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Mitten ins Herz - Roman

Titel: Mitten ins Herz - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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gekommen?«
    »Als Sie darüber sprachen, dass Sie meine Rippen durchtrennen müssten. Meine Güte. Bei dem Gedanken schrumpelt mir jetzt noch alles weg.« Er trank einen zweiten Schluck aus der Flasche. »Ich bin sofort abgehauen, als Sie beide die Kellertreppe runtergingen.«
    Ich musste lachen. Ich war so schnell durch die Küche gehuscht, dass mir gar nicht aufgefallen war, dass DeChooch nicht mehr auf dem Boden gelegen hatte. »Und wie geht es jetzt weiter?«
    Er fläzte sich in den Sessel. »Ich bin eine Zeit lang in der Gegend herumgefahren. Ich wollte abhauen, aber mein Kopf tat weh. Sie hat mir das halbe Ohr weggeschossen. Und ich bin müde. Meine Güte, ich bin wahnsinnig müde. Aber wissen Sie was? Ich bin gar nicht mehr depressiv. Deswegen habe ich mir gedacht, ich lasse es drauf ankommen, mal sehen, was mein Anwalt noch für mich herausschlagen kann.«
    »Sie wollen also, dass ich Sie dem Gericht überstelle?«
    DeChooch riss die Augen auf. »Um Himmels willen, nein. Ich will, dass Ranger mich überstellt. Ich weiß bloß nicht, wie ich Kontakt mit ihm aufnehmen soll.«

    »Und ich soll gar nichts abkriegen? Nach allem, was ich für Sie getan habe?«
    »Was soll ich da erst sagen? Ich habe nur noch ein halbes Ohr!«
    Ich tat einen schweren Seufzer und rief Ranger an.
    »Ich brauche Hilfe«, sagte ich. »Aber das Ganze ist ein bisschen eigenartig.«
    »Es ist immer ein bisschen eigenartig.«
    »Ich habe Eddie DeChooch bei mir, aber er will nicht von einer Frau überstellt werden.«
    Ich hörte Ranger am anderen Ende leise lachen.
    »Das finde ich absolut nicht komisch«, sagte ich.
    »Wunderbar.«
    »Willst du mir nun helfen oder nicht?«
    »Wo bist du?«
    »In meiner Wohnung.«
    Es war nicht die Hilfe, die ich mir erhofft hatte, und ich rechnete nicht damit, dass mein Angebot ernst genommen wurde. Aber bei Ranger wusste man nie. So wie ich mir nicht sicher war, wie ernst es gemeint war, als er mir neulich seinen Preis für eine Hilfeleistung seinerseits genannt hatte.
    Zwanzig Minuten später stand Ranger vor der Tür. Er trug schwarze Armeeklamotten, dazu einen voll bepackten Mehrzweckgürtel. Weiß der Himmel, bei welcher Aktion ich ihn gerade gestört hatte. Er sah mich an und grinste. »Blond?«
    »Eine von diesen spontanen Geschichten.«
    »Noch andere Überraschungen in petto?«
    »Die hebe ich mir für später auf.«
    Er trat ins Wohnzimmer und sah DeChooch neugierig an.
    »Das ist nicht meine Schuld«, sagte ich.

    »Ist es sehr schlimm?«
    »Ich werd’s überleben«, sagte DeChooch, »aber es tut tierisch weh.«
    »Sophia tauchte plötzlich auf und schoss ihm ein Ohr weg«, sagte ich zu Ranger.
    »Wo ist Sophia jetzt?«
    »In Polizeigewahrsam.«
    Ranger hakte sich mit einem Arm bei DeChooch unter und zog ihn aus dem Sessel. »Draußen wartet Tank in einem Van. Wir bringen DeChooch erst in die Notaufnahme und lassen ihn über Nacht zur Beobachtung da. Da hat er es bequemer als im Gefängnis, und die Ärzte können ihn durchchecken.«
    Es war klug gedacht von DeChooch, sich an Ranger zu halten. Ranger hatte Mittel und Wege, das Unmögliche möglich zu machen.
    Ich schloss die Wohnungstür hinter ihm ab, schaltete den Fernseher ein und zappte mich durch die Sender. Weder Wrestling noch Hockey. Kein spannender Film. Fünfundachtzig Kanäle und nichts Interessantes zu sehen.
    Mir ging vieles durch den Kopf, aber eigentlich wollte ich an gar nichts denken. Ich streifte durch die Wohnung, verärgert und gleichzeitig erleichtert darüber, dass Morelli nicht angerufen hatte.
    Ich brauchte keinen Kautionsflüchtling mehr zu verfolgen, ich hatte alle geschnappt. Es gab keine ungelösten Fälle. Montag würde ich mir bei Vinnie mein Honorar abholen und wäre wieder in der Lage, die Rechnungen eines Monats zu begleichen. Mein CR-V war in der Werkstatt, ein Kostenvoranschlag für die Reparatur lag noch nicht vor. Wenn ich Glück hatte, würde die Versicherung alles bezahlen.

    Ich duschte heiß und ausgiebig, und als ich aus der Dusche kam, fragte ich mich beim Blick in den Spiegel, wer diese blonde Frau war. Ich jedenfalls nicht, dachte ich. Kommende Woche würde ich zu dem Frisör in der Mall gehen und meinen Haaren wieder den natürlichen Farbton verpassen lassen. Eine Blondine in der Familie reicht.
    Die Luft, die durch das geöffnete Schlafzimmerfenster hereinströmte, roch nach Sommer, deswegen zog ich für die Nacht nur Unterhose und T-Shirt an. Ab jetzt bis November keine Baumwollnachthemden mehr.

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