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Mitten ins Herz - Roman

Titel: Mitten ins Herz - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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Decke und ging zu Bett. Um vier Uhr wurde ich von dem brüllend lauten Fernseher im Wohnzimmer geweckt. In T-Shirt und Baumwollshorts schlurfte ich hinüber und blinzelte Mooner aus verquollenen Augen an.

    »Was soll das? Kannst du nicht schlafen?«
    »Normalerweise schlafe ich wie ein Murmeltier. Ich weiß auch nicht, was los ist. Ist mir alles ein bisschen zu heftig. Ich bin total fertig, Mann. Irgendwie fühle ich mich so unruhig, verstehst du das?«
    »Ja, ja. Du brauchst wohl einen Joint.«
    »Das ist Medizin, Mann, ej. In Kalifornien kriegt man Pot auf Rezept.«
    »Das kannst du dir abschminken.« Ich ging zurück ins Schlafzimmer, schloss die Tür ab und legte mir das Kissen auf den Kopf.
     
    Als ich das nächste Mal durch meine Wohnung taperte, war es sieben. Mooner lag auf dem Boden, und im Fernsehen liefen die üblichen Sonntagvormittagscartoons. Ich schaltete die Kaffeemaschine an, gab Rex frisches Wasser und etwas zu fressen und steckte eine Scheibe Toast in meinen neuen Toaster. Der Duft frisch aufgebrühten Kaffees brachte Mooner auf die Beine.
    »Yo«, sagte er. »Was gibt’s zum Frühstück?«
    »Toast und Kaffee.«
    »Deine Oma hätte mir Pfannkuchen gemacht.«
    »Meine Oma ist aber nicht da.«
    »Du willst es mir nur unerträglich machen. Mann. Wahrscheinlich hast du schon längst mehrere Doughnuts verschlungen, und für mich fällt nur eine Scheibe Toast ab. Ich habe auch meine Rechte.« Er schrie mich nicht gerade an, aber er sprach auch nicht leise. »Ich bin ein Mensch, und ich habe Rechte.«
    »Welche Rechte sollen das sein? Das Recht auf Pfannkuchen? Oder das Recht auf Doughnuts?«
    »Weiß ich auch nicht mehr.«

    Oje.
    Er ließ sich aufs Sofa fallen. »Diese Wohnung ist deprimierend. Die macht mich irgendwie nervös. Wie hältst du es bloß hier aus?«
    »Willst du nun Kaffee oder nicht?«
    »Ja! Ich will Kaffee, und zwar sofort.« Seine Stimme schaltete eine Stufe höher, er schrie jetzt regelrecht. »Soll ich hier vielleicht ewig auf meinen Kaffee warten?«
    Ich knallte einen Becher auf die Küchenablage, schüttete Kaffee hinein, dass er überschwappte, und schob ihn Mooner hin. Dann rief ich Morelli an.
    »Ich brauche Drogen«, sagte ich zu Morelli. »Du musst mir unbedingt Drogen besorgen.«
    »Sprichst du von Tabletten?«
    »Nein. Ich spreche von Marihuana. Ich habe Mooners gesamten Vorrat gestern Abend die Toilette hinuntergespült, und jetzt halte ich es nicht mehr aus mit ihm. Er hat das totale prämenstruale Syndrom.«
    »Ich dachte, du wolltest ihn auf Entzug setzen.«
    »Lohnt sich nicht. Bekifft gefällt er mir besser.«
    »Warte«, sagte Morelli. Und legte auf.
    »Der Kaffee ist vielleicht ätzend, Mann, ej«, sagte Mooner. »Ich brauche einen Milchkaffee.«
    »Gut! Dann holen wir eben deinen Scheißmilchkaffee!« Ich schnappte mir meine Tasche und die Schlüssel und schob Mooner vor mir her nach draußen.
    »Ej, Mann, ich habe meine Schuhe vergessen«, sagte er.
    Ich verdrehte übertrieben genervt die Augen und stöhnte besonders laut. Mooner schlich geduckt zurück in die Wohnung, um sich seine Schuhe zu holen.Toll. Ich war nicht mal auf Turkey, aber jetzt zeigte ich auch alle Anzeichen eines prämenstrualen Syndroms.

5
    Im Café sitzen und Milchkaffee schlürfen, das war nach meinem Terminplan eigentlich nicht vorgesehen, also entschied ich mich für den Autoschalter von McDonald’s, wo die Speisekarte zum Frühstück Milchkaffee mit Vanillegeschmack und Pfannkuchen vorsah. Sie hatten nicht den Durchmesser von Grandmas Pfannkuchen, aber schlecht waren sie auch nicht, und man brauchte nichts dafür zu tun.
    Der Himmel war wolkenverhangen, es sah bedrohlich nach Regen aus. Nicht weiter überraschend: Aprilschauer sind in Jersey reine Routine. Beständiger, grauer Niesel, der landesweit zerzauste Frisuren und eine Dauerglotzermentalität hervorbringt. In der Schule hat man uns beigebracht: Regen im April beschert uns Blumensegen im Mai. Aprilregen bescheren uns außerdem alle zwei Tage eine Massenkarambolage auf dem Jersey Turnpike, Nebenhöhlenentzündungen und rotztriefende Nasen. Die positive Kehrseite ist, dass wir in Jersey vermehrt Grund haben, uns neue Autos zuzulegen, und weltweit erkennt man uns an der unverwechselbaren nasalen Version der englischen Sprache.
    »Wie geht’s deinem Kopf?«, fragte ich Mooner auf dem Heimweg.
    »Bis oben voll mit Milchkaffee. Mann, ej, mein Kopf fühlt sich irgendwie saftig an.«

    »Ich meinte eigentlich, was die zwölf Nahtstiche

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