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Mitten in der Nacht

Mitten in der Nacht

Titel: Mitten in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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haben.
    Man hatte ihm in den Hintern gekniffen, ihn begrapscht und ihm schöne Augen gemacht. Was hatten die Frauen nur mit dem männlichen Gesäß? Dazu müsste mal jemand eine Studie anfertigen. Er konnte sich gar nicht mehr an all die – mehr oder weniger unanständigen – Angebote erinnern, die ihm gemacht worden waren, und wollte auch nicht mehr an die Tonne von einer Frau denken, die ihn auf ihren Schoß gezerrt hatte.
    Er hatte geglaubt, von einem dreihundert Pfund schweren, whiskeygetränkten Kissen erstickt zu werden.
    Um zwei Uhr morgens hatte er jegliches Erstaunen ob der menschlichen Lasterhaftigkeit aufgegeben und seine frühere Einschätzung der für Bedienungspersonal erforderlichen Fähigkeiten und Ausdauer gründlich revidiert.
    Sein Trinkgeld belief sich auf dreiundsechzig Dollar und fünfundachtzig Cents, und er gelobte sich, bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit seine Kleider zu verbrennen.
    Auch um drei Uhr war in der Bar noch Hochbetrieb, und er machte sich klar, dass Lena ihm bestimmt nicht aus dem Weg gegangen war. Oder wenn, dann aus gutem Grund.
    »Wann schließt ihr?«, fragte er sie, als er eine weitere Ladung in die Küche brachte.
    »Wenn die Leute weg sind.« Sie schenkte Bier in die Mitnahmebecher aus Plastik und reichte sie ihm.
    »Gehen die denn überhaupt?«
    Sie lächelte, aber nur kurz und abwesend, während sie einen Blick über die Menge schweifen ließ. »An Mardi Gras eher nicht. Warum gehst du nicht nach Hause, cher? Wir sind bestimmt noch eine Stunde oder länger hier.«
    »Dann bleibe ich auch.«
    Er hatte leere Gläser in die Küche getragen und kam gerade rechtzeitig, um mitzukriegen, wie ein Trio stark angetrunkener Männer – eigentlich noch Jungs, wie ihm auffiel – Lena anmachten, und zwar ziemlich brutal.
    Sie wurde mit ihnen fertig, aber sie ließen nicht ab.
    »Wenn ihr bis zum Fetten Dienstag durchhalten wollt, müsst ihr etwas langsamer treten.« Sie stellte die Mitnahmebecher unter die Zapfhähne. »Und dass mir von euch ja keiner mehr Auto fährt!«
    »Um Himmels willen, nein.« Einer, im T-Shirt von der University of Michigan und mit einer ganzen Perlenlawine behängt, beugte sich zu ihr. Kam ihr ganz nah. »Wir haben ein Zimmer gleich über dem Royal. Komm doch mit mir, Baby! Dann ziehen wir uns nackt aus und steigen in den Whirlpool.«
    »Also, das klingt zwar sehr verlockend, cher, aber ich habe alle Hände voll zu tun.«
    »Kriegst von mir auch noch 'ne Hand voll«, sagte er und fasste sich in den Schritt, was seine Kumpane mit Gebrüll und Gejohle quittierten.
    Declan trat einen Schritt vor und legte Besitz ergreifend seine Hand auf Lenas Schulter. »Du machst meine Frau an.« Er spürte, wie sie unter seiner Hand starr wurde, und sah die Augen des Michigan-Jungen missmutig und herausfordernd aufblitzen.
    Unter anderen Umständen, überlegte Declan, als er den Jungen musterte – einsfünfundachtzig, knappe neunzig Kilo – wäre er vielleicht der Typ, der jeden Morgen sein Bett machte und alte Damen in Altenheimen besuchte. Womöglich rettete er junge Hunde. Aber jetzt war der Junge betrunken, geil und hirnlos.
    Um das unter Beweis zu stellen, fletschte Michigan die Zähne. »Verpiss dich. Oder sollen wir nach draußen gehen, damit ich dir einen Arschtritt geben kann?«
    Declans Stimme triefte vor Jovialität. »Warum sollte ich denn so etwas wollen? Du bewunderst hier doch nur meinen guten Geschmack, oder? Sie ist halt umwerfend, nicht wahr? Wenn du nicht versuchen würdest, sie anzubaggern, müsste ich denken, du wärst zu betrunken, um gucken zu können.«
    »Ich seh aber gut, Arschgesicht.«
    »Ja genau. Und deshalb lade ich dich und deine Kumpel auf einen Drink ein. Schreib die Gezapften hier auf meine Rechnung, Schatz!«
    Declan machte es sich am Tresen bequem und fragte mit einem Nicken Richtung T-Shirt im Plauderton: »Frühjahrsferien? Was hast du im Hauptfach?«
    Verdutzt und besoffen blinzelte Michigan ihn an. »Was geht'n dich das an?«
    »Bin einfach neugierig.« Declan holte eine Schale Salzbrezeln heran und nahm sich eine. »Ich habe eine Cousine, die dort im Fachbereich Englisch unterrichtet. Eileen Brennan. Vielleicht kennst du sie ja.«
    »Professor Brennan ist deine Cousine?« Die schroffe Art war überraschter Kameradschaft gewichen. »Sie hätte mich im letzten Semester beinah durch die Prüfung fallen lassen.«
    »Die weiß genau, was sie will, und sie jagt mir immer höllische Angst ein. Wenn du ihr zufällig begegnest,

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