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Mitternacht

Mitternacht

Titel: Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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ist ziemlich stark, aber er reicht nicht annähernd für die Steigungen aus.«
    »Wir sind bei Ihnen«, sagte Chrissie ernst. »Wir können Ihnen helfen.«
    »Liebes Mädchen, ihr könnt nicht schnell genug durch drei Blocks besetztes Gelände schleichen, wenn ihr mich dabei mitschleppen müßt«, sagte Harry fest. »Zunächst einmal müßt ihr euch weitgehend von den Straßen fernhalten, wo gegen ich nur auf Asphalt rollen kann, besonders bei diesem Wetter, wo der Boden so naß ist.«
    »Wir können Sie tragen.«
    »Nein«, sagte Sam. »Das können wir nicht. Nicht, wenn wir zur Schule gelangen und eine Botschaft ans Bureau absetzen wollen. Es ist eine kurze Strecke, aber voller Gefahren, und wir müssen ohne Belastungen gehen. Tut mir leid, Harry.«
    »Sie müssen sich nicht entschuldigen«, sagte Harry. »Ich würde es nicht anders dulden. Glauben Sie, ich möchte wie ein Zementsack durch die halbe Stadt geschleppt oder getra gen werden?«
    Die offensichtlich beunruhigte Chrissie stand vom Bett auf und ballte die Fäuste an den Seiten. Sie sah von Tessa zu Sam und wieder zu Tessa und flehte sie stumm an, sich eine Möglichkeit auszudenken, Harry zu retten.
    Draußen war der graue Himmel jetzt von häßlichen Wolken befleckt, die beinahe schwarz waren.
    Der Regen ließ nach, aber Tessa spürte, daß es nur eine kurze Ruhepause war, nach der es noch heftiger als vorher schütten würde.
    Die seelische und weltliche Düsternis nahmen zu.
    Moose winselte leise.
    Tränen glitzerten in Chrissies Augen, sie schien Harry nicht in die Augen sehen zu können. Sie ging zum Nordfenster und sah zum Nachbarhaus hinüber und zur Straße hin unter - gerade so weit vom Glas weg, daß sie von draußen nicht gesehen werden konnte.
    Tessa wollte sie trösten.
    Sie wollte auch Harry trösten.
    Mehr als das... sie wollte, daß alles richtig würde.
    Als Autorin/Regisseurin/Produzentin war sie ein Macher und gut darin, das Kommando zu übernehmen und dafür zu sorgen, daß etwas geschah. Sie wußte immer, wie ein Problem zu lösen war, was man in einer Krise tat, wie man die Kameras am Rollen hielt, nachdem ein Projekt angefangen hatte. Aber jetzt war sie hilflos. Sie konnte die Wirklichkeit nicht immer mit der Treffsicherheit skripten, wie sie ihre Filme schrieb; manchmal weigerte sich die wirkliche Welt, sich ihrem Willen zu beugen. Vielleicht hatte sie deshalb ihren Beruf einer Familie vorgezogen, obwohl sie als Kind so eine wunderbare Familienatmosphäre erlebt hatte. Sie wirkliche Welt des täglichen Lebens und Strebens war schlampig, unvorhersehbar, voll loser Enden; sie konnte sich nicht darauf verlassen, daß sie alles so verknüpfen konnte, als würde sie sich einzelne Aspekte herausgreifen und zu einem ordentlichen Film zusammenfügen. Das Leben war das Leben, breit und prall... aber Film bestand nur aus dem Es sentiellen. Vielleicht kam sie mit dem Essentiellen besser zurecht als mit dem Leben in all seinen fröhlichen Einzelheiten.
    Ihr genetisch bedingter Lockland-Optimismus, der bislang so grell wie ein Scheinwerfer gewesen war, hatte sie nich't verlassen, aber er war momentan eindeutig etwas getrübt.
    Harry sagte: »Es wird alles gut werden.«
    »Wie?« fragte Sam.
    »Ich bin wahrscheinlich der letzte auf ihrer Liste«, sagte Harry. »Sie werden sich nicht speziell um Krüppel und Blinde kümmern. Selbst wenn wir etwas erfahren, können wir die Stadt nicht verlassen und Hilfe holen. Mrs. Sagerian - sie wohnt drüben am Pinecrest - ist blind, und ich wette, wir beiden sind die letzten im Plan. Sie werden mit uns bis kurz vor Mitternacht warten. Wir werden schon sehen. Ganz bestimmt. Sie müssen also nur zur High School und das FBI benachrichtigen, damit Hilfe kommt, und zwar pronto, bevor es Mitternacht ist, und alles wird gut werden.«
    Chrissie wandte sich vom Fenster ab, ihre Wangen waren tränenfeucht. »Glauben Sie das wirklich, Mr. Talbot? Glauben Sie wirklich allen Ernstes, daß sie nicht vor Mitternacht hierherkommen werden?«
    Mit dem ständig etwas zur Seite geneigten Kopf, der je nachdem, wie man ihn sah, entweder fröhlich oder herzzerreißend war, blinzelte Harry dem Mädchen zu, obwohl sie weiter von ihm weg war als Tessa und das Zwinkern vielleicht gar nicht sah. »Wenn ich dich anlüge, Liebes, soll Gott mich in diesem Augenblick mit einem Blitzstrahl erschlagen.«
    Es regnete, aber kein Blitz war zu sehen.
    »Siehst du?« sagte Harry grinsend.
    Obwohl das Mädchen eindeutig das Szenario glauben wollte,

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