Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mitten in der Nacht

Mitten in der Nacht

Titel: Mitten in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
zu brennen anfingen. »Da irrst du dich. Ich liebe dich.« Er erwartete einen Schlag, nickte dann aber, als sie nicht darauf reagierte. »Ich bin gleich unten.«
    Sie hatte schon einen Fuß auf der Treppe, hielt dann aber inne und sagte, ohne sich umzusehen: »Ich denke nicht, dass es dir nur darauf ankommt, eine schöne Zeit mit mir zu verbringen, Declan, aber ich weiß nicht, ob ich das habe, worauf es dir ankommt.«
    »Angelina. Du entsprichst all dem, worauf es mir mein ganzes Leben lang angekommen ist.«
    Er bedrängte sie nicht. Wenn sie lieber so tat, als sei sie nicht aufgebracht und reizbar, dann würde er sie lassen. Bei einfallender Dämmerung machten sie einen Spaziergang durch den Garten.
    »Dieser Ort hier. Die ganzen Jahre über sind Leute gekommen und Leute gegangen. Vor allem gegangen. Und dann kommst du und stellst in ein paar Monaten mehr auf die Beine als vorher jemals einer, an den ich mich erinnern könnte.«
    Sie drehte sich um und ließ das Haus auf sich wirken. O ja, es war noch genügend daran zu machen. Holzarbeiten, Streicharbeiten. Neue Blendläden hier und da. Aber es wirkte nicht mehr... tot. Es war nicht einfach verlassen gewesen, es war tot gewesen, bis er gekommen war.
    »Du erweckst es wieder zum Leben. Das ist mehr als Geld und Arbeit.«
    »Könntest du hier leben?«
    Aus erschrockenen, fast entsetzten Augen sah sie ihn an. Aber sein Blick blieb ruhig und gelassen. »Ich habe meine eigene Wohnung.«
    »Das habe ich dich nicht gefragt. Ich habe dich gefragt, ob du hier leben könntest. Ob du es hier angenehm fändest oder ob die Vorstellung, dieses Haus mit... Geistern oder Erinnerungen oder wie immer du es nennen willst, zu teilen, dir unangenehm wäre.«
    »Wenn es mir unangenehm wäre, wäre ich heute Abend nicht hier, um mich von dir verköstigen zu lassen. Da fällt mir ein, mit was willst du mich denn verköstigen, cher?«
    »Ich wollte es mal mit gegrilltem Tunfisch versuchen.« Er holte seine Taschenuhr heraus. »Gleich«, fügte er hinzu, nachdem er auf die Uhr gesehen hatte.
    Die Uhr in seiner Hand zog sie in ihren Bann. Ihr wurde flau im Magen wie beim Anblick der Kerzenleuchter. »Woher hast du die?«
    »Ich habe sie heute in einem Laden entdeckt.« Von ihrem erregten Ton ermuntert und fasziniert, hielt er ihr die Uhr hin. »Kommt sie dir bekannt vor?«
    »Man sieht einfach nicht viele Männer, die heutzutage noch solche Uhren benutzen.«
    »Ich wusste, dass sie mir gehören würde, sobald ich sie sah. Ich glaube, du hast sie für mich gekauft«, sagte er, und ihr Kopf ging ruckartig nach oben. »Vor langer Zeit.« Er drehte die Uhr um, so dass sie die Inschrift lesen konnte.
    »Lucians Uhr.« Ihr Instinkt sagte ihr, die Finger in der Faust zu vergraben, doch sie zwang sich, die Hand auszustrecken und die Inschrift zu berühren. »Sehr seltsam. Wirklich seltsam, Declan. Du glaubst also, ich war Abigail?«
    »Ja, das tue ich.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Meinst du nicht, das wäre ein wenig zu nett und ordentlich – und den Eigeninteressen dienlich?«
    »Mord, Verzweiflung, Selbstmord, Seelen, die ein Jahrhundert lang keine Ruhe finden?« Mit einem Achselzucken schob er die Uhr wieder in seine Hosentasche. »Nicht sehr nett, wenn du mich fragst. Aber ich glaube, Lena, dass die Liebe vielleicht geduldig genug ist, um zu warten, bis ihre Zeit erneut gekommen ist.«
    »Mein Gott, du bist so... süß. Es irritiert mich, dass ich hier die Vernünftige sein muss. Ich bin gerne mit dir zusammen, Declan.«
    Während sie das sagte, spielte sie mit dem Schlüssel an ihrer Halskette. Eine Angewohnheit, dachte er, die ihr vermutlich gar nicht bewusst war.
    »Ich mag deine Gesellschaft und du gefällst mir. Und ich finde es toll, mit dir zu schlafen. Mehr habe ich im Moment nicht anzubieten.«
    Er schloss sie in seine Arme. »Ich nehme es.«
     

14
    Lena drehte sich um, rutschte von einem Kissen aufs andere. Sie hörte Gesang – eine tiefe Männerstimme mit einem verträumten Refrain. Und seufzend strich sie mit der Hand über die Laken.
    Nur seine Wärme spürte sie noch neben sich im Bett, er selbst lag nicht dort.
    Sie schlug die Augen auf und blinzelte in das diesige Sonnenlicht. Eigentlich hatte sie nicht über Nacht bleiben wollen. Aber bei Declan verbogen sich ihre Absichten schon mal, um sich seinen Wünschen anzupassen. Manchmal schienen seine Wünsche sie sogar so lange zu umkreisen, bis es am Ende auch die ihren waren.
    Kluger Mann, sinnierte sie und grub sich gähnend

Weitere Kostenlose Bücher