theke kam.
    »Warte. Warte.« Er wollte erneut nach ihrer Hand greifen. »Ich kenne deinen Namen gar nicht. Wie heißt du?«
    »Angelina«, sagte sie weich. »Aber alle nennen mich Lena, weil ich alles andere als ein Engel bin. Cher.« Sie

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