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Mitten in der Stadt - Borrmann, M: Mitten in der Stadt

Mitten in der Stadt - Borrmann, M: Mitten in der Stadt

Titel: Mitten in der Stadt - Borrmann, M: Mitten in der Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mechtild Borrmann
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Himmels und dem behäbigen Fluss tief unter, fühlte er für einen Augenblick schwebende Leichtigkeit. Alles würde gut werden. Wenn sie davonkommen sollten, würde er eine großzügige Spende geben. In der Zeitung hatte gestanden, Koller habe Frau und Kinder gehabt. Er könnte …, aber natürlich nicht so bald. Oder anonym?
    Als er zu Hause ankam, war seine Frau zusammen mit Carmen dabei, das Restaurant vorzubereiten. Er ging in die Küche, knotete die Bänder der halben Schürze vor dem Bauch und schaltete Herd und Pizzaofen an. Er holte Tomaten, Gurken und Paprika aus dem Kühlhaus, als sie plötzlich hinter ihm stand.
    „Vittore? Es ist doch alles in Ordnung?“ Ihre Stimme war angestrengt ruhig. Geleugnete Angst hinter einer brüchigen Fassade.
    Er stellte die Kisten auf die Abdeckung der Salatkühlung.
    „Was meinst du?“ Geschäftig ließ er das Becken voll Wasser laufen, um das Gemüse zu waschen.
    Sie schluckte.
    „Mit dem Toten hast du doch nichts zu tun, Vittore?“
    Er drehte sich nicht um, ordnete Schnittlauchbündchen auf dem Schneidebrett.
    Sie hörte das gleichmäßige Schaukeln des Wiegemessers.
    „Aber nein, Roberta. Wie kommst du nur auf so einen Unsinn!“
    Sie kreuzte die Arme und legte die Hände schützend auf ihre Schultern. Warum war er nicht empört über ihren Verdacht?
    Verwirrt schüttelte sie den Kopf. Weil es so unsinnig war. So unsäglich unsinnig.
    „Wir haben gleich eine Reservierung. Fünfzehn Personen“, wendete sie sich erleichtert ihrer Aufgabe zu.
    Er drehte sich um. „Roberta, weißt du, was wir auf dem Weg zum Flughafen überlegt haben? Wir werden, sobald Luca gesund ist, für vierzehn Tage nach Neapel fahren.“
    Er hielt ihr die Neuigkeit wie ein Geschenk hin und wusste im gleichen Augenblick, dass er besser geschwiegen hätte.
    Ganz still stand sie da. Misstrauisch kniff sie die Augen für einen Moment zusammen. Dann huschte ein freudloses Lächeln über ihr Gesicht, und sie sagte: „Ja! Das ist eine gute Idee. Das wird wohl das Beste sein!“

30
    Es war nach zweiundzwanzig Uhr. Sie trafen sich im kleinen Kreis im Konferenzraum zur Tagesabschlussbesprechung.
    Joop stand abwartend vor der Übersichtskarte, bis Linda, Grube und Lembach sich gesetzt hatten.
    Er hatte den Fluchtweg des Patrol in jener Nacht mit kleinen, roten Fähnchen dokumentiert. Als Markus Lenker begriffen hatte, dass er unter Mordverdacht stand, war er schnell gesprächsbereit.
    Grubes Fluchtwegtheorie passte. Sie waren tatsächlich durch den Wald bis zur Tiergartenstraße gefahren. Die hatten sie überquert und den stillen Winkel bis zur Keekener Straße benutzt. Sie waren durch Rindern und anschließend über die Daimlerstraße gefahren. In der Halle hatte Koller ihnen das Geld ausgezahlt und sie waren in Heeks NSU Prinz nach Hause gefahren.
    Joop gähnte. Die Vernehmungsprotokolle waren noch nicht getippt.
    Grube war während der Verhöre immer wieder rausgegangen. Heek und Lenker hatten die Vorbereitungen und den Überfall geschildert, als wäre das Ganze ein gelungener Jungenstreich gewesen. Heek hatte Sätze gesagt wie: „Hat doch niemandem geschadet.“ „Zahlt doch die Versicherung!“ „War schon cool durch die Scheibe zu krachen.“ Und zum Schluss hatte er dem Ganzen die Krone aufgesetzt. „War ja nicht böse gemeint!“
    Grube war aufgesprungen und hatte geblafft. „Hast du noch alle Tassen im Schrank? Wie alt bist du eigentlich?“ Dann war er rausgerannt und Joop hatte die Vernehmung allein zu Ende gebracht. Grube war der weiteren Befragung vom Beobachtungsraum aus gefolgt.
    Lenker brach, als Joop ihn mit dem Mordverdacht konfrontierte, in Tränen aus und redete. Koller, sagte er aus, habe ein oder zwei Mal von einem Auftrag gesprochen. Den Auftraggeber habe er aber nie genannt.
    Heek hingegen brauchte nur kurz, um die Nachricht vom Mordverdacht zu verdauen. Dann hatte sein Blick sich verändert. Van Oss meinte eine Art Stolz zu erkennen, als betrachte der die Tatsache, dass es jetzt um Mord ging, wie einen Aufstieg. Er hatte sich lässig auf seinem Stuhl zurückgelehnt und nach einem Anwalt verlangt. Joop hatte an billig produzierte Gangsterfilme denken müssen und war froh, dass Grube nicht mehr im Raum war.
    Im Konferenzzimmer übernahm er es, Linda und Lembach auf den neuesten Stand zu bringen.
    „Koller hat Heek Anfang März angesprochen. Sie kannten sich schon länger. Heek besitzt einen alten NSU Prinz und Koller hatte ihm Ersatzteile besorgt. Sie haben über die

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