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Mitternacht

Mitternacht

Titel: Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Kontrolle hatte; die Züge des Raubtiers wichen einem sanfteren, zivilisierten Gesicht. Es war, als wäre der monströse Peyser nur die Spiegelung einer Bestie im Wasser, eines Sees, aus dem jetzt der wahre, menschliche Peyser emporstieg. Er war zwar kein Wissenschaftler, kein Genie der Mikrotechnologie, nur ein Polizist mit High-School-Abschluß; dennoch wußte Loman, daß diese grundlegende und rasche Verwandlung nicht nur den drastisch verbesserten Stoffwechselvorgängen und der Fähigkeit der Neuen Menschen, sich selbst zu heilen, zugeschrieben werden konnte. Einerlei, welche gewaltigen Fluten von Hormo nen, Enzymen und anderen biologischen Chemikalien Peysers Körper jetzt erzeugen konnte, es war unmöglich, daß Knochen und Fleisch in einer so kurzen Zeitspanne so nachdrücklich verändert werden konnten. Im Verlauf von Tagen oder Wochen ja, aber nicht innerhalb von Sekunden. Es war sicherlich physisch unmöglich. Und doch geschah es. Was bedeutete, daß in Mike Peyser eine andere Kraft am Werk war, mehr als nur biologische Vorgänge, etwas Geheimnisvolles und Furchteinflößendes.
    Plötzlich hörte die Verwandlung auf. Loman konnte sehen, daß Peyser sich bemühte, wieder völlig menschlich zu werden; er biß die halb menschlichen, aber immer noch wolfsähnlichen Kiefer zusammen und knirschte mit den Zähnen, in seinen seltsamen Augen war ein Ausdruck von Verzweiflung und eiserner Entschlossenheit, aber es nützte nichts. Einen Augenblick zitterte er am Rand der menschlichen Gestalt. Man hatte den Eindruck, wenn er die Verwandlung nur noch einen Schritt weiterbringen würde, nur noch einen winzigen Schritt, dann würde er eine Schwelle überschreiten, nach der die restliche Verwandlung beinahe automatisch stattfinden würde, ohne äußerste Willensanstrengung, so mühelos wie ein abwärts fließender Bach. Aber er konnte nicht über diese Schwelle springen.
    Pennyworth gab einen leisen, erstickten Laut von sich, als würde er Peysers Verzweiflung teilen.
    Loman sah seinen Deputy an. Auf Pennyworths Gesicht glitzerte ein dünner Schweißfilm.
    Loman stellte fest, daß er ebenfalls schwitzte; er spürte, wie eine Schweißperle an seiner linken Schläfe hinabrann. Es war warm in dem Bungalow - ein Ölofen klickte an und aus -, aber nicht so warm, daß man hätte schwitzen sollen. Es war ein kalter Angstschweiß, aber auch mehr als das. Er spürte auch eine Beklemmung in der Brust, einen Kloß in der Kehle, der das Schlucken erschwerte, und er atmete schnell, als wäre er hundert Treppenstufen emporgelaufen...
    Peyser stieß einen dünnen Schmerzensschrei aus und wurde wieder regressiv. Mit dem spröden, berstenden Ge räusch von Knochen und dem ölig-feuchten Laut von aufgeweichtem und wieder erstarrtem Fleisch kam die wilde Bestie wieder zum Vorschein, nach einem Augenblick war Peyser wieder so, wie sie ihn zuerst gesehen hatten: eine Kreatur der Hölle.
    Ja, eine Kreatur der Hölle, aber beneidenswert kräftig und von einer seltsamen, schrecklichen Schönheit erfüllt. Verglichen mit dem Menschenkopf, war die vorwärtsgestreckte Haltung des großen Schädels linkisch, und dem Ding fehlte die anmutige Einwärtskrümmung der menschlichen Wirbelsäule, dennoch besaß es eine ganz ureigene, dunkle Anmut.
    Sie standen einen Augenblick schweigend da.
    Peyser kauerte mit gesenktem Kopf auf dem Boden.
    Schließlich sagte Sholnick von der Tür: »Mein Gott, er ist gefangen.«
    Mike Peysers Problem ließ sich möglicherweise auf einen Fehler in der Technologie zurückführen, mittels derer die Verwandlung von einem Alten in einen Neuen Menschen bewerkstelligt wurde, aber Loman vermutete, daß Peyser immer noch über die Fähigkeit verfügte, sich neu zu formen, daß er wieder zu dem Menschen werden konnte, zu dem er so verzweifelt werden wollte, daß ihm aber der Wunsch fehlte, wieder wirklich menschlich zu werden. Er war zum Regressiven geworden, weil er diesen veränderten Zustand erstrebenswert fand; vielleicht hielt er ihn auch für so ungleich erstrebenswerter und befriedigender, daß er gar nicht mehr richtig ins höhere Dasein zurückkehren wollte.
    Peyser hob den Kopf und sah Loman und dann Pennyworth an, schließlich Sholnick und zuletzt wieder Loman. Das Entsetzen über seinen Zustand war nicht mehr zu sehen. Zorn und Entsetzen waren aus seinen Augen verschwunden. Er schien sie mit seiner verzerrten Schnauze anzulächeln, und eine neue Wildheit - beunruhigend und fas zinierend zugleich - erschien in seinen

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