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Mitternacht

Mitternacht

Titel: Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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hin ter dem Rathaus in dem Streifenwagen spioniert hatte.
    »Moonhawk?« fragte sich Tessa. »Verwandlungen? In was, um Himmels willen, verwandeln sie die Menschen?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Doch sicher nicht in diese... Schreckgespenster.«
    »Nein, den Sinn dessen würde ich nicht sehen, und soviel ich mitbekommen habe, wurden bereits zweitausend Menschen in der Stadt... dieser Behandlung unterzogen, verwandelt, was auch immer, zum Teufel, es ist. Wenn so viele von Harrys Schreckgespenstern unterwegs wären, wären sie überall; in der Stadt würde es von ihnen wimmeln, wie in einem Zoo in der Twilight-Zone.«
    »Zweitausend«, sagte Harry. »Das sind zwei Drittel der ganzen Stadt.«
    »Und der Rest bis Mitternacht«, sagte Sam. »Nicht mehr ganz einundzwanzig Stunden von jetzt an.«
    »Ich auch, schätze ich?« fragte Harry.
    »Ja. Ich habe in ihrer Liste nach Ihnen gesucht. Ihre Verwandlung ist im letzten Stadium geplant, zwischen sechs Uhr kommenden Abends und Mitternacht. Sie haben also noch etwa vierzehneinhalb Stunden, bis sie zu Ihnen kommen werden.«
    »Das ist verrückt«, sagte Tessa.
    »Ja«, stimmte Sam zu. »Vollkommen verrückt.« »Das kann alles nicht wahr sein«, sagte Harry. »Aber wenn es nicht wahr ist, warum stehen mir dann die Haare zu Berge?«

54
    »Sholnick!«
    Barry Sholnick warf das Uniformhemd weg, kickte die Schuhe fort und war so begierig, sämtliche Kleidungsstücke abzustreifen und seine Regression vollkommen zu machen, daß er nicht auf Loman achtete.
    »Barry, hören Sie um Gottes willen auf, lassen Sie das nicht geschehen«, sagte Pennyworth flehentlich. Er war blaß
    und zitterte. Er sah von Sholnick zu Peyser und wieder zurück, und Loman vermutete, daß Pennyworth denselben degenerierten Trieb verspürte, dem sich Sholnick ergeben hatte.
    »...frei laufen, jagen, Blut, Blut, müssen...«
    Peysers verlockender Gesang bohrte sich wie ein Stachel durch Lomans Gehirn, und er wollte, daß er damit aufhörte.
    Nein, in Wahrheit war es kein Stachel, der seinen Schädel spaltete, denn es war überhaupt nicht schmerzhaft, tatsächlich war es erregend und seltsam melodisch, drang ihm bis ins Innerste und durchbohrte ihn nicht wie ein Schaft aus Metall, sondern wie Musik. Darum wollte er, daß es aufhörte; weil es ihn ansprach, ihn in seinen Bann zog; er wollte seine Verantwortung und seine Sorgen abstreifen, wollte sich vor dem zu komplizierten Leben des Intellekts zurückziehen in eine Existenz, die nur auf Gefühlen basierte, auf körperlichem Verlangen, in eine Welt, deren Grenzen von Sex und Nahrung und dem Nervenkitzel der Jagd bestimmt waren, eine Welt, wo Zwistigkeiten und Bedürfnisse einzig und allein durch Muskelkraft ausgetragen und erfüllt wurden, wo er nie wieder denken, sich Sorgen machen oder sich um etwas kümmern müßte.
    »...Erfüllung, Erfüllung, Erfüllung, Erfüllung, töten...« Sholnicks Körper beugte sich nach vorne, als sich die Wirbelsäule neu bildete. Sein Rücken verlor die konkave Krümmung, die der menschlichen Gestalt eigen ist. Seine Haut schien Schuppen zu weichen...
    »...Kommt, schnell, schnell, die Jagd, Blut, Blut...« ...und als Sholnicks Gesicht neu geformt wurde, klaffte sein Mund unmöglich weit auf und öffnete sich fast von einem Ohr bis zum anderen, wie das Maul eines ewig grinsenden Reptils.
    Der Druck in Lomans Brust wurde mit jeder Sekunde größer. Ihm war heiß, er schwitzte, aber die Hitze kam aus seinem Inneren, als würde sein Stoffwechsel mit einer Ge schwindigkeit rasen, die das Tausendfache der Normalen betrug, um ihn für die Verwandlung bereit zu machen.
    »Nein.« Schweiß strömte an ihm herab. »Nein!« Ihm war, als wäre das Zimmer ein Kessel, in dem er auf seine Essenz ausgekocht werden würde; er konnte fast spüren, wie sein Fleisch zu schmelzen anfing.
    Pennyworth sagte: »Ich will, ich will, ich will«, aber er schüttelte heftig den Kopf und versuchte zu leugnen, was er wollte. Er weinte und zitterte und war weiß wie ein Laken. Peyser erhob sich aus seiner kauernden Haltung und trat von der Wand weg. Er bewegte sich geschmeidig, rasch, und obwohl er sich in seinem veränderten Zustand nicht vollkommen aufrecht halten konnte, war er größer als Loman, eine furchteinflößende und zugleich verführerische Gestalt.
    Sholnick kreischte.
    Peyser entblößte die scharfen Zähne und zischte Loman etwas zu, als wollte er sagen: Entweder kommst du zu uns,  oder du stirbst.
    Mit einem Schrei, der sich aus Verzweiflung

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