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Mitten in der Nacht

Mitten in der Nacht

Titel: Mitten in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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auf. »Wo sind die Perlen, die du ihr zu Weihnachten geschenkt hast? Das Diamantarmband, das du ihr gekauft hast, als sie das Kind geboren hatte?«
    »Jemand hat sie gestohlen.«
    Mit einem Ton des Abscheus schüttete Josephine die Juwelen auf das Bett. »Sie hat all das mitgenommen, was am meisten funkelte. Ein Mädchen wie sie kennt nur Glitter. Sie hat dich verhext und dazu angestiftet, deiner Familie und deinem Namen zu schaden, und jetzt hat sie Schande über uns alle gebracht.«
    »Nein.« Er presste seine Augen zusammen, denn es zerriss ihm das Herz. »Sie hätte mich nie verlassen. Sie hätte Marie Rose niemals verlassen.«
    »Wie groß ihre Zuneigung zu dem Kind auch gewesen sein mag, bezweifle ich doch sehr, dass sie oder ihr Liebhaber ein Baby am Hals haben wollten. Und woher weißt du denn, Lucian, dass es dein Kind ist?«
    Zornesröte fleckte seine Wangen. »Wie kannst du nur eine solche Frage stellen? Du hast ein Jahr mit ihr unter einem Dach gelebt und sagst so etwas über sie?«
    Der Zweifel war gesät, dachte Josephine kalt. Und sie würde ihn zum Blühen bringen. »Eben weil ich mit ihr unter einem Dach gelebt habe, aber nicht durch Lust verblendet oder von irgendeinem Zauber, den sie auf dich angewandt hat, behext war. Es ist dein Fehler genauso wie der ihre. Hättest du deine Gelüste befriedigt wie andere Männer auch, sie bezahlt, ihr ein paar Schmuckstücke geschenkt, hätten wir jetzt nicht diesen neuen Skandal im Haus.«
    »Sie bezahlt. Wie eine Hure. Wie Julian seine Frauen bezahlt.« Lucian trat einen Schritt vor, so wütend, dass seine Hände zitterten. »Meine Frau ist keine Hure.«
    »Sie hat dich benutzt«, erwiderte Josephine boshaft flüsternd. »Sie hat dir deine Würde genommen und unsere beschmutzt. Sie kam als Dienerin in unser Haus und hat es mit der Beute ihres Betrugs verlassen. Wie ein Dieb in der Nacht, während das Kind nach ihr schrie.«
    Sie packte seine Arme und schüttelte sie. »Du hast zu ändern versucht, was nicht verändert werden kann. Du hast zu viel von ihr erwartet. Sie hätte nie die Herrin von Manet Hall sein können.« Die bin ich. »Wenigstens hatte sie so viel Verstand, das einzusehen. Jetzt ist sie weg. Wir werden aufrechten Hauptes abwarten, bis der Klatsch aufhört. Wir sind Manets und wir werden dies überleben.«
    Sie wandte sich ab und ging zur Tür. »Ich erwarte, dass du dich gesellschaftsfähig herrichtest und mit der Familie gemeinsam zu Abend isst. Wir sind in unserer Lebensweise lang genug gestört worden.«
    Als Lucian wieder allein war, setzte er sich aufs Bett und brach mit dem Uhrenanstecker in der Hand in Tränen aus.
     

Manet Hall
Januar 2002
    »Also eins muss ich dir lassen, Junge.« Remy drehte mit in die Hüften gestemmten Armen eine Runde durch die Küche. »Du hast hier ein beachtliches Durcheinander angerichtet.«
    »Komm in ein paar Wochen wieder«, rief Declan ihm vom angrenzenden Esszimmer aus zu, wo er seine Tischlerwerkstatt aufgebaut hatte.
    Effie hob eine Ecke der Abdeckplane. »Der Fußboden wird wunderschön. Es ist wie mit einer leeren Leinwand«, sagte sie, als sie sich in der ausgeweideten Küche umsah. »Er musste sie sauber wischen, um das richtige Bild malen zu können.«
    »Komm, Effie, verlass diesen Trottel und zieh hier bei mir ein.«
    »Du hörst jetzt endlich auf, bei meinem Mädchen Punkte sammeln zu wollen.« Remy ging zur Tür. Declan stand an der Elektrosäge, den Werkzeuggürtel um die Hüften geschlungen und einen Schreinerbleistift hinter dem Ohr. Remy konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sein Freund sich schon seit mehr als drei Tagen nicht mehr rasiert hatte.
    Aber verflixt noch mal, dieser vergammelte Handwerkeraufzug stand ihm gut.
    »Hast du was für mich zu tun hier, oder sollen wir nur herumstehen und dich für dein männliches Aussehen bewundern?«
    »Natürlich könnte ich ein, zwei Arbeiter gebrauchen.« Mit einem befriedigenden Summen und unter einer Wolke Sägemehl führte er die Säge durchs Holz und schaltete sie ab, ehe er den beiden einen Blick spendierte. »Wollt ihr wirklich ran?«
    »Aber sicher.« Remy legte seinen Arm um Effies Schulter. »Wir arbeiten für Bier.«
    Vier Stunden später saßen sie auf der Galerie vor der frisch gestrichenen Küche. Effie, die in dem alten Jeanshemd, das Declan ihr als Kittel gegeben hatte, fast verschwand, hatte Farbspritzer auf ihrer Nase. Das Bier war kalt und zischte, und in Declans tragbarer Stereoanlage brach die Gruppe Foghat zu

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