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Mitternacht

Mitternacht

Titel: Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Verlassen.
    »Sie haben gesagt, Sie hätten bereits Geld in den Automa ten gesteckt, aber kein Getränk bekommen?« fragte Quinn, während er die Tür zufallen ließ.
    »Ganz recht.«
    »Was wollten Sie?«
    »Nun... Diet Coke.«
    Er drückte den entsprechenden Knopf am Automaten, und eine Dose klapperte in die Ausgabe. Er gab sie ihr, deutete auf den Kübel, den sie von ihrem Zimmer mitgebracht hatte, und sagte: »Vergessen Sie Ihr Eis nicht.«
    Tessa trug den Eiskübel und die Dose und folgte ihm mit heißer Röte auf den Wangen und kalter Wut im Herzen die Nordtreppe hinauf. Niemand lauerte dort. Die ungeölten Scharniere der Feuertür quietschten, als sie in den Flur im ersten Stock traten, der ebenfalls verlassen war.
    Die Tür ihres Zimmers war angelehnt, wie sie sie hinterlassen hatte. Sie zögerte einzutreten.
    »Sehen wir nach«, sagte Quinn.
    Das kleine Zimmer, der Schrank und das angrenzende Ba dezimmer waren leer.
    »Fühlen Sie sich jetzt besser?« fragte er.
    »Ich habe mir nichts eingebildet.«
    »Das habe ich auch nicht gesagt«, sagte er, immer noch väterlich.
    Als Quinn auf den Hur hinausging, sagte Tessa: »Sie wa ren da, und sie waren echt, aber ich schätze, jetzt sind sie verschwunden. Sie sind wahrscheinlich weggelaufen, als ih nen klar wurde, daß ich sie entdeckt hatte und Hilfe holen ging.«
    »Nun, dann ist jetzt ja alles gut«, sagte er. »Sie sind in Sicherheit. Wenn sie weg sind, dann ist das fast so gut, als wä ren sie überhaupt nicht dagewesen.«
    Es kostete Tessa alle Anstrengung, nicht mehr zu sagen als »vielen Dank«, und dann die Tür zuzumachen. In dem Knauf befand sich ein Druckschloß, das sie hineindrückte. Über dem Knauf befand sich ein Riegel, den sie vorschob. Auch eine Sicherungskette war vorhanden; sie hängte sie ein.
    Sie ging ans Fenster und vergewisserte sich, daß es von einem potentiellen Eindringling nicht so leicht geöffnet werden könnte. Als sie auf einen Hebel drückte und zog, glitt die Hälfte des Fensters nach links, aber es konnte nicht von außen geöffnet werden, es sei denn, jemand schlüge die Scheibe ein und streckte die Hand herein, um das Schloß aufzudrehen. Zudem war sie im ersten Stock; ein Eindringling hätte eine Leiter gebraucht.
    Sie saß eine Weile im Bett und lauschte den fernen Geräuschen im Motel. Jetzt hörte sich jeder Laut seltsam und bedrohlich an. Sie fragte sich, welchen Zusammenhang, wenn überhaupt, ihr beunruhigendes Erlebnis mit Janices Tod vor drei Wochen haben könnte.

20
    Nachdem sie mehrere Stunden in dem Abflußrohr unter der Hangwiese verbracht hatte, wurde Chrissie Foster von Klaustrophobie geplagt. Sie war viel länger in der Vorratskammer neben der Küche eingesperrt gewesen, und die war kleiner, aber das pechschwarze Betonrohr war ungleich schlimmer. Vielleicht fühlte sie sich deshalb beengt und eingesperrt, weil die Tatsache, daß sie den ganzen Tag und den größten Teil in engen Plätzen verbracht hatten, einen kumu lativen Effekt hatte.
    Vom Superhighway weit oben, wo das Abflußsystem seinen Anfang hatte, drang das laute Dröhnen von Trucks durch die Rohre, was Bilder von fauchenden Drachen in ih rem Verstand weckte. Sie preßte die Hände auf die Ohren, um das Geräusch zu verdrängen. Manchmal lagen die Ge räusche der Trucks weit auseinander, aber gelegentlich ka men auch sechs, acht oder ein Dutzend hintereinander, dann wurde das anhaltende Dröhnen bedrückend und nervtötend.
    Vielleicht hatte ihr Wunsch, aus dem Rohr herauszukommen, auch etwas mit der Tatsache zu tun, daß es unterirdisch lag. Chrissie, die im Dunkeln kauerte, den Trucks und in der zwischen ihnen liegenden Stille nach Anzeichen der Rückkehr ihrer Eltern oder Tucker lauschte, kam sich wie in einem Betonsarg vor - wie lebendig begraben.
    Sie las laut aus-dem imaginären Buch über ihre eigenen Abenteuer vor und sagte: »Die junge Chrissie konnte nicht wissen, daß die Leitung bald einstürzen und sich mit Erde füllen, sie zerquetschen und für immer gefangenhalten würde wie einen Käfer.«
    Sie wußte, sie sollte bleiben, wo sie war. Vielleicht suchten sie immer noch auf der Wiese oder im Wald nach ihr. Im Rohr war sie sicherer als draußen.
    Aber sie war mit einer blühenden Fantasie gestraft. Sie war zwar zweifellos die einzige in diesem licntlosen Ge bäude, in dem sie kauerte, aber sie stellte sich dennoch unerwünschte Gesellschaft in zahllosen Formen vor: sich windende Schlangen, ganze Hundertschaften Spinnen, Küchenschaben,

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