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Mitten ins Herz - Roman

Titel: Mitten ins Herz - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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gemacht.«
    »Wehe, du nimmst den nicht wahr«, sagte Grandma. »Wir haben ihn nur bekommen, weil in letzter Minute jemand abgesprungen ist. Außerdem brauchen wir einen Grund, um mal aus dem Haus zu kommen. Die Galoppiererei und das Gejammer sind nicht mehr zum Aushalten.«
    »Ich will kein Hochzeitskleid«, sage ich. »Ich will im engsten Kreis feiern.« Oder gar nicht.
    »Tinas Brautmoden ist echt krass«, sagte Mooner.

    Meine Mutter wandte sich Mooner zu. »Sind Sie Walter Dunphy? Sie habe ich ja eine Ewigkeit nicht gesehen.«
    »Mann, ej!«, sagte Mooner zu meiner Mutter.
    Grandma Mazur und er vollführten daraufhin eine Folge von komplizierten Handbewegungen zur Begrüßung, die ich mir nie merken konnte.
    »Wir sollten besser losgehen«, trieb Grandma uns an. »Sonst kommen wir noch zu spät.«
    »Ich will kein Hochzeitskleid!«
    »Wir gucken doch nur«, sagte meine Mutter. »Wir wollen uns nur eine halbe Stunde lang Kleider angucken, dann kannst du tun und lassen, was du willst.«
    »Also gut! Eine halbe Stunde. Mehr nicht. Und nur gucken !«
     
    Tinas Brautmoden liegt im Herzen von Burg und nimmt eine Hälfte eines Zweifamilienhauses aus rotem Backstein ein. Tina selbst bewohnt ein winziges Apartment im ersten Stock, im Erdgeschoss liegen die Geschäftsräume. Die andere Hälfte des Hauses, das sich in Tinas Besitz befindet, ist vermietet. Tina ist weit und breit als skrupellose Vermieterin verschrien, und fast alle Mieter ziehen nach Ablauf ihres einjährigen Mietvertrags wieder aus. Aber da Mietwohnungen in Burg mehr als rar sind, findet sie immer problemlos ein hilfloses Opfer.
    »Wie für Sie gemacht!«, sagte Tina, trat einen Schritt zurück und musterte mich. »Sitzt perfekt. Phantastisch.«
    Ich hatte mich mit einem knöchellangen Seidenkleid herausgeputzt. Das Oberteil war mit Nadeln abgesteckt, damit es passte, der runde Ausschnitt ließ den Brustansatz nur ahnen, und der Glockenrock hatte eine meterlange Schleppe.
    »Wirklich wunderschön«, sagte meine Mutter.

    »Wenn ich das nächste Mal heirate, kaufe ich mir auch so ein Kleid«, sagte Grandma. »Vielleicht fahre ich aber auch lieber nach Las Vegas und heirate in einer der Elvis-Kirchen.«
    »Mann, ej«, sagte Mooner. »Schlag zu.«
    Ich drehte mich leicht zur Seite, um mich in dem dreiteiligen Spiegel besser sehen zu können. »Finden Sie es nicht ein bisschen - zu weiß?«
    »Überhaupt nicht«, sagte Tina. »Das Kleid ist cremefarben. Cremefarben unterscheidet sich erheblich von weiß.«
    Das Kleid stand mir tatsächlich gut. Ich sah aus wie Scarlett O’Hara, die sich für ihre Hochzeit in Tara schmückte. Ich machte ein paar Bewegungen, Tanzschritte simulierend.
    »Es ist hübsch, aber ich will kein Kleid«, sagte ich.
    »Ich kann eins in Ihrer Größe bestellen. Ohne Kaufverpflichtung«, sagte Tina.
    »Ohne Kaufverpflichtung«, sagte Grandma. »So ein Angebot darf man nicht ausschlagen.«
    »Wenn es keine Kaufverpflichtung gibt«, sagte meine Mutter.
    Ich brauchte Schokolade. Kiloweise Schokolade.
    »O Schreck«, sagte ich. »Schon so spät? Ich muss los.«
    »Cool«, sagte Mooner. »Gehen wir jetzt auf Verbrecherjagd? Ich brauche unbedingt einen Mehrzweckgurt für meinen Superman-Anzug. Da könnte ich meine ganze Ausrüstung zur Verbrechensbekämpfung reinstecken.«
    »Was denn für eine Ausrüstung?«
    »Ich habe es noch nicht genau überlegt, aber ich dachte zum Beispiel an Antigravitationsstrümpfe, um an Hauswänden hochzuklettern. Und ein Spray, das mich unsichtbar macht.«

    »Ist mit deinem Kopf wirklich alles in Ordnung? Keine Kopfschmerzen oder Schwindelgefühle?«
    »Nein. Mir geht’s gut. Ich habe nur Hunger.«
     
    Leichter Regen fiel, als Mooner und ich aus Tinas Laden traten.
    »Das war eine echt herbe Erfahrung«, sagte Mooner. »Ich kam mir vor wie eine Brautjungfer.«
    Wie ich mir selbst vorkam, weiß ich nicht so genau. Ich versuchte, mich als Braut zu sehen, aber der Schuh passte mir nicht, eher sah ich mich als komplette Vollidiotin. Wieso hatte ich mich bloß von meiner Mutter beschwatzen lassen, Hochzeitskleider anzuprobieren? Was hatte ich mir dabei gedacht? Ich schlug mir mit der Handfläche gegen die Stirn und stöhnte.
    »Ej, Mann, ej«, lautete Mooners Kommentar.
    Allerdings. Ich steckte den Schlüssel in den Anlasser und schob die CD von Godsmack in den Player. Ich wollte nicht mehr an das Hochzeitstrauma denken, und nichts eignet sich besser als Heavy Metal, um einem noch den letzten Rest Vernunft aus dem

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