Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mitternacht

Mitternacht

Titel: Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
Seite des Flurs, mehrere Häufchen Rattenkot, die mumifizierten Überreste eines Vogels, der durch eine der zerbrochenen Scheiben hereingeflogen war und sich an der Wand einen Flügel gebrochen hatte, und den noch erhaltenen Kadaver eines kranken Koyoten, der in die Küche gekrochen war, um zu sterben.
    Im Verlauf dieser Untersuchung stellte Tucker fest, daß das Haus keinen idealen Unterschlupf bot. Die Zimmer waren zu groß und zugig, besonders dort, wo die Fenster herausgebrochen waren. Es hing zwar kein Geruch von Menschen in der Luft, aber er spürte, daß immer noch welche hierher kamen, nicht regelmäßig, aber dennoch häufig genug, daß sie ein Ärgernis werden konnten.
    Aber in der Küche fand er den Eingang zum Keller, und diese unterirdische Zuflucht nahm er aufgeregt zur Kenntnis. Er führte die anderen die quietschende Treppe hinunter in diese finstere Dunkelheit, wo keine kalten Winde sie erreichen konnten, wo Boden und Wände trocken waren, und wo die Luft einen sauberen, zitronenähnlichen Geruch hatte, der aus den Wänden kam.
    Er ging davon aus, daß Eindringlinge selten in den Keller gingen. Und wenn doch... würden sie in ein Gehege kommen, aus dem sie nicht mehr entkommen könnten.
    Es war eine vollkommene, fensterlose Heimstatt. Tucker ging die Wände des Raumes ab, seine Krallen klickten und schabten über den Boden. Er schnupperte in Ecken und untersuchte den verrosteten Ofen. Er war überzeugt, daß sie in Sicherheit waren. Sie konnten sich in der sicheren Gewißheit zusammenrollen, daß man sie nicht finden würde, und falls man sie durch Zufall doch fände, könnten sie den einzigen Fluchtweg abschneiden und den Eindringling rasch aus dem Weg schaffen.
    An diesem tiefen, dunklen und geheimen Ort konnten sie werden, was sie wollten, und niemand würde sie sehen.
    Dieser letzte Gedanke verblüffte Tucker. Alles werden, was sie wollten?
    Er war nicht sicher, woher dieser Gedanke kam oder was er bedeutete. Plötzlich wurde ihm klar, daß er mit seiner Regression einen Prozeß eingeleitet hatte, der sich inzwischen seiner bewußten Kontrolle entzog, daß ein primitiver Teil seines Verstandes jetzt auf Dauer die Oberhoheit hatte. Panik ergriff ihn. Er war früher häufig in diesen veränderten Zustand übergewechselt und hatte immer wieder zurück gekonnt. Aber jetzt... Seine Angst war nur einen Augenblick klar, weil er sich nicht auf das Problem konzentrieren konnte, sich nicht einmal erinnerte, was er mit >Regression< meinte, und weil er wenig später von dem Weibchen abgelenkt wurde, das sich mit ihm paaren wollte.
    Bald darauf waren die drei ineinander verschlungen, krallten nacheinander, stießen und schlugen um sich. Ihre schrillen, erregten Schreie schallten durch das Haus, gleich Geisterstimmen in einem Spukhaus.

6
    Tick -tick -tick.
    Sam war versucht, sich zu erheben, durch das Fenster zu sehen und die Kreaturen von Angesicht zu Angesicht zu konfrontieren, denn er brannte darauf herauszufinden, wie sie aus der Nähe aussahen.
    Aber da diese Kreaturen eindeutig gewalttätig waren, hätte ein solche Konfrontation sicher zu einem Angriff und einer Schießerei geführt, was die Aufmerksamkeit der Nachbarn und damit der Polizei erregt haben würde. Er durfte sein derzeitiges Versteck nicht aufs Spiel setzen, denn er konnte nirgendwo anders hingehen.
    Er umklammerte den Revolver mit einer Hand, ließ die andere auf Moose und blieb unter dem Fenstersims und lauschte. Er hörte Stimmen, aber entweder sprachen sie keine Worte oder waren so gedämpft, daß die Worte nicht durch das Glas über seinem Kopf drangen. Das zweite Geschöpf hatte sich zu dem ersten an der Seitenmauer des Hauses gesellt. Sein Knurren hörte sich wie ein unterdrückter Streit an.
    Danach Schweigen.
    Sam kauerte noch eine Weile an derselben Stelle und wartete ab, ob die Stimme wieder zu sprechen anfangen oder eines der Wesen mit den Bernsteinaugen wieder ans Fenster klopfen würde tick -tick -, aber nichts geschah. Als schließlich seine Arm- und Beinmuskeln sich verkrampften, nahm er die Hand von Moose und richtete sich zum Fenster hin auf. Er rechnete halb damit, daß das Schreckgespenst da sein würde, aber es war fort.
    Der Hund begleitete ihn, als er im Erdgeschoß von Zimmer zu Zimmer ging und zu sämtlichen Fenstern an den vier Seiten des Hauses hinaussah. Es hätte ihn nicht überrascht, wenn die Kreaturen versucht hätten, sich irgendwo gewaltsam Zutritt zu verschaffen.
    Aber das Haus war völlig still, abgesehen

Weitere Kostenlose Bücher