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Mitternacht

Mitternacht

Titel: Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Ende der Treppe fand sie weder Eismaschine noch Getränkeautomat, dafür aber ein Schild an der Wand, auf dem stand, daß sich das Erfrischungszentrum im Erdgeschoß am nördlichen Ende des Motels befand. Bis sie endlich Eis und Cola hätte, würde sie soviel Kalorien verbraucht haben, daß sie sich ein normales, zuckersüßes Cola statt eines Diet Coke verdient haben würde.
    Als sie nach der Klinke der Feuertür griff, die zum Erdgeschoß führte, glaubte sie zu hören, wie die zweite Tür oben an der Treppe geöffnet wurde. Das war das erste Zeichen, seit sie angekommen war, daß sie nicht der einzige Gast in dem Motel war. Das Gebäude hatte trotzdem etwas Verlassenes an sich.
    Sie trat durch die Feuertür ein und stellte fest, daß der untere Flur mit demselben gräßlich grellorangefarbenen Nylonteppichboden ausgelegt war wie der obere Flur. Der In nenarchitekt hatte eine clownhafte Vorliebe für schreiende Farben gehabt. Sie blinzelte.
    Sie wäre gerne eine erfolgreiche Filmemacherin gewesen, und sei es nur, damit sie sich Unterkünfte leisten könnte, die keine Beleidigung für die Sinne waren. Aber dies war natürlich das einzige Motel in Moonlight Cove, daher hätte nicht einmal Reichtum sie vor diesem augenbeleidigenden orangefarbenen Flimmern bewahren können. Als sie das Ende des Flurs erreicht und eine weitere Feuertür hinter sich gelassen hatte und zum Absatz der Nordtreppe gelangt war, fand sie den Anblick der grauen Betonwände und Betonstufen eindeutig beruhigend und ansprechend.
    Hier funktionierte die Eismaschine. Sie klappte den Dekkel auf und zog den Plastikkübel einmal tief durch, bis er mit halbmondförmigen Eisstückchen gefüllt war. Sie stellte den vollen Eimer auf die Maschine. Als sie die Klappe zumachte, hörte sie die Tür oben mit einem leisen Quietschen der Angeln aufgehen.
    Sie ging zum Getränkeautomaten, um die Cola herauszulassen und erwartete, daß jemand vom zweiten Stock herunterkommen würde. Erst als sie die dritte Münze in den Schlitz geworfen hatte, wurde ihr klar, daß die Art, wie die Tür oben aufgemacht worden war, etwas Verstohlenes gehabt hatte; das gedehnte, leise Quietschen... als wüßte jemand, daß die Angeln nicht geölt waren, und versuchte, so leise wie möglich zu sein.
    Tessa verharrte mit dem Finger über der Taste für Diet Coke und lauschte.
    Nichts.
    Kühle Betonstille.
    Sie fühlte sich genauso wie vorher am Strand, als sie die sen seltsamen, fernen Ruf vernommen hatte. Sie hatte jetzt wie dort - eine Gänsehaut.
    Sie hatte den verrückten Eindruck, als wäre jemand oben auf dem Treppenabsatz und würde die Feuertür aufhalten, nachdem er hindurchgegangen war. Er wartete darauf, daß sie auf den Knopf drückte, damit das Poltern der Dose in der Maschine das erneute Quietschen der Scharniere übertönen würde.
    Viele moderne Frauen, die sich bewußt waren, daß man in einer rauhen Welt rauh sein mußte, wären von solchen Vorahnungen peinlich berührt gewesen und hätten das intuitive Frösteln achselzuckend abgetan. Aber Tessa kannte sich selbst gut. Sie neigte nicht zu Hysterie oder Paranoia, daher fragte sie sich auch nicht, ob Janices Tod sie überempfindlich gemacht hatte, und zweifelte nicht an ihrer Vorstellung von einem feindseligen Eindringling, der unsichtbar hinter der Biegung auf dem oberen Treppenabsatz lauerte. Hier unten befanden sich drei Türen in der Betonkammer. Die erste war in der Südwand; durch sie war sie gekommen, und durch sie konnte sie in den Erdgeschoßflur zurückkehren. Die zweite war in der Westwand und öffnete sich zur rückwärtigen Fassade des Motels, wo offenbar ein kleiner Zufahrtsweg zwischen dem Gelände und der Klippe über dem Meer war, und die dritte war in der Ostwand, dort konnte sie wahrscheinlich zum Parkplatz vor dem Motel gelangen. Sie drückte nicht auf die Taste, um das Coke zu bekommen, ließ auch den Eiskübel stehen und trat rasch und leise zur Südtür und riß sie auf.
    Sie sah eine Bewegung am gegenüberliegenden Ende des Erdgeschoßflurs. Jemand duckte sich zur anderen Feuertür hinaus ins südliche Treppenhaus. Sie konnte ihn kaum erkennen, nur einen schemenhaften Umriß, denn er hatte nicht auf dem orangefarbenen Teppich selbst gestanden, sondern auf der Schwelle gegenüber, daher hatte er sich auch binnen Sekundenbruchteilen verstecken können. Die Tür fiel hinter ihm ins Schloß.
    Mindestens zwei Männer - sie vermutete, daß es Männer waren, keine Frauen - waren hinter ihr her.
    Hier im

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