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Mitten in der Stadt - Borrmann, M: Mitten in der Stadt

Mitten in der Stadt - Borrmann, M: Mitten in der Stadt

Titel: Mitten in der Stadt - Borrmann, M: Mitten in der Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mechtild Borrmann
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du, wer er ist?“ Vittore schüttelte den Kopf. „Es fällt mir einfach nicht ein. Ich werde alt, Luigi. Aber ich habe mich schon mal wegen des Autos umgehört. Ein Nissan Patrol.“
    Im Krankenhaus brach die tapfere Fassade der beiden und Despina weinte beim Anblick ihres Sohnes. Sein Zustand war unverändert. Eine Ärztin versuchte ihnen Mut zuzusprechen.
    „Das ist ein gutes Zeichen. Es haben sich keine Komplikationen eingestellt. Der junge Mann ist kräftig und hat eine durchaus positive Prognose.“ Vittore übersetzte. Despina nickte ihm dankbar zu, so als sei das sein Verdienst.
    Am Abend, während Roberta mit ihrer Schwägerin in der Küche das Abendessen zubereitete, fuhren die beiden Männer noch einmal zu Beckmann. Die Werkstatt war geschlossen. Sie gingen um das Gebäude herum auf einen flachen Bungalow zu. Beckmann öffnete. Er gab die Tür frei und bat die beiden wortlos herein. Erst im Wohnzimmer sprach er. „Warum hast du mir heute Morgen nicht gesagt, dass der angefahrene Junge Luca ist?“ Vittore hörte den Vorwurf in Jürgen Beckmanns Stimme. „Es wird erzählt, die hätten den absichtlich angefahren, stimmt das?“
    Vittore nickte. „Hör zu Jürgen, ich wollte dich da nicht reinziehen, aber jetzt … Es war ein schwarzer Patrol und Olpmeier hat so einen Wagen in den letzten Wochen verkauft.“
    Beckmann runzelte die Stirn. „Vittore, was soll das werden? Warum gehst du nicht zur Polizei?“
    Er überging die Frage. „Ich wollte dich bitten, vielleicht kannst du mit Olpmeier sprechen. Ich muss wissen, an wen er den Wagen verkauft hat.“
    „Mann, Vittore, was versprichst du dir davon? Olpmeier ist doch nicht der Einzige, der solche Autos verkauft, und woher willst du wissen, dass das genau der Wagen ist, den ihr sucht?“ Luigi blickte zwischen seinem Schwager und Beckmann hin und her. Er konnte dem Gespräch nur bruchstückhaft folgen.
    Beckmann stellte sich an die Terrassentür. „Wahrscheinlich ist es vernünftiger, die kleinen Klitschen abzuklappern. Die hatten doch so eine Art Rammbock aufgeschweißt. So was ist ganz bestimmt nicht bei Olpmeier gemacht worden, wahrscheinlich in überhaupt keiner richtigen Werkstatt. Da muss man die Garagen besuchen, in denen die Hobbybastler zugange sind. Für gutes Geld machen die so Einiges.“
    Vittore wurde ganz unruhig. „Kennst du die? Weißt du, wo wir da suchen müssen?“
    Beckmann schüttelte nachdenklich den Kopf. „Also, ich streck da mal meine Fühler aus. Eigentlich gibt es hier in der Gegend nicht allzu viele, die dafür in Frage kommen. Aber mal ehrlich, was habt ihr vor, wenn ihr ihn findet?“
    Das war die einzige Frage, auf die Vittore sich vorbereitet hatte. „Dann gehe ich zur Polizei“, sagte er mit so viel Nachdruck, dass selbst Luigi ihn erstaunt ansah. Beckmann musterte ihn kritisch. Vittore war ein Freund und guter Kunde. Bevor er das Lokal gekauft hatte, waren sie einige Jahre Nachbarn gewesen. Vittore war eine ehrliche Haut, und wenn er den finden würde, der seinen Neffen angefahren hatte, dann würde er ihm wahrscheinlich ganz gerne eins auf die Nuss geben. Das konnte Beckmann gut verstehen.
    „Wie gesagt, ich bin da nicht mehr so drin, aber einer meiner Gesellen hat gute Kontakte. Außerdem habe ich einen Kunden. Der fährt zwar keinen Patrol, aber einen aufgemotzten Toyota Landcruiser und ist Mitglied in so einem Club.“
    Als die beiden sich verabschiedeten, hatte Beckmann zugesagt, sich gleich am nächsten Tag umzuhören. Und ein bisschen war auch seine Neugierde geweckt. Schließlich hatte er selber mal so angefangen. In einer Garage ohne Heizung mit steif gefrorenen Fingern unter lebensgefährlich aufgebockten Autos. War nicht seine schlechteste Zeit gewesen, damals. Vor zwei Monaten hatte er eine Steuerprüfung gehabt. Als er die jungen Beamten gefragt hatte, wonach sie denn suchten, hatte der eine gesagt: „Unternehmen Ihrer Größenordnung, in denen mit Bargeld hantiert wird, bescheißen alle. Das ist ein statistischer Wert.“
    Er hatte die Zahlen im sechsstelligen Bereich, die er Jahr für Jahr zahlte, vor Augen gesehen. Die Schulden bei der Bank, für die er buckelte, um den Laden über Wasser zu halten. Sie hatten ein paar Kleinigkeiten gefunden, Fehler, die er gemacht hatte, wenn er abends nach acht Stunden Arbeit die Buchführung erledigte. Zwei Tage hatten sie gebraucht, um ihm nachzuweisen, dass er in drei Jahren achthundert Euro Steuern zu wenig gezahlt hatte. Als sie sich verabschiedeten, hatte

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