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Mitternacht

Mitternacht

Titel: Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Augenblick gebannt, aber nicht so sehr starr vor Angst, sondern vor Staunen. Dann wurde ihm klar, daß das Geschöpf direkt ins Fenster zu starren schien, als könnte es ihn sehen, und plötzlich sprang es direkt auf ihn zu.
    Sam duckte sich unter den Sims, drückte sich an die Wand unter dem Fenster und zog Moose mit sich herunter. Der Hund schien die Gefahr zu spüren, denn er bellte oder win selte nicht und leistete keinen Widerstand, sondern lag mit dem Bauch auf den Boden gepreßt da und ließ sich still dort festhalten.
    Einen Sekundenbruchteil später hörte Sam über Wind und Regen hinweg die Geräusche verstohlener Bewegungen auf der anderen Seite der Mauer, an der er kauerte. Ein leises Wuseln. Kratzen.
    Er hielt den 38er in der rechten Hand und machte sich bereit, falls das Ding kühn genug sein sollte, durch das Fenster einzudringen.
    Ein paar Sekunden verstrichen still. Dann weitere.
    Sam ließ die linke Hand auf Mooses Rücken. Er konnte den Hund zittern spüren.
    Tick -tick -tick.
    Nach den langen Sekunden der Stille erschreckte das plötzliche Ticken Sam, denn er war gerade zu dem Ergebnis gekommen, daß die Kreaturen weitergezogen sein mußten.
    Tick -tick -tick -tick.
    Es klopfte gegen das Glas, als wollte es dessen Festigkeit erproben oder den Mann rufen, den es dort stehen gesehen hatte.
    Tick -tick. Pause. Tick -tick -tick.

5
    Tucker führte seine Meute aus Schlamm und Regen auf die windschiefe Veranda des Hauses. Die Dielen ächzten unter ihrem Gewicht. Ein loser Laden klapperte im Wind; alle anderen waren schon längst verfault und heruntergefallen.
    Er bemühte sich, ihnen seine Absichten mitzuteilen, mußte aber feststellen, daß es ihm sehr schwerfiel, sich an die notwendigen Worte zu erinnern oder sie hervorzubringen. Zwischen Knurren und Fauchen und leisem Paarungsmurmeln gelang es ihm nur hervorzustoßen: »...hier ...verstecken ...hier ...sicher...«
    Das andere Männchen schien die Fähigkeit zu sprechen vollkommen verloren zu haben, denn es brachte überhaupt keine Worte mehr zustande.
    Das Weibchen sagte mit sichtlichen Schwierigkeiten: ».. .sicher ...hier ...zu Hause ...«
    Tucker studierte seine beiden Gefährten einen Augenblick und stellte fest, daß sie sich während ihres nächtlichen Abenteuers verändert hatten. Bisher hatte das Weibchen etwas Katzenhaftes gehabt - schlank, geschmeidig, mit Katzenohren und spitzen Zähnen, die sie entblößte, wenn sie vor Angst, Wut oder sexuellem Verlangen fauchte. Zwar hatte sie immer noch etwas von einer Katze an sich, aber sie war mehr wie Tucker geworden, wölfisch, mit einem großen Kopf und einer Schnauze, die mehr hundeartig als katzenhaft war. Sie hatte auch wolfsgleiche Beine und Füße, die von einer Kreuzung zwischen Mensch und Wolf zu stammen schienen, keine Pfoten, aber auch keine Hände, mit Klauen versehen, die länger und mörderischer als die eines Wolfs waren. Das andere Männchen, einst eine einmalige Erscheinung, die ein paar insektenhafte Züge mit dem allgemeinen Erscheinungsbild einer Hyäne vereint hatte, hatte sich inzwischen ebenfalls weitgehend Tuckers Äußerem angeglichen.
    Tucker war durch eine stumme Übereinkunft zum Anführer der Meute geworden. Nachdem sie sich seiner Herrschaft unterworfen hatten, hatten seine Anhänger offensichtlich seine Gestalt als Modell für ihre eigene benützt. Ihm wurde klar, daß dies eine wichtige Wendung der Ereignisse war, vielleicht sogar eine ominöse.
    Er wußte nicht, warum ihn das beunruhigen sollte, und er besaß nicht mehr die geistige Klarheit, sich so lange zu konzentrieren, bis er es begriff. Das drängendere Problem einer Zuflucht beanspruchte seine Aufmerksamkeit.
    ...hier... sicher... hier...«
    Er führte sie durch die aufgebrochene, halb offene Tür in die Diele des verfallenen Hauses. Der Verputz war rissig und abgebröckelt, an manchen Stellen fehlte er völlig, dort waren Gitter zu sehen, die an die Gebeine eines halb verwesten Leichnams erinnerten. In dem leeren Wohnzimmer hingen lange Streifen Tapete herunter, als würde das Haus im Prozeß einer Verwandlung seine Haut abstreifen, die so dra matisch war wie die, die Tucker und seine Meute durchgemacht hatten.
    Er folgte Gerüchen durch das Haus, und das war interes sant, nicht erregend, aber eindeutig interessant. Seine Ge fährten folgten ihm, während er Flecken von Schimmel untersuchte, Pilze, die in einer dunklen Ecke des Eßzimmers wuchsen, Kolonien schwach leuchtender Pilze im Zimmer auf der anderen

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