Mitten in der Nacht
ich denke, deine Spezialität habe ich schon gestern Nacht genossen.« Noch immer lächelnd, schlenderte sie auf ihn zu und schlang ihre Hände um seinen Hals. »Lass sie mich noch mal kosten«, sagte sie und hob ihren Mund an seinen.
Als sie allein im Bett aufgewacht war, dachte sie, er sei gegangen. Nie ließ sie einen Mann bei ihr im Bett übernachten. Sie konnten sich so leicht durch die Tür fortstehlen. Da war es schon besser, sie schickte sie weg und schlief allein, anstatt allein aufzuwachen.
Dann hatte sie sein Hemd, sein Jackett, seine Schuhe gesehen und war entzückt gewesen. Mehr als entzückt. Wenn ein Mann über so viel Macht verfügte, war es an der Zeit, sich welche davon zurückzuholen. Und der sicherste Weg dazu war der, seinen Kopf mit Sex zu benebeln.
»Warum hast du dich nicht einfach zu mir gedreht und mich aufgeweckt, mein Schatz?«
»Ich habe daran gedacht.« Dachte immer noch daran. »Aber ich habe mir überlegt, dass du mehr als zehn Minuten Schlaf brauchen dürftest, da du heute Abend wieder arbeiten musst. Doch da du nun schon mal wach bist...« Sie lachte und entschlüpfte ihm. »Da ich nun schon mal wach bin, möchte ich Kaffee.« Sie öffnete eine Schranktür und warf ihm einen wissenden Blick über die Schulter zu. »Wenn du mich ganz lieb fragst, komponier ich dir vielleicht ein Frühstück.«
»Möchtest du, dass ich aufrecht darum bettele, in die Knie gehe oder mich unterwürfig auf den Rücken lege?«
»Du amüsierst mich, Declan. Ich werde dir Toast zaubern. Le pain perdu«, fügte sie hinzu, als sie sein enttäuschtes Gesicht sah. »Französischen Toast. Ich esse lieber ein schönes Baguette.« Sie reichte ihm einen dicken weißen Becher, gefüllt mit schwarzem Kaffee.
»Danke. Da du in der Küche so geschickt bist, müssen wir keine Köchin einstellen, wenn wir heiraten und unsere sechs Kinder großziehen.«
»Sechs?«
»Ich fühle mich verpflichtet, die Sullivan-Fitzgerald-Tradition fortzusetzen. Ich mag deine Küchenkunst. Nicht gerade der übliche Ort für Nackte.«
»Warum?« Sie holte eine schwarze Eisenpfanne aus dem Schrank. »Kochen ist eine Kunst und außerdem sexy, wenn man es richtig macht.«
Sie holte eine blaue Schüssel heraus. Er beobachtete sie, wie sie das Ei aufschlug und mit einer Hand Eigelb und Eiweiß hineingleiten ließ.
»Ich verstehe, was du meinst. Mach das noch mal.«
Sie kicherte und schlug ein zweites Ei auf. »Warum gehst du nicht raus und legst ein bisschen Musik auf? Das hier dauert nicht lang.«
Sie aßen an einem kleinen Klapptisch, den sie unter eins der Wohnzimmerfenster geschoben hatte.
»Wo hast du Kochen gelernt?«, fragte er sie.
»Bei meiner Großmama. Sie hat auch versucht, mir Nähen beizubringen, aber das hat nicht so gut geklappt.«
»Warum hast du denn kein Restaurant an Stelle einer Bar aufgemacht?«
»Ich koche gern, wenn ich Lust dazu habe. Wenn man es macht, um Geld zu verdienen, muss man es immer tun.«
»Da hast du Recht. Und wie kam es, dass du eine Bar leitest?«
»Ich wollte mein eigenes Geschäft haben. Wenn man für einen anderen arbeitet, heißt es immer nur tu dies, tu das, komm hierher, geh dorthin. Das wäre nichts für mich. Also bin ich auf die Wirtschaftsschule gegangen und habe mir überlegt, in welchen Wirtschaftszweig ich gehen könnte. Souvenirs wollte ich nicht verkaufen, einen Geschenkeladen auch nicht eröffnen und auch keine Kleider verkaufen. Ich glaube zwar, dass man in all diesen Bereichen in New Orleans Geld verdienen kann, aber was läuft noch besser? Vergnügen verkauft sich am besten. Harmlose Sünden und eine gute Zeit, dafür kommen die Leute zum Big Easy. Also... Et Trois.«
»Wie lang hast du das jetzt schon?«
»Lass nachrechnen.« Sie hatte ihre Schnitte bereits aufgegessen und nahm sich deshalb eine Gabel voll von einer der vier Brotscheiben, die sie auf seinen Teller gehäuft hatte. »Es läuft jetzt schon seit sechs Jahren.«
»Du hast mit dreiundzwanzig eine Bar aufgemacht?«
»He, woher weißt du, wie alt ich bin?«
»Remy.«
Sie schaute genervt an die Decke. »Et là! Dem werde ich's aber heimzahlen! Wie kann man nur als Mann so gedankenlos über das Alter einer Frau tratschen. Worüber hat er sich denn sonst noch ausgelassen?«
Declans ungeteilte Aufmerksamkeit gehörte seinem Frühstück. »Das schmeckt ganz großartig. Was hast du da bloß reingetan?«
Zehn Sekunden lang sagte sie gar nichts. »Verstehe. Männer können sich einfach nicht zurückhalten und
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