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Mitten in der Nacht

Mitten in der Nacht

Titel: Mitten in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Lilibeth weg. Aus ihrem Leben, aus ihrem Sinn.
    Das Haus sah anders aus, fand sie. Kleine Veränderungen, die es wirklicher scheinen ließen. Es tat gut, es anzusehen, sich darauf zu konzentrieren und sich vorzustellen, dass manches sich zum Besseren hin verändern würde. Mit der richtigen Einstellung.
    Im Lauf der Jahre war Manet Hall für Lena eine Art Traumort geworden, den man in der Vergangenheit ausgebuddelt hatte. Mehr noch, er kam aus der Vergangenheit.
    Jetzt jedoch war er mit den noch nicht gestrichenen Brettern, die mit den alten, weiß abblätternden ein Schachbrettmuster bildeten, den teils glänzenden und teils noch mit Staub überzogenen Fensterscheiben eine Baustelle, die Fortschritte machte.
    Declan brachte Manet Hall ins Leben zurück.
    Obwohl der Vorgarten noch etwas überwuchert und verloren wirkte, blühten Blumen darin. Und auf die Galerie hatte Declan einen riesigen Tontopf voller Begonien gestellt.
    Er musste sie selbst eingepflanzt haben, überlegte sie, als sie auf die Tür zuging. Er gehörte zu den Männern, die die Dinge gern selbst in die Hand nahmen. Vor allem, wenn sie ihm gehörten.
    Sie fragte sich, ob er sie womöglich auch als eine seiner noch zu erledigenden Aufgaben ansah. Wahrscheinlich. Sie wusste nur nicht recht, ob diese Vorstellung sie amüsierte oder irritierte.
    Sie trat ein. Ihrer Einschätzung nach waren Formalitäten überflüssig, wenn zwei Leute ein oder zwei Mal miteinander geschlafen hatten.
    Als Erstes roch sie die Lilien, diesen guten, starken Duft, der den Garten ins Haus brachte. Er hatte einen hübschen alten Tisch gekauft, ein paar Stühle mit geraden Lehnen, und als sie die riesige Keramikkuh im Foyer entdeckte, musste sie grinsen.
    Die einen würden es als närrisch abtun, andere reizend finden, aber keiner würde die Eingangshalle als steril bezeichnen können.
    »Declan?« Sie betrat den Salon, wo ihr die neu hinzugekommenen Stücke auffielen, und verließ ihn wieder. Sie schlenderte durch die Bibliothek und stand auf einmal vor dem Kamin mit den schweren Kerzenleuchtern auf seinem Sims.
    Warum zitterten ihre Finger?, wunderte sie sich, als sie ihre Hand danach ausstreckte. Warum kamen ihr diese alten stumpf gewordenen Kerzenhalter so seltsam vertraut vor?
    Sie hatten wirklich nichts Besonderes. Vermutlich waren sie teuer gewesen, aber für ihren Geschmack viel zu verziert. Und doch... ihre Finger strichen leicht über jeden einzelnen. Und doch passten sie genau hierher, so genau, dass sie sich bereits die schmalen weißen Kerzen vorstellen konnte, auf die sie zu warten schienen, und das schmelzende Wachs roch.
    Schaudernd trat sie zurück und flüchtete aus dem Zimmer.
    Während sie die Treppe nach oben stieg, rief sie immerzu seinen Namen. Als sie auf dem ersten Treppenabsatz anlangte, ging die Tapetentür in der Wand auf. Lena und Declan unterdrückten gleichzeitig ihren Aufschrei.
    Unter keuchendem Lachen griff sie sich ans Herz und starrte ihn an. Er hatte Spinnweben im Haar und Schmutzstreifen auf der Wange und den Händen. Die Taschenlampe in seiner Hand tanzte.
    »Mein Gott, cher, das nächste Mal erschießt du mich besser gleich, dann habe ich es hinter mir.«
    »Das könnte ich genauso sagen.« Er schnaufte und zog an seinen Haaren mit den Spinnweben darin. »Dieser Schreck hat mich fünf Jahre gekostet.«
    »Nun, ich habe ein paar Mal gerufen und dann beschlossen, dich zu suchen.« Sie spähte über seine Schulter. »Was ist das denn, Geheimgänge?«
    »Nein, der Bediensteteneingang. In jedem Stockwerk gibt es solche Türen, deshalb wollte ich mir das Ganze mal ansehen. Ist schon toll, aber da drin herrscht große Unordnung.« Er sah sich seine schmutzigen Hände an. »Wie wär's, wenn du uns beiden was zu trinken machtest? Ich wasche mich einstweilen.«
    »Ich könnte mich vielleicht dazu überreden lassen. Wonach steht dir der Sinn?«
    »Ich könnte ein Bier vertragen.« Aber jetzt, nachdem er sich von dem Schrecken erholt hatte, sah er sich ihr Gesicht genauer an. »Was ist los, Lena?«
    »Nichts, du hast mich nur zu Tode erschreckt.«
    »Du bist aufgebracht. Das sehe ich.«
    Sie versuchte es mit einem anzüglichen Lächeln. »Womöglich bin ich beleidigt, weil du mir nicht mal einen Begrüßungskuss gibst.«
    »Vielleicht vertraust du mir auch immer noch nicht genug und meinst, es käme mir einzig und allein darauf an, mit dir eine schöne Zeit zu verbringen.« Mit seinem Fingerknöchel hob er ihr Kinn und starrte ihr in die Augen, bis ihre

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